Bavay, Robert

Robert de Bavay

Robert de Bavay

Abt der Zisterzienserabtei Villers 1765–1782, Generalvikar der Niederlande

* 11. Juni 1711 Brüssel
04. April 1782 Villers-la-Ville

Robert de Bavay, Taufname Paul Balthazar, geboren 1711 in Brüssel, war ein Neffe des Abtes François Anselme de Bavay von Beaupré-sur-Meurthe bei Lunéville in Lothringen (reg. 1710–1737). Er legte am 13. Juli 1733 in der Zisterzienserabtei Villers die Profess ab und wurde am 22. September 1736 zum Priester geweiht. Er war nacheinander geistlicher Direktor der Laienbrüder in Villers, dann Beichtiger (Direktor) in den Klöstern Florival, Terbanck und Vrouwenpark/Val-des-Dames (Parc-les-Dames). Als solcher wurde er nach dem plötzlichen Tod des Abtes Daniel d’Aix († 6. September 1764) am 10. Dezember 1764 von der Regierung in Wien zum Abt ernannt.

Prinz Karl von Lothringen, Statthalter in den österreichischen Niederlanden, hatte am 10. September 1764 den Kanzler Streithagen und den Abt Engelbert Delfortrie von Baudelo beauftragt, die Voten der 60 Mönche einzuholen. Die beiden Kommissare trafen am 12. September in Villers ein und führten am folgenden Tag die Wahl durch. Aus ihr ging mit großer Mehrheit (44 Erststimmen) Albéric Dubois als Wunschkandidat der Mönche hervor, der schon bei der vorherigen Abtwahl vorgeschlagen worden war, gefolgt von Jérôme Franquart aus Nivelles, dem Präses des Kollegs von Villers in Löwen, mit acht Erststimmen und dreizehn Zweitstimmen. Robert de Bavay stand mit zwei Erststimmen, sieben Zeitstimmen und fünf Drittstimmen nur auf Platz drei der Liste. Warum sich die Regierung in Wien trotzdem für ihn (und gegen den auch von den Kommissaren befürworteten Dubois) entschied, ist nicht bekannt, möglicherweise gab seine oben erwähnte Verwandtschaft mit Abt Anselme de Bavay von Beaupré den Ausschlag, vielleicht auch die Tatsache, dass Albéric Dubois ein Bruder des Abtes von Lobbes, Paul Dubois OSB, war, und man nicht zwei Brüder in so einflussreichen Positionen haben wollte. Gegen Dom Albéric du Bois wurde außerdem vorgebracht, dass ihm trotz seiner anerkannten Verdienste die für die hohe Position erforderliche Gelassenheit fehle. Von Abt François Le Blois von Clairvaux bestätigt und am 10. Februar 1765 durch den Abt von Hemiksem, Joannes Bruyndonckx, installiert und zum Generalvikar der belgischen Klöster ernannt, wurde Abt Robert am folgenden Tag von Bischof de Berlo von Namur benediziert.

Mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 kehrten der Frieden und mit ihm der Wohlstand nach Villers zurück. Robert de Bavay nutzte dies, um eine umfangreiche Bautätigkeit zu betreiben. Er ließ die Kirche von Mellery wieder aufbauen, und gleichzeitig mit der Abtei Aywiers, die ebenfalls zerstört worden war, die Kapelle Saint-Lambert mit dem dazugehörigen Pfarrhaus. Die von seinem Vorgänger begonnene Fassade der Abteikirche wurde fertiggestellt und mehrere andere Kirchen mit ihren Pfarrhäusern restauriert. Das Refugium in Brüssel ließ er innen und außen mit großem Luxus ausschmücken.

Abt Roberts siebzehnjährige Amtszeit verlief friedlich, abgesehen von vorübergehenden Unruhen, verursacht durch den brabantischen Steuerbeamten von Kulberg. Dieser berichtete der Regierung über die Nichtausführung des Dekrets von 1759 über die Aufnahme flämischer Novizen in Villers. Der Staatsrat ordnete eine Untersuchung an. Diese fand Anfang November 1775 statt und stellte fest, dass die Nichtausführung des Dekrets auf den Widerstand einer im Wesentlichen wallonischen Gemeinschaft zurückzuführen war. Die Ermittler erklärten vernünftigerweise, dass keine Dringlichkeit vorliege, der Abt jedoch verpflichtet sei, zu gleichen Teilen flämische Novizen aufzunehmen, sobald es moralisch möglich war. Außerdem sollte kein Novize aufgenommen werden, ohne zuvor ein volles Jahr Philosophie in Löwen studiert zu haben.

Abt Robert starb am 4. April 1782 in Villers und wurde in der Kapelle beigesetzt, die er in der Nähe des Altars des Heiligen Johannes des Täufers hatte bauen lassen.

In den letzten Jahren seiner Amtszeit beliefen sich die Einnahmen des Klosters auf 103.000 Gulden und die regulären Ausgaben auf 82.000 Gulden. Der Bau und die Restaurierung der Klausurgebäude, der zerstörten Kirchen und ihrer Pfarrhäuser hatten den größten Teil der Einnahmen verschlungen. Darüber hinaus hatte die Abtei 1774 einen Prozess gegen das Lütticher Lambertuskapitel verloren, der sie 2.183 Gulden zuzüglich der Gerichtskosten kostete.

gge, Sep. 2017, rev. Okt. 2025


Daten:

Prof.: 13. Juli 1733; Sac.: 22. Sep. 1736, Abbas: nom. 10. Dez. 1764, inst. 10. Feb. 1765, ben. 11. Feb. 1765.

Literatur:

Ploegaerts, Théophile: Les abbés de Villers, in: Annales de la société archéologique et folklorique de Nivelles et du Brabant wallon, t. VIII, 1907, S. 383–417 · De Jonghe, Baudouin: Sceau-matrice de Robert de Bavay, abbé de Villers (1764–1782). Antwerpen, 1904 · Monasticon Belge. IV, 2. Lüttich: Centre national de recherches d’histoire religeuse, 1968, S. 402–403 · De Bavay, G.: Une élection d’abbé en 1764 à l’abbaye de Villers, in: Annales de la Société royale d'archéologie de Bruxelles 13 (1899), S. 331ff.

Zitierempfehlung: Bavay, Robert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.10.2025, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bavay,_Robert

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