Benedikt Venusi
38. Abt des Zisterzienserstiftes Osek 1798–1823; Generalvikar der böhmischen Ordensprovinz 1802–1823
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† 13. Jan. 1823 Ossegg [Osek]
Der in der böhmischen Bergstadt Klostergrab geborene Josef Bernhard Venusi besuchte das Jesuitengymnasium in Mariaschein [Bohosudov] und studierte dann an der Universität Prag Theologie. Daneben war er an beiden Orten auch als Organist tätig. Im November 1771 trat er in das Zisterzienserstift Ossegg ein, legte im Februar 1775 die Gelübde ab, studierte 1779 Theologie im Bernardinum in Prag und wurde im April 1779 zum Priester geweiht. Danach war er 1782 bis 1783 und 1785 bis 1792 Direktor und Katechet an der Ossegger Normalschule, 1784 Concionator (Stiftsprediger), 1793 bis 1796 Kooperator in Wissoczan und von 1797 bis 1798 Lokalseelsorger in Hruschowan. Als solcher wurde er am 24. Oktober 1798 anstelle des im Juli verstorbenen Mauritz Elbel zum Abt gewählt, 1802 auch zum Generalvikar der böhmischen Ordensprovinz.
Benedikt Venusi förderte nach Kräften die wissenschaftliche Tätigkeit der Mönche. Er ergänzte das Naturalienkabinett durch eine Münzsammlung, machte neue Erwerbungen für die Bildergalerie und vermehrte die Bibliothek mit wissenschaftlichen Werken. 1811 übernahm er das Komotauer Gymnasium, indem er acht Stiftsgeistliche als Lehrer dorthin abordnete und die Verpflichtung einging, einen Teil der Erhaltungskosten des Lehrkörpers zu tragen. Er selbst schrieb noch in hohem Alter: Pentateuch oder die fünf Bücher Mosis, übersetzt und erklärt und dazu ein hebr.-dtsch.-lat. Wörterbuch zu den fünf Büchern Mosis (Meißen 1820, 2 Bände, zweite (Titel-) Auflage 1854). Daneben war Venusi auch ein guter Orgel- und Violinspieler und komponierte mehrere Stücke für beide Instrumente.
Die äußeren Umstände waren während Abt Benedikts Regierungszeit wenig günstig. Zum einen forderten die napoleonischen Kriege von Ossegg große Opfer. 1813 war die ganze Umgegend von den gegen Napoleon verbündeten Heeren besetzt, durch die das Stift in diesem Jahr um die ganze Ernte kam und so einen Schaden von ungefähr 70.000 Gulden erlitt; die geleistete Entschädigung betrug kaum 2000 Gulden. Ein Übriges taten die Geldabwertung und die erzwungene Ablieferung des Kirchensilbers. Dazu kam noch die Misswirtschaft in der Stiftsökonomie, verursacht teils durch unfähige Beamte, teils auch durch verunglückte Experimente in der Feldwirtschaft. Die Landwirtschaft kam soweit herunter, dass die Meierhöfe dem Stift nicht einmal das notwendige Brot liefern konnten.
Als Abt Benedikt Venusi 1823 starb, hinterließ er das Stift mit enormen Schulden. Um den völligen Ruin des Klosters abzuwenden, musste daher ein Mann von rigoroser Strenge an die Spitze gestellt werden, den man in Chrysostomus Astmann fand (reg. 1823–1834).
gge, Okt. 2009, rev. Okt. 2012, April 2020
Daten:
Vest.: 20. Nov. 1771; Prof.: 12. Feb. 1775; Prim.: 12. April 1779; Abbas: el. 24. Okt. 1798.Werke:
Pentateuch, oder die 5 Bücher Mosis. Meißen und Leipzig, ²1819, Prag ³1820 · Wörterbuch zu den fünf Büchern Mosis mit Berücksichtigung der arabischen und syrischen Ausgaben. Meißen 1820, ²1854.Literatur:
Reusch, Heinrich: „Venusi, Johann Bernard“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 612 . · Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich Bd. 50 (1856–91) S. 110f. · Fried. Aug. Schmidt: Neuer Nekrolog der Deutschen. Ilmenau: Voigt, 1824. S. 774f. · Siegl, Meinrad: Die Abtei Ossegg in Böhmen, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 280ff., bes. S. 333–335 · Album Ossecense; oder, Verzeichnis der Mitglieder des Cistercienser-Stiftes Ossegg vom Jahre 1645-1896. Anlaesslich des siebenhundertjaehrigen Gruendungs-Jubliaeums zusammengestellt von einem Capitularen dieses Stiftes. Verlag des Cistercienser-Stiftes Ossegg, 1896, S. 88–89.Vorlage:Page.name: VENUSI, Benedikt (Bernhard) OCist (1751–1823) – Biographia Cisterciensis