Thekla Trück
Äbtissin des Klosters Lichtenthal 1775–1808
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† 11. Jan. 1808 Baden-Baden-Lichtental
Maria Antonia Thekla Trück, Taufname Maria Anna, wurde am 8. November 1739 mit ihrer Zwillingsschwester Katharina als Tochter des Schullehrers Valentin Trück († 1786) und seiner Ehefrau Katharina Colmennin in Kuppenheim bei Rastatt geboren. Sie trat in die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal bei Baden-Baden ein und legte neunzehnjährig unter Äbtissin Benedikta Grasmaier die Profess ab, bis zu deren Tod sie Sakristanin und Abteifrau war. Am 28. Oktober 1775 wurde sie unter dem Vorsitz des Abtes Maurus Berier von Tennenbach zur Äbtissin gewählt und durch den Regierungskommissar in die weltlichen Rechte des Klosters eingesetzt. Fürstbischof Styrum von Speyer, der von der Wahl nicht benachrichtigt worden war, erklärte Abt Maurus und dem Konvent von Lichtenthal, dass er die Äbtissin nicht anerkenne, kam aber zu spät, denn sie war schon am 13. November 1775 von Generalabt François Trouvé bestätigt und am 27. Dezember 1775 im Zisterzienserinnenkloster Königsbrück im Bistum Straßburg durch den Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation, Abt Grégoire Girardin von Lützel, feierlich benediziert worden. Bischof Styrum protestierte noch einmal beim Markgrafen, blieb aber ohne Erfolg.
Die ersten zwanzig Jahre der Regierungszeit der Äbtissin Thekla verliefen ruhig und friedlich. Sie ließ notwendige Bauarbeiten ausführen, die ihre Vorgängerin nicht mehr in Auftrag hatte geben können: Neubauten oder Reparaturen im Klosterhof, Neuerrichtung der Klostermauer usw. 1781 erhielt sie aus Rom die Gebeine der hh. Pius und Benedictus. Einen tiefen Einschnitt brachten dem Kloster die Folgen der französischen Revolution. Vor den einrückenden Revolutionstruppen floh die Äbtissin auf Drängen des Konvents Ende Juli 1796 nach Forbach, dann nach Ansbach. Den Chorfrauen und Schwestern hatte sie den Verbleib im Kloster oder die Flucht freigestellt, wovon der größere Teil des Konvents Gebrauch machte. Erst nachdem Markgraf Karl Friedrich im August mit Frankreich einen Sonderfrieden geschlossen hatte, konnten sie ins Kloster zurückkehren.
Gravierende Folgen hatte für das Kloster die Ende 1802 in Baden einsetzende Säkularisation der kirchlichen Güter, von der auch Lichtenthal nicht verschont blieb. Es verlor seinen gesamten Besitz und alle Feudalrechte, konnte aber als Kloster im Sinne einer religiösen Lebensgemeinschaft erhalten bleiben. Jedoch griffen die im Rahmen eines Sustentationsvertrags auferlegten Bedingungen so stark in das klösterliche Leben ein, dass eine zisterziensische Lebensweise fast unmöglich wurde (Verbot der Novizinnenaufnahme, Beschränkung des Konvents auf zwölf Chorfrauen und drei Laienschwestern). Die Klosterkirche wurde zugleich Pfarrkirche. Die nach Lichtenthal geflüchteten Königsbrücker Nonnen mussten als Ausländerinnen das Kloster verlassen und kamen in Schweizer Konventen unter. Immerhin erreichte die Äbtissin, dass die den Schwestern zustehende staatliche Pension nicht einzeln, sondern als Gesamtsumme an den Konvent ausgezahlt wurde, wodurch ein wesentlicher Bestandteil des gemeinsamen Lebens, der Verzicht auf Privateigentum, erhalten blieb.
Da durch die Auflösung der Klöster Tennenbach und Salem die Verbindung zum Zisterzienserorden zerrissen war, blieb Lichtenthal über hundert Jahre lang isoliert. Die kirchliche Aufsicht wurde währenddessen von den Freiburger Erzbischöfen ausgeübt.
Äbtissin Thekla starb frühen Morgen des 11. Januar 1808 nach längerer Krankheit. Ihr Grab befindet sich im mittleren Gang der Kirche. Zu ihrer Nachfolgerin wurde die Chorfrau Cäcilia Lauf gewählt.
gge, Juli 2017
Daten:
Abbatissa: el. 28. Okt. 1775, ben. 27. Dez. 1775.Literatur:
Wolters, Agnes: Thekla Trück, Äbtissin der Wende, in. Die Ortenau 43 (1963), S. 193–204 · Schindele, Pia: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan-Archiv 105, Freiburg: Herder 1985, S. 67–248 · Willi, Dominikus: Lichtenthal, in: Sebastian Brunner (Hg.): Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, Seite 653—663 · Bauer, Benedikt: Das Frauenkloster Lichtenthal. Geschichte, Kirchen und Altertümer. Baden-Baden : Weber, 1896, S. 233–243.Vorlage:Page.name: TRÜCK, Thekla OCist (1739–1808) – Biographia Cisterciensis