Wendschuh, Georg

Georg Wendschuh

Georg Wendschuh, Ritter von Zdir

Abt des Zisterzienserstiftes Hohenfurt 1641–1668

* 1610 Wittichenau, Lkrs. Bautzen, Sachsen
† 25. Sep. 1668 Hohenfurt [Vyšší Brod, Tschechien]

Georg III. Wendschuh, geboren 1610 in Wittichenau in der Lausitz, legte am 21. November 1632 im Kloster Hohenfurt die Profess ab und wurde 1637 Priester. Als erster und aus Sparsamkeitsgründen damals einziger Hohenfurter Kleriker hatte er sein Studium am neu eingerichteten Collegium Bernardinum in Prag absolviert. Am 27. August 1639 von Abt Georg Schroff zum Prior ernannt, wurde er nach dessen Tod am 25. August 1641 unter dem Vorsitz des Generalvikars Johann Greifenfels und des Vaterabtes Caspar Orlacher von Wilhering im zweiten Wahlgang zum Abt gewählt – überraschend, denn er war wegen seiner Strenge gefürchtet – und noch am selben Tag infuliert. Schon am 20. Oktober 1640 hatte er sein Amt als Prior niedergelegt, weil er mit seinen strengen Reformen im Konvent nicht durchgedrungen war. Auch als Abt bat er mehrmals (das erstemal schon am 19. März 1642) um seine Resignation, die aber nicht gewährt wurde.

Abt Georg Wendschuh war „eine der markantesten Abtgestalten“ von Hohenfurt (Gottsmich, S. 67). In seiner Regierungszeit wechselten sehr unruhige mit sehr fruchtbaren Perioden ab. Nachdem seine erste Resignation 1642 abgelehnt worden war, verfasste er 1644 Statuten für die Konventualen. 1650 lobte der neue Generalvikar Jakob Martini[1] die gute Disziplin im Kloster. Trotzdem reichte Abt Wendschuh im März 1651 bei Generalabt Claude Vaussin, der Hohenfurt 1654 persönlich visitierte, erneut seine Resignation ein, die wieder abgelehnt wurde.

Viel Ärger und Streit, bis hin zur offenen Rebellion, brachten der Autoritätsstreit zwischen Generalvikar und Vaterabt, der sich noch bis 1753 fortsetzte, und die Wirtschaftsführung des Abtes, die 1660 zum Rücktritt des Priors Heinrich Janus führte. Auslöser dafür war wohl der Kauf des Gutes Wrazau 1660 durch das Kloster, das der Abt aber seinem Bruder Franz Jakob Wendschuh zur Nutznießung überließ und später auch zum Eigentum übertragen wollte.[2] Dieser Bruder war es auch, der sich 1655 von Kaiser Ferdinand II. den erblichen Adelsstand mit dem Prädikat „von Zdir“ (Sdier, Gemeinde Großdubrau in der Oberlausitz) bestätigen ließ und am 29. Januar 1659 von Kaiser Leopold I. in den Ritterorden aufgenommen wurde. Das Prädikat „Ritter von Zdir“ übernahm auch Abt Wendschuh.

Der Streit mit dem Mutterkloster Wilhering führte zur Spaltung des Konvents, dessen Leitung (Abt und Prior) nicht zwei Oberen (Generalvikar und Vaterabt) gehorchen wollte und sich für den Generalvikar entschied. Für den Teil des Konvents, der auf der Seite des Vaterabts Kaspar Orlacher stand, wurde die Lage immer unhaltbarer, sodass einige Brüder schließlich nach Wilhering flohen – zumal der Abt wegen Wirtschafts- und Ordenangelegenheiten oft monatelang abwesend war (er war häufig als Visitator und Konvisitator in Böhmen und der Lausitz unterwegs). Zu einer vorläufigen Beruhigung dieser Angelegenheit kam es erst 1668, als Abt Georg schon sterbenskrank war, durch die Vermittlung des Generalvikars Laurentius Scipio von Ossegg, der vorschlug, dass der Generalvikar und der Vaterabt Hohenfurt künftig gemeinsam visitieren sollten. Die Rechte des Vaterabts bei den Abtwahlen sollten gewahrt bleiben, den Vorsitz aber der Generalvikar führen.

