Van der Meulen, Ephrem

Ephrem van der Meulen
Abbas Montis Olivarum B. Mariae Virginis de La Trappa, Vicarius Generalis Ordinis Cisterciensis antiquioris reformationis in Gallia

Ephrem van der Meulen

2. Abt von Œlenberg 1850–1884

* 5. Dez. 1801 Rhede, Kr. Borken, Westfalen
† 1. März 1884 Œlenberg, Rreiningue, Elsass

Ephrem van der Meulen, Taufname August, wurde am 5. Dezember 1801 auf dem (damals verlassenen und verfallenden) Adelsgut Haus Rhede bei Bocholt geboren. Sein Vater Franz war ein aus Holland eingewanderter Kaufmann, seine Mutter Anna Elisabeth eine geborene Robelinck. Aus der Ehe stammten noch zwei weitere Kinder, ein Sohn Gustav[1] und eine Tochter Karoline[2]. Da die Geschäfte wegen der Zeitumstände (napoleonische Kriege) schlecht liefen, siedelte die Familie nach Amsterdam über, wo der Vater einen Kaffeehandel betrieb, der aber durch die Kontinentalsperre zum Erliegen kam. Franz van der Meulen suchte daraufhin sein Heil in Amerika, wo er trotz aller Nachforschungen verschollen ist. Die Mutter kehrte mit den drei Kindern nach Bocholt zurück und fand auf dem Gut Holtwick bei der Familie des späteren Kardinals Melchior von Diepenbrock Aufnahme.

August van der Meulen besuchte das Gymnasium in Coesfeld und schrieb sich 1818 an der Universität (damals Akademie) Münster ein, wo er Philosophie, Theologie und Kirchenrecht sowie Englisch und Spanisch studierte. Bei den Ferienbesuchen zuhause machte er die sein ganzes Leben prägende Bekanntschaft mit dem Schriftsteller Clemens Brentano (1778–1842), der sein Freund und Mentor wurde. Im Sommer 1822 an die Universität Bonn gewechselt, nahm ihn dort auf Brentanos Empfehlung hin der Philosophie- und Medizinprofessor Karl Joseph Hieronymus Windischmann (1775–1839) als Sekretär und Erzieher seiner Kinder in den Haushalt auf. Aus dieser gesicherten Stellung heraus konnte er seine Studien fortsetzen und wurde auch in die übrigen Professorenkreise eingeführt.

Da er nach dem Studienabschluss 1823 noch zu jung zum Eintritt in das Priesterseminar war, verschafften ihm Windischmann und Brentano eine Stelle als Erzieher für die beiden Söhne eines Gesandten beim Bundestag in Frankfurt am Main. Von dort aus trat er im August 1824 in das Priesterseminar Münster ein und wurde am 6. April 1825 von Weihbischof Caspar Max von Droste-Vischering, dem damals einzigen amtierenden katholischen Bischof in Deutschland, Belgien und Holland, in Münster zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Anwesenheit seiner Mutter und seiner Geschwister in Dom zu Münster.

Nach der Priesterweihe übernahm er, Direktor und Lehrerkollegium in einer Person, die Wiederbegründung der nach der Aufhebung des Minoritenklosters 1811 aufgelösten Lateinschule in Bocholt, die er bald wieder zur Blüte brachte (sie verfiel nach seinem Weggang wieder). 1834 bot ihm Clemens Brentano als Bevollmächtigter der Frankfurter Schulkommission die Inspektorstelle (Schulleitung) der Frankfurter Selektenschule (Domstiftschule) an, die August van der Meulen am 15. April 1834 übernahm. Hier pflegte er engen Umgang mit der Familie Brentano und war, teils dadurch, teils durch sein eigenes Wirken und Rednertalent gut in die Frankfurter Gesellschaft eingeführt. Als Schulleiter war er erfolgreich tätig. Die Schülerzahl stieg unter seiner Leitung von 84 innerhalb von fünf Jahren auf 130 (und fiel nach seinem Weggang wieder auf 89 zurück). Jedoch zermürbten ihn die jahrelangen Kämpfe mit der Schulbehörde. Dazu kam der Tod seines Freundes Clemens Brentano am 28. Juli 1842, an dessen Sterbebett in Aschaffenburg er noch gereist war. Schon 1841 wegen Erschöpfung (Burn out) von der Schulbehörde beurlaubt, erhielt er 1842 seine Entlassung und, da er diese nicht akzeptieren wollte, Anfang Oktober 1842 seine polizeiliche Ausweisung aus Frankfurt.

Nach seiner Ausweisung siedelte Van der Meulen zunächst nach Köln (dort war sein Bruder Gustav Pfarrer), 1845 dann nach Aachen über, wo er die Stelle des Hausgeistlichen und Ökonomen am Marienhospital übernahm. Am 16. November 1847 trat er in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Ölenberg im Elsass ein, wo er am Fest Mariæ Opferung als fr. Maria Ephrem eingekleidet wurde und nach dem Noviziatsjahr am 8. Dezember 1848 die Profess ablegte.[3] Keine zwei Jahre später, am 1. August 1850, wurde er nach dem Tod Petrus Klauseners zum zweiten Abt gewählt und am 13. Oktober 1850 vom Straßburger Bischof André Raess, der bereits der Wahl vorgestanden hatte, benediziert.

