Trautzl, Jakob

Jakob Trautzl

Jakob Trautzl

Pseudonym: Sapúto

Chorregent des Zisterzienserstiftes Osek; Musiker, Komponist

* 22. Feb. 1749 Seidowitz [Židovice]
† 27. Juni 1834 Ossegg [Osek]

Jakob Trautzl, Taufname Johannes Jakobus, wurde am 22. Februar 1749 im heute zur Braunkohlegewinnung abgebaggerten Dorf Seidowitz bei Most als Sohn einer armen Häuslerfamilie geboren. Er hatte ein außergewöhnliches musikalisches Talent; noch vor seinem Klostereintritt spielte er mehrere Instrumente.

Am 27. Oktober 1770 als Novize im Zisterzienserstift Ossegg eingekleidet, legte am 28. Oktober 1771 die Profess ab. 1778 war er als Theologiestudent im Collegium St. Bernardi in Prag und feierte am 18. April 1778 seine Primiz. Danach versah er von 1778 bis 1783 das Amt eines Succentors (Gehilfe des Novizenmeisters) und von 1784 bis 1807 wegen seiner musikalischen Talente das des Regens chori (Chorleiter), das er fünfzig Jahre lang ausüben sollte, unterbrochen nur 1808 als er am Komotauer Gymnasium Mathematik und Naturgeschichte supplierte.

In seiner ein halbes Jahrhundert währenden Tätigkeit als Chorregent schrieb er zahlreiche (erhalten sind 67) Kompositionen im Stil seiner Zeit, beginnend 1782 mit der Neujahrsoper Operetta pro novo anno zur Feier der Wiederaufnahme des Betriebs der Ossegger Schule, dazu Messen, umfangreiche Kantaten, Oratorien, Zyklen von Klaviersonaten und Kammermusik für ungewöhnliche Instrumentalensembles.

Für seine Kantaten und Lieder schrieb er mehrere umfangreiche poetische Kompositionen und viele kleinere Texte und Libretti und widmete sich dem Inventar des Musikarchivs. Von außerordentlicher Bedeutung sind seine tausend Seiten umfassenden Tagebücher von 1807 bis 1821, die einen einzigartigen Einblick in den Klosteralltag im frühen 19. Jahrhundert bieten.

Jakob Trautzl starb als Jubelpriester und Senior am 27. Juni 1834. Sein musikalisches Erbe wird heute vom Teplitzer Kunstverein Trautzlova umělecká společnost betreut, der auch gelegentlich in der Abteikirche Mariä Himmelfahrt (für die sie geschrieben waren) seine Kompositionen wieder aufführt.

gge, April 2020


Daten:

Vest.: 27. Okt. 1770; Prof.: 28. Okt. 1771; Prim.: 18. April 1778.

Werke:

Operetta pro novo anno · Saul · Miserere · Abel · Pantomia de Abraham · Menschenalter (Klavierzyklus).

Literatur:

Album Ossecense; oder, Verzeichnis der Mitglieder des Cistercienser-Stiftes Ossegg vom Jahre 1645-1896. Anlaesslich des siebenhundertjaehrigen Gruendungs-Jubliaeums zusammengestellt von einem Capitularen dieses Stiftes. Verlag des Cistercienser-Stiftes Ossegg, 1896, S. 87.

Zitierempfehlung: Trautzl, Jakob, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Trautzl,_Jakob

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