Wegel, Petrus

Petrus Wegel

Petrus Wegel

Abt der Zisterzienserabtei Heilsbronn 1463–1479; Theologieprofessor

* 1397? Westheim, Gemeinde Illesheim
† 21. Dez. 1479 Heilsbronn

Petrus Wegel oder Wegelin stammte aus Westheim (wo die Zisterze Heilsbronn schon frühzeitig begütert war) und war von bäuerlicher, jedoch nicht unvermögender, Herkunft. Mehrfach schon hatten Angehörige der Familie Wegel Stiftungen an das Kloster gemacht; u.a. 1397 ein Hans Wegel und seine Frau Kunigunde, im Vigilienbuch „parentes domini Petri“ genannt, also wohl die Eltern des Abtes. Diese Stiftung wurde möglicherweise aus Anlass der Geburt des späteren Abtes, eine zweite von 1413 bei seinem Eintritt in das Kloster gemacht.

Wegel wurde im Sommersemester 1431 in Heidelberg und am 14. April 1439 in Wien immatrikuliert[1]. In Wien wurde er Mitglied der theologischen Fakultät und trat bereits im selben Jahr als Universitätsprediger in Erscheinung, obwohl er erst zwei Jahre später dazu bestellt wurde, über das Buch der Weisheit „cursoria“ zu lesen. Da er vermutlich in Heidelberg bereits die Sentenzen (des Petrus Lombardus) vorgetragen hatte, erscheint er am 14. August 1442 als „baccalaureus in theologia“, als er von der Fakultät beauftragt wurde, dem Provinzialkapitel des Zisterzienserordens über die guten Zustände im Wiener Studienkolleg St. Nikolaus zu berichten. Spätestens 1448 wurde Wegel zum Doktor der Theologie promoviert[2] und für die Zeit von 1453 bis 1456 ist seine Tätigkeit als Provisor des Wiener Zisterzienserkollegs St. Nikolaus und auch an der theologischen Fakultät nachweisbar.[3]

In Heilsbronn war Wegel nach den Klosterurkunden 1435 Subcellerar, 1436 Granar, 1437 Bursar, 1455 Superintendent von Nördlingen, 1456 Verwalter des sehr ausgebreiteten Weingeschäfts und 1461 Verwalter des Heilsbronner Hofes in Nürnberg. Kundig und gewandt wurde er mit vielen Funktionen außerhalb des Klosters betraut. U.a. verhörte er 1460 im Auftrag des Bischofs von Eichstätt, Johann von Eych, als Mitglied einer Prüfungskommission einige Waldenser.[4]. 1471 gehörte er zum ersten Mal zu den Ansbacher Statthaltern des Kurfürsten. Gesandtschaften führte er auch im Auftrag von Kurfürst Friedrich II. und den Herzögen von Sachsen aus.

Am 22. Februar 1463 wurde er unter der Leitung des Ebracher Abtes Burkard Scheel zum Abt gewählt und benediziert. Kaum hatte er die Regierung angetreten, wurde er vom Kurfürsten Albrecht Achilles um ein Darlehen von 2.000 Fl. angegangen, die durch verzinsliche Anleihen aufgebracht werden mussten. In seinem zweiten Regierungsjahr begann, finanziert z.t. aus seiner Privatkasse, der Umbau des neuen oder hinteren Kreuzganges der mehrere Jahre in Anspruch nahm. Dazu kam parallel der Neubau der großen Bibliothek, die auf den zwei aneinanderstoßenden Flügeln der beiden Kreuzgänge stand und ihr Licht sowohl von der Ost-, als auch von der Westseite her empfing. Sie wurde im 19. Jahrhundert Frohnfeste und Gerichtsdienerswohnung. Da Abt Wegel zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst lebte, schaffte er alljährlich für den Bibliotheksaal zahlreiche gedruckte Bücher an.

Nach Vollendung des Kreuzganges und der großen Bibliothek ließ Wegel 1472 bis 1474 das „Siechhaus, Infirmitorium“ für erkrankte Mönche mit der St.-Lorenzkapelle umbauen (nach der Reformation als markgräfliche Stallung genutzt). 1475 bis 1478 ließ Wegel das Dormitorium (Schlafhaus) erweitern, da das vorhandene die bis auf 72 gestiegene Zahl der Mönche nicht mehr fasste. Daneben wurden zahlreiche kleinere Bauten vollendet und zahlreiche Kunstgegenstände angeschafft. Was Abt Wegel und dem Bursar nach Bestreitung dieser Ausgaben übrig blieb, verwendete er auf die Erwerbung von liegenden Gründen und Gefällen.

Wegels vornehmster Gast, zugleich sein großer Gönner, war Kaiser Friedrich III., den er mit seinem Gefolge, darunter der Kurfürst Albrecht Achilles, am 24. Februar 1474 bewirtete. Zwei Tage zuvor hatte der Kaiser, damals in Rothenburg, auf Ansuchen des Abtes eine Urkunde zur Bestätigung der Klosterprivilegien ausgestellt. Vierzehn Tage danach entschied der Kaiser in Nürnberg zu Gunsten des Abtes und seines Klosters in einem Streit gegen Rothenburg, heilsbronnische Güter in Mörlbach betreffend (d. d. Nürnberg, 26. Februar 1474). Öfter jedoch als der Kaiser wurde Kurfürst Friedrich II. bewirtet, besonders nachdem dieser die Kurwürde an seinen Bruder Albrecht abgetreten und sich aus Norddeutschland nach Plassenburg zurückgezogen hatte, wo er auch starb. Seine Leiche wurde von Abt Wegel 1471 in der Abteikirche Heilsbronn, der Grablege der Hohenzollern, bestattet.

Mehrfach fungierte Abt Wegel als Schiedsrichter, u.a. im jahrzehntelangen Streit zwischen Großhaslach und Reuth (Neuendettelsau), indem Reuth schließlich von Großhaslach völlig getrennt und eine selbstständige Pfarrei wurde. Er starb am 21. Dezember 1479 („in die Thomae apostoli“) und wurde, wie schon mehrere seiner Vorgänger, im Kapitol begraben.

gge, Juli 2020

  1. Die Matrikel der Universität Wien, I: 1377–1450, Graz/Köln, 1956, S. 210.
  2. Nach Ferdinand Maurer, Das Kollegium zum hl. Nikolaus an der Universität Wien, in: Beiträge zu österreichischen Erziehungs- und Schulgeschichte 11 (Wien/Leipzig 1909), S. 21 wäre er zwischendurch an die Universität Heidelberg zurückgekehrt und dort promoviert worden.
  3. Wegels Lehrtätigkeit in Wien führte später sein jüngerer Mitbruder Johannes Seiler fort.
  4. Machilek, Franz: Ein Eichstätter Inquisitionsverfahren aus dem Jahre 1460, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 34/35 (1975), S. 417–446

Daten:

Abbas: el. 22. Feb. 1463.

Literatur:

Muck, Georg: Geschichte von Kloster Heilsbronn, Band 1. Nördlingen: C. H. Beck’sche Buchhandlung, 1879, S. 170 · Walsh, Katherine: Stift Stams und die Universität Heidelberg: Zur akademischen Tätigkeit von Bernhard Wälsch, 15. Abt der Zisterze Stams 1484–1501, in: Innsbrucker historische Studien 16/17 (1997), S. 67–112, hier: S. 82–82, FN 73.

Zitierempfehlung: Wegel, Petrus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 3.07.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wegel,_Petrus

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