Placide Vernet OCSO
Zisterzienser der Abtei Cîteaux; Liturgiewissenschaftler, Ordenshistoriker
* 13. Juni 1922 Fleury-en-Bière
† 19. Aug. 2018 Saint-Nicolas-lès-Cîteaux
Placide Vernet kam am 30. September 1939 als siebzehnjähriger Postulant in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz („Trappisten“) Cîteaux. Zwei Jahre nach seiner zeitlichen Profess (9. Nov. 1941) kam er 1943 zum Pflichtarbeitsdienst (Service du travail obligatoire) nach Breitenlee bei Wien, wo er die Abtei Heiligenkreuz kennenlernte. An freien Tagen besuchte er dort die hohen Liturgien und wurde von den Patres aufgenommen. Im März 1944 nach Frankreich zurückgekehrt, konnte er 1945 die feierliche Profess ablegen und wurde 1947 zum Priester geweiht.
Im Kloster versah er unterschiedliche Dienste wie Baumpfleger, Winzer, Refektorar, Pförtner und 36 Jahre Sakristan. Von 1966 bis 1968 absolvierte er ein Studium der Liturgiewissenschaft in Rom, das er mit dem Lizentiat abschloss. 1956 wurde er Berater der liturgischen Kommission (Commission Cistercienne de Liturgie), später Mitglied der Commission Francophone Cistercienne (bis 1992) und arbeitete nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil an der liturgischen Reform mit. Er war außerdem Sekretär der aus Mitgliedern beider Zisterzienserorden bestehenden Kommission zur Erarbeitung des postkonziliären Rituale Cisterciense, das 2004 erschien.
Seine jahrzehntelange observanzenübergreifende Beschäftigung mit liturgischen und ordenshistorischen Themen, besonders den zisterziensischen usus (Gebräuchen), führte u.a. 1989 zur lateinisch-französischen Ausgabe – mit Danièle Choisselet aus der Abtei La Coudre – der Ecclesiastica officia, eines Gebräuchebuchs der Zisterzienser aus dem 12. Jahrhundert. Darüberhinaus trug er mit seinem enzyklopädischen Wissen zu vielen liturgischen und historischen Veröffentlichungen bei und war Tutor für viele Studenten. In Anerkennung seiner Forschungen zur Geschichte des Zisterzienserordens und seiner zahlreichen Publikationen zu Fragen der Liturgiereform (unter anderem in der Zeitschrift Liturgy) wurde ihm 2012, anlässlich seines 90. Geburtstages, eine Festschrift gewidmet.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf der Krankenstation der Abtei Cîteaux, wo er am 19. August 2018 im 97. Lebensjahr starb.
gge, Jan. 2019
Daten:
Prof.: 9. Nov. 1941, 15. Aug. 1945; Sac.: 16. Nov. 1947.Werke:
(mit Danièle Choisselet) Les ecclesiastica officia cisterciens du XIIème siècle. Texte latin selon les manuscrits édités de Trente 1711, Ljubljana 31 et Dijon 114. Version française, annexe liturgique, notes, index et table. La documentation cistercienne, Reiningue 1989 (deutsch: Ecclesiastica officia. Gebräuchebuch der Zisterzienser aus dem 12. Jahrhundert; lateinischer Text nach den Handschriften Dijon 114, Trient 1711, Ljubljana 31, Paris 4346 und Wolfenbüttel Codex Guelferbytanus 1068; deutsche Übersetzung, liturgischer Anhang, Fußnoten und Index nach der lateinisch-französischen Ausgabe von Danièle Choisselet (La Coudre) und Placide Vernet (Cîteaux) / übersetzt, bearbeitet und herausgegeben von Hermann M. Herzog und Johannes Müller. Langwaden: Bernardus-Verlag, 2003 · (Hrsg.) Dom Dorothée Jalloutz: Cisterciens au Val-des-Choux et à Sept-Fons. 1762–1792 Règlements généraux. Paris: L'Harmattan, 2005, ISBN 2-7475-9569-2.Literatur:
Mélanges cisterciens 2012 offerts par l’ARCCIS au Père Placide Vernet, moine de Cîteaux, pour son 90e anniversaire. Abbaye de Bellefontaine, Bégrolles-en-Mauges 2012 (Festschrift mit Schriftenverzeichnis) · Placide Vernet: Als Zwangsarbeiter in Österreich. Erinnerungen an die Begegnung mit Heiligenkreuz, in: Sancta Crux 61 (2000), S. 207–215 · Herzog, German: Nachruf auf Placide Vernet OCSO. Mönchspriester, Zisterzienser, Wissenschaftler, in: Cistercienser Chronik 125 (2018), S. 609–613.Vorlage:Page.name: VERNET, Placide OCSO (1922–2018) – Biographia Cisterciensis