Barth, Edmond-Paul

Edmond Paul de Barth

Edmond Paul de Barth

französische Zisterzienserin; 1. Oberin von Darfeld-Rosenthal 1801–1808

* 27. Mai 1754 Haguenau, Elsass
† 29. Aug. 1808 Rosendahl, Westfalen

Edmond-Paul de Barth, Taufname Marie-Antoinette Elisabeth Marguerite, wurde am 27. Mai 1754 in Hagenau im Elsass geboren[1], wo ihr Vater Landvogt (bailly royal) war. Ihre Mutter hieß Marie-Thérèse Rhoux. Als letzte Professschwester vor der Französischen Revolution in die nahe Haguenau gelegene Zisterzienserinnenabtei Königsbrück eingetreten, ging Marie-Antoinette de Barth nach deren von den Revolutionären erzwungenen Auflösung 1793 in die Schweiz und schloss sich dort den von Augustin de Lestrange geführten französischen Trappisten in La Valsainte an. Am 30. September 1797 trat sie in das im Vorjahr neu eingerichtete erste Frauenkloster der Reform von La Trappe, Sembrancher im Kanton Wallis, ein und legte dort nach nur zweimonatigem Noviziat die Profess ab, 24. Dezember 1797[2]. Die Ordensvorschrift, die ein einjähriges Noviziat vorsah, war unter den Bedingungen des Exils nicht einzuhalten.

Sembrancher hatte nur bis Februar 1798 Bestand; angesichts der auch in die Schweiz einmarschierenden französischen Revolutionstruppen gaben die Trappisten und Trappistinnen ihre Klöster auf und machten sich auf den langen Weg nach Russland, wo ihnen – auf Vermittlung der Novizin Sr. Marie-Joseph de la Miséricorde (d.i. Louise-Adélaïde de Bourbon-Condé) – Zar Paul I. Asyl gewährt hatte (sog. Odyssée monastique). Edmond-Paul de Barth verließ Sembrancher vermutlich mit der von ihrer Oberin Marie Laigniez geführten zweiten Gruppe im Januar 1798 und machte in den folgenden drei Jahren die beschwerliche Reise des Wanderklosters nach Orscha in Weißrussland und – nachdem die dauerhafte Niederlassung dort gescheitert war – wieder zurück nach Deutschland (Danzig, Lübeck, Hamburg-Hamm) mit. Im August 1801 wurden die insgesamt 38 Köpfe zählende Frauengruppe von Lestrange endgültig in zwei Gruppen getrennt, die eine ging unter der Leitung der Subpriorin Edmond-Paul de Barth nach Darfeld in Westfalen, die andere unter der Führung der Priorin Augustin de Chabannes nach England (Stapehill).

Die Aufteilung der Gruppe war notwendig geworden, weil einige Frauen gesundheitlich zur Weiterreise nach England nicht mehr in der Lage waren. Vier davon waren direkt von Danzig aus zu den Benediktinerinnen in Vinnenberg (Warendorf) gekommen, die sie zur Genesung einige Wochen in ihrem Kloster aufgenommen hatten.[3] Dort hielt sich auch Subpriorin Edmond de Barth auf. Nachdem in Darfeld hastig provisorische Klostergebäude für die Frauen errichtet worden waren, kam die zehnköpfige Gruppe[4] (die vier kranken Schwestern aus Vinnenberg, verstärkt durch vier weitere von Hamburg-Hamm und zwei Neueintritte) am 28. Dezember 1800 dort an und begann mit dem klösterlichen Leben. Dieser Tag gilt als Gründungstag der heute noch existierenden Klostergemeinde (seit 2009 im Kloster Baumgarten in Frankreich).

Da somit in Darfeld ein neues Kloster (Notre-Dame-de-la-Miséricorde) entstanden war, wurde Subpriorin de Barth zur Oberin ernannt, unter deren Leitung sich die Schwestern in den folgenden Jahren konsolidierten und notdürftig einrichteten. Das Leben in Darfeld war arm und dürftig, der Konvent kaum in der Lage, sich selbst zu unterhalten. Unter dem Datum 8. Juli 1808, knapp zwei Monate vor ihrem Tod, wandte sich Oberin de Barth brieflich an den Generalvikar des Bistums Münster, Clemens August von Droste-Vischering, mit der Bitte um ein Viertel der im Namen beider Klöster von den männlichen Trappisten eingesammelten Kollekte. Desweiteren bat sie um die Unterstützung durch einen Konversbruder, der viermal im Jahr für das Frauenkloster Kollekte halten sollte. Die Schwestern selber konnten als klausuriert lebende Nonnen das Kloster kaum verlassen. Ob ihrer Bitte entsprochen wurde, ist nicht mehr zu ermitteln (Knoll 170).

Über M. Edmond-Paul de Barths Charakter und Eigenart sind wir durch einen (Jahre später) verfassten Bericht unterrichtet, der sich im Archiv des Klosters Altbronn erhalten hat (Wiedergabe bei Kervingant 243–244). Sie wird darin als strenge Vorgesetzte beschrieben, die nicht die kleinste Abweichung von der Regel duldete, weder bei sich selbst noch bei anderen. Erfüllt vom Geist der Buße und der völligen Selbstaufgabe, war sie durchdrungen von der Maxime, „zu leiden oder zu sterben“. Charakterzüge, die vielleicht zu erklären sind durch ihre schwere Krebskrankheit, deren Auswirkungen sie zwar sorgfältig verbarg, der sie aber am 29. August 1808 erlag.[5] Die erneute Vertreibung der Trappisten und Trappistinnen aus Darfeld durch Napoleon 1811 erlebte sie nicht mehr.

Unter den in Darfeld erfolgten Neueintritten waren auch M. Edmond-Pauls Nachfolgerinnen Hélène Van den Broeck (Eintritt 11. Sep. 1806), die den deutsch- und niederländischsprachigen größeren Teil des Konvents 1825/26 nach Ölenberg im Elsass führte, und Elisabeth Piette (Einkleidung 7. Juli 1806), die mit dem kleineren französischsprachigen Teil 1816 das Kloster Ste. Cathérine in Laval, Frankreich, gründete.

gge

  1. Knoll abweichend: Straßburg
  2. Knoll abweichend: 26. Dezember 1797
  3. Die Vinnenberger Klosterchronik berichtet von diesem Aufenthalt. Abdruck in Knoll S. 115.
  4. Zwei Professschwesern, fünf Novizinnen, zwei Postulantinnen.
  5. Knoll abweichend: Gicht.

Daten:

Prof.: 24. Dez. 1797 (Sembrancher).

Literatur:

Kervingant, Marie: Monastic Odyssey. Kalamazoo, Mich.: Cistercian Publications, 1999, S. 54, 94, 131–132, 228, 234–245, 414–415 [Des moniales face à la Révolution française : aux origines des Cisterciennes-Trappistines. Paris : Beauchesne, 1989] · Knoll, Wilhelm: 30 Jahre Trappistenniederlassung in Darfeld, Aachen 2012, S. 71, 115, 170.

Zitierempfehlung: Barth, Edmond-Paul, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 18.12.2015, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Barth,_Edmond-Paul

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