Ambros Becziczka
Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1825–1861
* 27. Nov. 1780 Holitz, Böhmen
† 23. Dez. 1861 Lilienfeld
Ambros Becziczka, Taufname Anton, war der Sohn eines Hutmachers. Er kam als Sängerknabe ins Stift Lilienfeld, besuchte das Gymnasium in Wien und studierte Theologie in Lilienfeld und Heiligenkreuz. 1804 in Wien zum Priester geweiht, war er Kooperator in Lilienfeld 1804, in Annaberg 1806, in Türnitz 1807 bis 1816, dabei 1810 einige Monate Feldgeistlicher; 1816 bis 1817 war er Pfarrvikar in Josefsberg, außerdem Kellermeister, Bibliothekar und 1821 Pfarrvikar in Annaberg. Am 6. Juli 1825 unter dem Vorsitz von Bischof Chrysostomus Pauer von St. Pölten zum Abt gewählt, erhielt er am 24. Juli in St. Pölten die Benediktion.
Abt Ambros erließ bald nach seiner Wahl neue Ordnungen für Offizialen und Beamte. Es folgten Restaurierungen nach den Brandschäden von 1810 an den mittelalterlichen Bauteilen: Kapitelsaal, Cellarium, Kirche um 1833, Restaurierung der Josefikapelle 1836, Erweiterung der Bildergalerie; weiterhin Kauf und Umbau der Häuser in Wien Krugerstraße 1837 und Tulpengasse 1844, Neuanlage des Stiftsparks, Verkauf der Glasfabrik am Gstettenhof in Türnitz wegen Unrentabilität 1843.
Für die Ausbildung der Kleriker betrieb Abt Ambros die Erstellung einer verbesserten Institutseinrichtung an der theologischen Lehranstalt von Heiligenkreuz 1828 bis 1832 und die Umwandlung des Sängerknabeninstituts in Lilienfeld in ein Untergymnasium mit Öffentlichkeitsrecht 1831. Eine wesentliche Veränderung in der Herrschaftsverwaltung brachte die Grundablöse 1848; aus der Herrschaft Lilienfeld entstanden die Gerichtsbezirke Hainfeld, Lilienfeld, Türnitz und St. Pölten. Ungebührliche Rechts- und Grundforderungen ehemaliger herrschaftszugehöriger Bauern enttäuschten den Abt so sehr, dass er den Umgang mit der Bevölkerung zunehmend vermied.
Ein weiteres Ereignis war der Versuch der Ordensreform unter dem Apostolischen Delegaten Erzbischof Kardinal Schwarzenberg von Prag 1848, in deren Folge Lilienfeld wegen seiner zentralen Lage und seines guten Besitzstandes als Musterkloster vorgeschlagen wurde. Abt und Konvent widersetzten sich jedoch der Reformidee. Abt Ambros wandte ein, dass die bisherige Lebensweise überall Anerkennung gefunden habe. Wenn die Reformkommission nicht imstande sei, dem ganzen einen neuen Geist einzuflößen, werde sie am Zeitgeist scheitern müssen, womit der Abt schließlich recht behielt.
Abt Ambros fiel es schwer, die neue Zeit nach 1848 zu verstehen. Er starb am 23. Dezember 1861 nach einem Schlaganfall und wurde drei Tage später auf dem Ortsfriedhof Lilienfeld beigesetzt.
D:
Vest.: 27. Sep. 1799; Prof.: 1. Nov. 1802; Sac.: 23. Sep. 1804 (Wien); Abbas: el. 6. Juli 1825, ben. 24. Juli 1825.W:
Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend, in: Historische und topographische Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster…Diözese St. Pölten. Wien 1825 · Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg, in: Kirchliche Topographie von Österreich, 3. Abteilung, Wien 1829.L:
Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld. St. Ottilien: EOS, 1996, S. 340–341.Vorlage:Page.name: BECZICZKA, Ambros (Anton) OCist (1780–1861) – Biographia Benedictina