Athanasius Bernhard
Abt des Zisterzienserklosters Osek 1853–1875; Ordensvisitator und Generalvikar für Böhmen und die Lausitz; infulierter Landesprälat
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† 18. März 1875 Ossegg [Osek]
Athanasius Bernhard, Taufname Philipp, wurde am 2. Januar 1815 in Radonitz in Böhmen als Sohn des Kantors und Lehrers Philipp Bernhard († 1834) und seiner Ehefrau Johanna geb. Aschermann geboren. Er besuchte das Gymnasium in Komotau und wurde am 22. September 1835 als Novize in der Zisterzienserabtei Ossegg eingekleidet. Am 30. September 1838 legte er die Profess ab, studierte Theologie in Leitmeritz und feierte am 23. August 1840 seine Primiz.
In den folgenden drei Jahren versah er das Amt eines Chorregenten (Regens chori), wurde 1844 an der Prager Universität zum Doktor der Theologie promoviert und wirkte dann drei Jahre als Professor für neues Testament an der theologischen Hauslehranstalt (1845–1847), von 1847–1851 auch im bischöflichen Priesterseminar in Leitmeritz. 1851 wurde er Abts- und Vikariatssekretär, im nächsten Jahr Sekretär in Ordensangelegenheiten bei Fürsterzbischof Kardinal Schwarzenberg.
Am 15. September 1853 wurde er zum Abt und am 25. Januar 1854 zum Visitator und Generalvikar für Böhmen und die beiden Zisterzienserinnenklöster in der Lausitz (Marienstern und Marienthal) gewählt. Als solcher begleitete er 1854 Bischof Hille von Leitmeritz bei der apostolischen Visitation der Klöster. 1861 wurde er von dem im Landtag vertretenen Großgrundbesitz in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrats gewählt (1861–1866). 1869 nahm er am Generalkapitel in Rom teil, nachdem 1867 der Ordensgeneral Teobaldo Caesari die meisten Klöster der österreichischen Provinz, darunter auch Ossegg, besucht hatte.
Athanasius Bernhard ließ 1869 mit großem Kostenaufwand das Innere der Stiftskirche renovieren und danach die Pfarrkirchen in Maria-Ratschitz und Klostergrab. Im Konvent führte er gemeinschaftliche Exerzitien ein und ließ für die Pfarrangehörigen mehrmals Missionen abhalten. Das von seinem Vorgänger Klement Zahrádka erbaute, von den Borromäerinnen geführte Krankenhaus (Klemenshospital) ließ er erweitern und gründete eine Privatschule für Mädchen, mit deren Leitung er wieder die Borromäerschwestern betraute.
Als durch zahlreiche Eisenbahnbauten große Strecken Feld und Wald vom Besitz des Klosters abgetrennt wurden, nutzte Abt Athanasius die Entschädigungszahlungen zum Ankauf einiger Bauerngüter und Ländereien, die an zum Stift gehörende Meierhöfe grenzten.
Im Deutschen Krieg von 1866 musste das Stift die Einquartierung österreichischer Truppen hinnehmen, die einen Monat hindurch versorgt werden mussten; danach 180 Mann sächsische Reiter, die aber nur einen Tag blieben. Mehrmals kamen auch feindliche preußische Truppen, es gelang jedoch jedesmal, einen friedlichen Ausgleich zu finden.
Weniger günstig entwickelten sich die wirtschaftlichen Unternehmungen des Klosters. 1872 scheiterte der Versuch, den schon 1707 wegen mangelnder Rentabilität aufgegebenen Kalksteinbruch in der Nähe des Stiftes wiederzubeleben. Nicht viel besser liefen die Kohlengruben; die Grube bei Strimitz wurde noch unter Abt Athanasius verkauft, die beiden Gruben in Wernsdorf und Briesen dann von seinen Nachfolgern.
Er starb am 18. März 1875 nach längerer Krankheit. Für die erste Auflage des Kirchenlexikons von Wetzer und Welte verfasste er mehrere Artikel und in Verings Archiv für katholisches Kirchenrecht veröffentlichte er die Abhandlung „Ueber die Lage und Bedürfnisse der alten Orden in Oesterreich zur Zeit des vaticanischen Concils“. Zu seinem Nachfolger wurde der Theologieprofessor Salesius Mayer gewählt.
gge, Sep. 2012
Daten:
Vest.: 22. Sep. 1835; Prof.: sol. 30. Sep. 1838; Sac.: 20. Aug. 1840; Prim.: 23. Aug. 1840; Abbas: el. 15. Sep. 1853, ben. 18. Sep. 1854.Werke:
Aus dem Kloster: Ein Beitrag zum Verständnisse der Klosterfrage in Oesterreich. Regensburg, 1848 (anonym erschienen) · mehrere Beiträge im Kirchen-Lexikon von Wetzer und Weite, I. Aufl.: Dalmanutha, Deinas, Elias Levita, Ellipse, Emmaus, Emphasis, Erastus, Etymologie, Felix, röm. Landpfleger, Festus Porcius, Gnome, Ironie · Ueber die Lage und Bedürfnisse der alten Orden in Oesterreich zur Zeit des vaticanischen Concils, in: Dr. Friedrich H. Vering, Archiv für katholisches Kirchenrecht 1889. Drittes Heft, S. 418–427. Verfasst 21. Februar 1870.Literatur:
Sturm, Heribert (Hg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München und Oldenbourg, 1979–1984 · Weinmann, Josef: Egerländer biografisches Lexikon. Männedorf: Weinmann, 1985–1987 · Siegl, Meinrad: Die Abtei Ossegg in Böhmen, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 280ff., bes. S. 339–341 · Album Ossecense; oder, Verzeichnis der Mitglieder des Cistercienser-Stiftes Ossegg vom Jahre 1645-1896. Anlaesslich des siebenhundertjaehrigen Gruendungs-Jubliaeums zusammengestellt von einem Capitularen dieses Stiftes. Verlag des Cistercienser-Stiftes Ossegg, 1896, S. 126–127.Vorlage:Page.name: BERNHARD, Athanasius (Philipp) OCist (1815–1875) – Biographia Cisterciensis