Um die wirtschaftliche Grundlage der zahlreicher werdenden Klostergemeinde zu sichern, wurden, wie schon unter Abt Klausener, Sammelreisen durch das Rheinland, Westfalen und die Niederlande unternommen, die das Kapital zum Erwerb weiterer landwirtschaftlicher Grundstücke zusammenbrachten. Um das Besitztum rationeller bewirtschaften zu können, ließ Abt Ephrem die Bewässerungsanlagen verbessern, außerdem Obstbaumkulturen und eine Tabakpflanzung anlegen, deren Rentabilität er selbst in einer Abhandlung geprüft hatte. Bedacht auf die wissenschaftliche Bildung der Mönche (was damals in der strengeren Observanz nicht selbstverständlich war), begründete er die noch heute bedeutende Bibliothek der Abtei, die sein zweiter Nachfolger Franziskus Strunk durch wertvolle Handschriften bereicherte. Auf Anordnung Abt Ephrems mussten die Mönche Französisch lernen, wenn auch die Umgangssprache im Kloster Deutsch blieb. Der Abt selbst hielt der Klostergemeinde Vorträge über Kirchengeschichte und andere Themen.

Nachdem er schon länger nach einer Möglichkeit zur Gründung eines Zisterzienserklosters in Deutschland gesucht hatte, kaufte Dom Ephrem 1860 die Reste des 1795 aufgehobenen Zisterzienserklosters Mariawald bei Heimbach in der Eifel und begann mit dem Wiederaufbau der verfallenen Klosteranlage. Im Februar 1861 übernahmen zwei Laienbrüder den Besitz, am 25. April 1861 wurde die Klosterkapelle gesegnet. In wenigen Jahren entstand ein landwirtschaftliches Mustergut. 1867 ging der Mönch Franz Pfanner zur Gründung des Klosters Mariastern nach Banja Luka in Bosnien. Der sog. preußische Kulturkampf machte dem Priorat Mariawald ein vorläufiges Ende. Abt Ephrem verteidigte seine Rechte als Eigentümer der Immobilien zäh, die Rückkehr der Mönche 1887 erlebte er jedoch nicht mehr.

Während der Aufbauarbeiten in Mariawald 1865 zum Generalvikar der Kongregation von Sept-Fons gewählt, nahm Dom Ephrem in dieser Eigenschaft als Konzilsvater am Ersten Vatikanischen Konzil teil, wo er zu den eifrigsten Verfechtern des Unfehlbarkeitsdogmas gehörte. 1871 gab er die Exordia S. Ordinis Cisterciensis neu heraus und veröffentlichte 1880 ein theologisches Kompendium in lateinischer Sprache.

Dom Ephrem van der Meulen starb am 1. März 1884 nach langer Krankheit. Sein Nachfolger wurde der Prior Andreas Zucktrigel.

gge, Jan. 2010, rev. Juli 2017

  1. Gustav van der Meulen, geboren am 10. März 1808 in Rhede, Priesterweihe am 21. Sep. 1833 in Münster, dann Hauslehrer auf Schloss Wissen bis 1837, 1837–1847 Kaplan an St. Columba in Köln, 1847–1855 Pfarrer in Kaster (Bedford), 1856–1862 Rektor der Wallfahrtskapellen in Kevelaer; am 8. Mai 1862 zum Direktor des bischöflichen Theologenkonvikts Collegium Borromäum in Münster ernannt, erkrankte aber an Lungentuberkulose und wurde am 1. Mai 1864 von seinen Pflichten entbunden, gestorben am 8. August 1866 in Kevelaer.
  2. An sie richtete Clemens Brentano seinen Brief „An ein 12jähriges Mädchen aus einer schwer geprüften Familie“ (Dülmen, 1. Dez. 1818; Gesammelte Werke, Band 8, S. 324–328).
  3. Ein Brief an seine Mutter vom 12. Januar 1848 gibt ein getreues Bild aus erster Hand vom Leben in einem Trappistenkloster im 19. Jahrhundert.

Daten:

Sac.: 6. April 1825; Vest.: 21. Nov. 1847; Prof.: 8. Dez. 1848; Abbas: el. 1. Aug. 1850.

Literatur:

Karl Breuer: August van der Meulen, Abt Ephrem 1801–1884, in: Jahrbuch der Selektenschule 1930–1931. Frankfurt am Main, 1931 (S. 9–70) · Claude Muller: Van der Meulen, Auguste, in: Bernard Vogler et. al.: Dictionnaire du monde religieux dans la France contemporaine, Band 2 (L'Alsace). Paris : Beauchesne, 1987 (S. 439f.)

Normdaten:

GND: 116959037 · BEACON-Findbuch · CERL: cnp01083076

Zitierempfehlung: Van der Meulen, Ephrem, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Van_der_Meulen,_Ephrem

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