Waltheof von Melrose
Waltheof de St Liz, Waldef, Waldeve, Walden, Wallenus
2. Abt der Zisterzienserabtei Melrose, Schottland
* um 1095
† 3. August 1159 Melrose
Waltheof war ein jüngerer Sohn des Earls von Northampton, Simon I. von St. Liz. Seine Großeltern mütterlicherseits waren Earl Waltheof II. von Northampton und Judith von Lens, eine Nichte König Wilhelms des Eroberers. Schon in seiner Kindheit und Jugend zeigte Waltheof sein religiöses Interesse, während sich sein älterer Bruder Simon weltlichen Beschäftigungen hingab. Als Waltheofs Mutter Maud (Mathilde) von Huntingdon in zweiter Ehe 1113 den Prinzen und späteren König David I. von Schottland heiratete, zog Waltheof an den schottischen Königshof. Dort lernte er als Jugendgefährten Aelred schätzen, den späteren Zisterzienserabt von Rievaulx.
Waltheof trat zwischen 1128 und 1131 in das Augustinerchorherren-Kloster Nostell ein. Ab etwa 1134 war er Prior im Augustinerchorherren-Kloster Kirkham in North Yorkshire. Nach dem Tod des Erzbischof Thurstan von York 1140 wurde Waltheof zu dessen Nachfolger gewählt. König Stephan von England verhinderte jedoch Waltheofs Bestellung zum Erzbischof von York, weil ihm dessen enge Beziehung zum schottischen Königshaus missfiel. Um 1143 trat Waltheof in die Zisterzienserabtei Wardon in Bedfordshire ein. Um dem Einflussbereich seines älteren Bruders, des nunmehrigen Earl Simon II. von Northampton, zu entkommen, wechselte er bald von Wardon in die Zisterzienserabtei Rievaulx über, wo er kurze Zeit auch seinen einstigen Jugendgefährten Aelred zum Abt hatte. Als Abt Richard von der schottischen Zisterzienserabtei Melrose wegen übergroßer Rigorosität, aber gegen den Willen König Davids I. von Schottland, abgesetzt wurde, fädelte Abt Aelred die Wahl Waltheofs zum neuen Abt von Melrose ein. König David I. hatte die Abtei Melrose einst gestiftet. Dass sein Stiefsohn und Freund Waltheof Abt wurde, konnte ihm nur recht sein. Von 1148 bis zu seinem Tod 1159 leitete Waltheof als Abt umsichtig die Abtei Melrose. In seine Amtszeit fiel die Gründung zweier Tochterklöster, nämlich Kinloss (1151) und Holm Cultram (1151), beide in Schottland. Anfang 1159 wurde Abt Waltheof das Bischofsamt von St. Andrews angeboten, das er aber ablehnte. Schon zu Lebzeiten wurden der tugendhafte Lebenswandel und das soziale Engagement Waltheofs gerühmt.
Die Vita S. Waltheni bezeugt, dass Waltheof bald nach seinem Tod als Heiliger verehrt wurde. Das Menologium Cistertiense (1630) des Chrysostomus Henriquez nennt Waltheof einen Heiligen, das Menologium Cisterciense (1952) bezeichnet ihn als einen Seligen mit Gedenktag am 3. August. Es ist aber nichts von einer offiziellen Selig- oder Heiligsprechung Waltheofs überliefert.
Pius Maurer
Quellen:
Joscelin von Furness: Vita S. Waltheni, in: Acta Sanctorum Aug. I, 248–277 · Liber de Sancte Marie de Melros 1, in: Innes, C. (Edinburgh 1837) (bes. 167–171).Literatur:
Barrow, G. W. S.: Waltheof, in: Lexikon des Mittelalters 8 (München 1997) 2003 · Müller, Gregor: Melrose, CistC 25 (1913) 38–56.Vorlage:Page.name: WALTHEOF von Melrose († 1159) – Biographia Cisterciensis