Tierlauf, Johannes

Johannes Tierlauf

Johannes Tierlauf

Abt des Zisterzienserklosters Bronnbach 1637–1641

† 21. April 1641 Wertheim-Bronnbach

Johannes Tierlauf (Thyrlauf), ein Würzburger, war Cellerar der Zisterzienserabtei Bronnbach im Taubertal als die Bronnbacher Mönche, nachdem sich Würzburg am 15. Oktober 1631 den Schweden ergeben hatte, ihr Kloster fluchtartig verließen. Mit Abt Johannes Feilzer teilte er dessen Exil, ging zunächst nach Miltenberg, dann über Worms in das Kloster Tholey im Saarland und nach der schwedischen Gefangenschaft nach Köln.

1635 in das geplünderte und verwüstete Kloster zurückgekehrt, wurde er dort lt. Urkunde[1] am 10. September, nach anderen Angaben am 22. September 1637 unter dem Vorsitz des Abtes Georg Kihn von Bildhausen und in Anwesenheit des Visitators Johannes Pfister von Ebrach von den neun verbliebenen Konventualen zum Abt gewählt[2] und von Abt Georg bestätigt. Der Fürstbischof ließ das Ergebnis der Wahl durch Anschlag an den Türen der Kathedrale verkünden. Die Bestätigung erteilte er ihm schon am 25. September, die Benediktion fand jedoch erst am 2. Februar 1638 durch den Fürstbischof selbst in der Domkirche zu Würzburg statt, zugleich mit den Benediktionen der neuen Äbte von Ebrach (Johann Pfister) und Langheim (Johann Gagel).

In seiner Position als Abt bemühte sich Tierlauf, die zerstreute Klostergemeinde wieder zusammenzubringen und die wirtschaftliche Lage des schwer geschädigten Klosters zu verbessern. Anfang 1638 forderte er den in Wien studierenden Konventualen Friedrich Groß zur Rückkehr nach Bronnbach auf. Wie schwierig damals die Lage war, geht aus einem Brief hervor, den Abt Tierlauf am 4. Juni 1638 an Abt Johann Eckhardt OSB von Neustadt am Main schrieb, der ihn zu seiner Benediktionsfeier eingeladen hatte. Er entschuldigt sein Nichtkommen teils mit den das Kloster bedrohenden „täglich streiffenden partheyen“, teils damit, dass die noch immer in Köln lagernden „zum berürten Acte nöthige Pontificalia nit bei der handt“ seien. In einem Schreiben vom 12. September desselben Jahres bittet er die Äbtissin von Mariengarten (St. Maria ad Ortum) auf den dort verwahrten Ornat des Klosters Bronnbach gut zu achten und ihn bisweilen zu lüften. Am selben Tag schrieb er dem Abt von Altenberg, Melchior von Mondorf, und bat um Zahlungsaufschub für eine Schuld von 150 Reichstalern. Er sei im Begriff gewesen, persönlich nach Köln zu reisen, teils wegen der Schuld, teils um die in Mariengarten befindlichen Sachen abzuholen, habe jedoch wegen der Kriegsunruhen in Mainz umkehren müssen. Immer wieder forderten Truppendurchzüge ihren Tribut: 1639 musste Bronnbach Brandschatzungsgeld an die schwedischen Truppen unter General Hans Christoph von Königsmarck zahlen.

Von P. Konrad Burger aus Tennenbach, der sich 1658/59 ein Jahr in Bronnbach aufhielt und vom Kloster aus die Pfarrei Dörlesberg versah, erfahren wir, dass gleichzeitig mit ihm auch zwei Patres aus dem Kloster Oliva bei Danzig in Bronnbach im Exil lebten.

Bemerkenswert ist, dass trotz der schwierigen Zeiten das Kloster am 10. März 1638 von den Gebrüdern Herbst die Lindenmühle an der Erff mit den zugehörigen Gütern kaufen konnte. Vom Mainzer Erzbischof erlangte der Abt Zollfreiheit für Getreide und Wein, die 1639 nach Frankfurt und Köln verschifft wurden; ebenso erwirkte er, dass die kurfürstlichen Beamten in Bischofsheim, Prozelten und Külsheim angewiesen wurden, ausständige Zehnten und Zinsen des Klosters für dasselbe einzutreiben.

Abt Johann Tierlauf starb am 21. April 1641, nachts zwischen 11 und 12 Uhr, und wurde in der Kirche neben seinem Vorgänger an den Stufen des Presbyteriums begraben. Die verbliebenen sieben Mönche wählten Friedrich Groß, den jüngsten unter ihnen, zum Nachfolger.

gge, Jan. 2020

  1. anno domini millesimo sexcentesimo trigesimo septimo die vero decima mensis Septembris“.
  2. Nicht alle stimmberechtigten Kapitularen nahmen an der Wahl teil, manche befanden sich noch im Exil, u.a. der spätere Abt Valentin Mammel in Wettingen.

Daten:

Abbas: el. 10. Sept. 1637, ben. 2. Feb. 1638.

Literatur:

Stefan Huppertz-Wild: Bronnbach – Geschichte und Kunst des ehemaligen Zisterzienserklosters, 2010 · Müller, Gregor: Chronik des Klosters Bronnbach, in: Cistercienser Chronik 7 (1895), S. 1–9, 33–44, 65–77, 97–108, 129–141, 161–169, 193–203, 232–243, 266–279, 297–307, 334–343, 360-365, bes. 237–239.

Zitierempfehlung: Tierlauf, Johannes, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Tierlauf,_Johannes

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