Zuri, Philipp

Philipp Zuri

Philipp Zuri

Abt der Zisterzienserstifte Welehrad in Mähren und Pilis-Pásztó in Ungarn 1763–1784; Generalvikar für Böhmen 1779–1784

* 21. März 1717 Wien
† 13. April 1800 Wischau, Mähren [Vyškov, Tschechien]

Philipp Zuri, Taufname Martin, geboren 1717 in Wien als Sohn eines Kaminfegers, bewarb sich 1735 nach Abschluss der Gymnasialstudien um Aufnahme in die Zisterzienserabtei Welehrad in Mähren, wurde aber von Abt Josef Maly abgewiesen, weil er als gebürtiger Wiener kein Tschechisch sprach. Erst nachdem er in Kroměříž (Kremsier) die tschechische Sprache gelernt hatte, wurde er am 22. August 1736 in das Kloster aufgenommen und studierte von 1742 bis 1745 in Prag Theologie. 1744 zum Priester geweiht, studierte er von 1746 bis 1747 die Rechte in Brünn und praktizierte dort 1748 bei einem Advokaten. Von 1753 bis 1758 war er agens causarum des Klosters und hielt sich als solcher zugleich mit dem Sedletzer Abt Xaver Freisauf neun Monate in Rom auf, wo er für die Exemption seines Ordens in Böhmen und Mähren von der bischöflichen Jurisdiktion tätig war. Danach diente er Abt Anton Hauck als Sekretär.

Am 15. September 1763 mit 44 von 66 Stimmen zum Abt von Welehrad, und der damit verbundenen Abteien Pilis und Pásztó, gewählt, nahm er 1768 am Generalkapitel in Cîteaux teil. Nach Aufhebung des Jesuitenordens übernahm Abt Philipp 1776 im Namen des Pilis-Pásztóer Konvents die Versorgung des Erlauer Gymnasiums (ehem. Jesuitenkolleg), 1777 ließ er den Konvent von Pásztó nach Erlau übersiedeln.

Nachdem er schon einige Jahre als Visitationsassistent tätig gewesen war, wurde er am 29. November 1779 von der Provinzversammlung in Königsaal zum Generalvikar des Ordens in Böhmen gewählt[1] und mit Datum 22. Dezember 1779 vom Ordensgeneral François Trouvé bestätigt. 1784 wurde Kloster Welehrad von Kaiser Josef II. aufgehoben, zwei Jahre später auch der Konvent in Erlau. Die Konventualen zerstreuten sich, nur die Professoren blieben als Weltpriester am Gymnasium.

Der pensionierte Abt überlebte die Aufhebung seiner Abteien noch lange. Eine Zeitlang lebte er im klösterlichen Schloss in Orzechau (Ořechov), dann in Wischau, wo er sich das Haus des Olmützer Bischofs „am Schlosse Boglieta“ gekauft hatte, das nach seinem Tod am 13. April 1800) wieder an den Bischof zurückkam. Er hinterließ sehr viele Gemälde (bes. von Ignaz Raab), eine Sammlung von geschnittenen Steinen, eine Münzsammlung und fast 4000 Bände aus der Stiftsbibliothek, von denen 1200 später in die Olmützer Bibliothek kamen. Sein Barvermögen von 35.000 Gulden hatte er zum größten Teil dem Wischauer Armeninstitut vermacht.

gge, Okt. 2012, rev. März 2024

  1. Steinbach, Otto: Diplomatische Sammlung historischer Merkwürdigkeiten, aus dem Archive des gräflichen Cisterzienserstifts Saar in Mähren, Band 1, Prag, Wien und Leipzig, 1783, S. 217.

Daten:

Prof.: 1940; Sac.: 1744; Abbas: el. 15. Sep. 1763.

Werke:

Praxis geometrica, Trigonom. et Stereometr. MS. fol. · Antiquitatum roman. delineatorium. Partes Sex Collectae a Philippe Zury abbate Well. MS. fol. · Miscellen zur Zeitgeschichte überhaupt und insbesondere jener von Mähren, MS. fol. · Historia de Wellehradio MS. (Franzens-Museum in Brünn, heute Moravské zemské muzeum).

Literatur:

Wurzbach, Constant: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 60 (1891), S. 320f. · Rainiss, Julius: Die Abtei Zircz mit den dazu gehörigen Abteien Pilis, Pásztó und St. Gotthard in Ungarn, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 522–541, bes. S. 538 · Hurt, Rudolf: Dejiny cisterciáckého kláster na Velehrade, Band 2,1650–1784. Olomuc, 1938 · Kroupová, Jana: Nulla rerum humanarum ratio, sed una conscientiae ac salutis aeternae cura habenda est. Životní osudy představených sekularizovaných mnišských řeholních domů na Moravě na konci 18. století [Die Lebensschicksale der Vorstände von säkularisierten Mönchsordenshäusern in Mähren am Ende des 18. Jahrhunderts]. Folia Historica Bohemica 23 (2008). S. 249–283. · Halusa, Tezelin: Zur wissenschaftlichen Thätigkeit der aufgehobenen Cistercienserabtei Wellehrad in Mähren (Oesterreich), in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 19 (1898), S. 39ff.

Zitierempfehlung: Zuri, Philipp, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.03.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Zuri,_Philipp

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