Neben all diesen Querelen forderte im ersten Regierungsjahrzehnt Georg Wendschuhs auch der andauernde Dreißigjährige Krieg mit Einquartierungen, Abgaben und Plünderungen seinen Tribut. 1641 machte der Fürst von Eggenberg, Herzog von Krumau, den Äbten von Hohenfurt und Goldenkron den ihnen 1627 von Kaiser Ferdinand II. zugesicherten Sitz im böhmischen Landtag streitig, den erst Abt Bernhard Hartinger 1691 wiedererlangen konnte. Dazu kamen Kämpfe mit dem Krumauer Erzdechanten um die Besetzung der Stiftspfarreien. In der Stiftskirche ließ Abt Wendschuh 1646 den heute noch vorhandenen barocken Hochaltar aufstellen und 1648 die Annakapelle am Stiftsfriedhof bauen. In Kienberg und Heuraffl restaurierte er die Kirchen und ließ auf dem Stiftsgut Habři eine neue bauen. Viele im Dreißigjährigen Krieg entweihte Altäre, Kirchengebäude und Friedhöfe ließ er wiederherstellen und neu konsekrieren, verlorengegangene Glocken ersetzen.

Auch wissenschaftlich und schriftstellerisch war der Abt tätig. Er sammelte alle Privilegien des Zisterzienserordens von 1100 bis 1586, speziell die dem Kloster Hohenfurt verliehenen Privilegien und Ablässe. Sein wichtigstes Werk neben kleineren Abhandlungen sind die Acta Altovadensia, die in neun dicken Foliobänden das gesamte historische Material des Stiftes seit seiner Gründung zusammenfassen.

Georg Wendschuh starb am 25. September 1668 nach langer Krankheit und wurde in der Bernhardskapelle in der Stiftskirche beigesetzt. Sein Grabstein aus rotem Marmor, der ihn im Pontifikalornat zeigt, enthält keine Inschrift, da Wendschuh ihn schon zu Lebzeiten hatte anfertigen lassen. Zu seinem Nachfolger wurde der schon seit Jahren im Stift Wilhering lebende ehemalige Prior Heinrich Janus gewählt.

gge, April 2017

  1. Nach Martinis Tod († 4. Okt. 1654) wurde Abt Wendschuh am 14. Juli 1655 von Generalabt Vaussin selbst zum Generalvikar ernannt, legte dieses Amt aber schon am 14. November 1655 in Cîteaux nieder. Er war mit Abt Hilger Burghoff von Saar dorthin gereist, dem das Amt dann übertragen wurde (Kaindl), S. 69, 73).
  2. Erst 1667 gelangte das Gut nach einem neuerlichen Kauf bei Franz Wendschuh tatsächlich in Stiftsbesitz.

Daten:

Prof.: 21. Nov. 1632; Sac.: 1637; Abbas: 25. Aug. 1641.

Literatur:

Gottsmich, Severin: Hohenfurt. Zur Geschichte seines Stiftes und seiner Pfarreien, in: Cistercienser Chronik 76 (1969) S. 27–139 · Kaindl, Dominik: Geschichte des Zisterzienserstiftes Hohenfurt in Böhmen. Hohenfurt, 1930, S. 67–77 · Pavel, Raphael: Hohenfurt, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte. (=Xenia Bernardina III). Wien : A. Hölder, 1891, S. 344f. · Proschko, Franz Isidor: Das Cistercienser-Stift Hohenfurth in Böhmen. Linz: Babette Eurich, 1858 · Mikowec, Ferdinand Bretislav: Das Cistercienserstift Hohenfurt in Böhmen. Eine monografische Skizze. Wien und Olmütz: Eduard Hölzel, 1858 · M[illauer], M[aximilian]: Reihenfolge der Äbte des Cistercienser-Stiftes Hohenfurth, in: Monatsschrift der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 2. Jg. Prag, 1828, S. 166–178.

Zitierempfehlung: Wendschuh, Georg, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wendschuh,_Georg

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