Josepha von Vivier
Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Heiligkreuztal 1761–1793
* 24. Feb. 1726 Freiburg im Breisgau
† 26. Feb. 1795 Heiligkreuztal
Maria Josepha von Vivier war die Tochter einer aus Lüttich stammenden Familie, die 1720 vom Kaiser in den Adelsstand erhoben worden war. Sie legte am 15. Oktober 1747 im Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen ihre Profess ab und wurde am 15. Februar 1761 – gegen ihren Willen – zur Äbtissin gewählt und legte vier Tage später den Eid ab. Am 16. August benedizierte sie der Vaterabt Anselm Schwab von Salem. Als Assistentinnen wirkten die Stiftsdame Johanna von Buchau und die verwitwete Frau von Hornstein mit.
Äbtissin Josepha ließ einige Gebäude innerhalb und außerhalb des Klosters von Grund auf neu erbauen. Um 1788 musste sie Versuche des Fürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis abwehren, der die Klosterherrschaft Heiligkreuztal kaufen und das Kloster aufheben wollte. 1790 verfasste sie gemeinsam mit den Äbtissinnen Edmunda von Kolb von Kloster Wald und Hildegard Reichlin von Meldegg OSB von Urspring eine Bittschrift an Kaiser Leopold II., um die Umwandlung ihrer Klöster in freiweltliche Damenstifte zu verhindern (was auch gelang).
Schon gleich nach der Wahl hatte Äbtissin Josepha Abt Anselm Schwab brieflich gebeten, sie von ihrem Amt zu entbinden und nicht zu benedizieren, da sie sich für ungeeignet und unwürdig hielt. Erneut 1771, besonders aber in den 1780er Jahren, betrieb sie nachdrücklich ihre Resignation, erhielt aber aus verschiedenen Gründen nie die Zustimmung des Vaterabtes und der österreichischen Behörden.[1] Erst 1793, als sie bereits schwer an Krebs erkrankt war, genehmigte der Kaiser ihren Rücktritt. Am 21. Oktober 1793 verlas sie ihr Rücktrittsgesuch vor dem Konvent und dem Salemer Abt Robert Schlecht, der das Gesuch annahm und am nächsten Tag die Wahl der Nachfolgerin leitete, bei der Maria Bernarda Kohlhund aus Füssen zur (letzten) Äbtissin gewählt wurde.
Äbtissin Maria Josepha de Vivier starb am 26. Februar 1795 und wurde am 4. März auf dem Klosterfriedhof beerdigt.
gge, Dez. 2018
- ↑ U.a. wegen Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Salemer Abt und dem Konstanzer Bischof über den Vorsitz bei der Neuwahl.
Daten:
Prof.: 15. Oktober 1747; Abbatissa: el. 15. Feb. 1761, ben. 16. Aug. 1761, res. 21. Okt. 1793.Literatur:
Beck, Paul A.: Reihenfolge der Aebtissinnen des Cistercienserinnenklosters Heiligkreuzthal Ravensburg, in: Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens 29, Ravensburg 1911, S. 28–29 · Steim, Karl Werner: Von der Aufklärung zur Aufhebung: Das Ende des Klosters Heiligkreuztal. (Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach: Sonderheft 2005). Biberach: Biberacher Verlagsdruckerei 2005.Vorlage:Page.name: VIVIER, Josepha OCist (1726–1795) – Biographia Cisterciensis