Liebichen, Kaspar

Kaspar Liebichen

Kaspar Liebichen

Abt des Zisterzienserklosters Heinrichau 1651—1656

† 11. April 1668 Alt-Heinrichau

Kaspar Liebichen aus Ziegenhals wurde am 3. Dezember 1651 als Konventsenior, wenige Tage nach dem Tod seines Vorgängers Georg Welzel, unter dem Vorsitz des Generalvikars Arnold Freiberger von Leubus und Abt Simon Rüdiger von Kamenz zum Abt der niederschlesischen Zisterzienserabtei Heinrichau gewählt.

Der Bistumsadministrator Weihbischof Johann Balthasar Liesch von Hornau exkommunizierte den Neugewählten – wie auch schon die Vorgänger Kaspar Gleisberg (1627–1633), Laurentius Hertel (1635–1644) und Georg Welzel (1644–1651) – mitsamt dem Konvent und verlangte eine Neuwahl im Beisein bischöflicher Kommissare. Als der Konvent nicht gehorchte, ließ er den Abt bei einer Wallfahrt nach Wartha durch bischöfliche Dragoner verhaften und nach Neiße bringen. Dieser seit Jahrzehnten dauernde Machtkampf zwischen Bischof und Orden führte schließlich dazu, dass der päpstliche Legat für Deutschland, Scipio de Nuci von Pisa, den gesamten schlesischen Ordenszweig exkommunizierte und alle schlesischen Äbte für abgesetzt erklärte. Generalvikar Arnold Freiberger wandte sich am 10. Juni 1653 an den Ordensgeneral Claude Vaussin um Hilfe, der aber wenig ausrichten konnte. Erst nach dem Tod des Bischofs Karl Ferdinand Wasa von Polen 1655 entspannte sich die Lage.

Abt Kaspar übernahm in Heinrichau ein schweres Erbe. Nach dem Westfälischen Frieden hatte die im Dreißigjährigen Krieg wie alle schlesischen Klöster schwer verwüstete Abtei noch keinen Taler ihrer 30.000 Taler Schulden abbezahlt. Die Einkünfte des 1648 nach neun Jahren wiederhergestellten Kretschams und der Brauerei reichten nicht einmal für die Zinsen. Da das Kloster jeglichen Kredit verloren hatte, waren die Gläubiger, hauptsächlich geistliche Institutionen wie der Meister des Stiftes St. Matthias und das Breslauer Domkapitel, entschlossen, ein Konkursverfahren einzuleiten. Um Einblick in die Bücher zu erzwingen, quartierten sich Mandatare des Matthiasstiftes im Kloster ein. Als auch das erfolglos blieb, überfielen die Gläubiger den Konvent bei der Fronleichnamsprozession 1656, nahmen den Abt gefangen und führten ihn nach Ottmachau in Schuldhaft.

In dieser ausweglosen Lage resignierte der von epileptischen Anfällen geplagte Abt seine Bürde am 20. Oktober 1656 und zog sich als Pfarrer nach Alt-Heinrichau zurück, wo er am 11. April 1668 starb. Begraben wurde er im nördlichen Querschiff der Abteikirche, wo sich sein Epitaph erhalten hat. Zu seinem Nachfolger wurde Melchior Welzel gewählt.

Während Abt Kaspars Amtszeit wurde auf kaiserliche Anordnung die im Westfälischen Frieden bestimmte Rekatholisierung in Schlesien durchgeführt, beginnend im Fürstentum Münsterberg. Abt Kaspar und der Freiherr von Sweerts waren landesherrlicherseits und der Kanonikus zu Neiße und Pfarrer zu Frankenstein Hölzel und der Kanonikus zu Neiße und Pfarrer zu Protzan Stephan bischöflicherseits zu Kommissaren ernannt worden. Die Rückgabe der Kirchen an die Katholiken begann am 8. Dezember 1653 mit der Kirche in Stolz und wurde beendet am 20. desselben Monats mit der in Töppliwode, sodass in zwölf Tagen alle Kirchen im Fürstentum Frankenstein-Münsterberg rekatholisiert waren (Pfitzner).

gge, Juni 2018


Daten:

Abbas: el. 3. Dez. 1651, res. 20. Okt. 1656.

Literatur:

Grüger, Heinrich: Heinrichau: Geschichte eines schlesischen Zisterzienserklosters 1227–1977. Köln und Wien: Böhlau, 1978 · Pfitzner, Wilhelm: Versuch einer Geschichte des vormaligen Fürstlichen Cisterzienser-Stiftes Heinrichau bei Münsterberg in Schlesien. Breslau: Trewendt, 1846.

Zitierempfehlung: Liebichen, Kaspar, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.02.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Liebichen,_Kaspar

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