Boskovic, Berchta

Die Messe des Heiligen Gregor, 1480

Berchta von Boskovic

tsch. Perchta II. z Boskovic

Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Mariasaal 1464–1482

† 2. Juli 1482 Altbrünn

Berchta (Perchta, Bertha) II. von Boskovic (es hatte schon im 14. Jahrhundert eine gleichnamige Äbtissin gegeben) stammte aus dem Adelsgeschlecht der Boskovic (Boskowitz); ihre Eltern waren wahrscheinlich der mährische Unterkämmerer Benedikt (Beneš) Černohorský von Boskowitz und Machna von Šternberk. Eines ihrer Geschwister soll Bischof Tas (Protasius) Boskovic von Olmütz († 1482) gewesen sein. Benedikt Boskovic hatte sich während der böhmischen Reformation zum Hussitismus bekannt, sich aber unter dem Einfluss des Predigers Johannes Capistranus 1451 mit seiner ganzen Familie wieder der katholischen Kirche angeschlossen.

1442 wird Berchta als Konventsmitglied des Klosters Mariasaal (Aula Sanctae Mariae) in Alt-Brünn erwähnt. 1464 wurde sie Äbtissin dieses Klosters und blieb es bis zu ihrem Tod 1482. Ihre Amtszeit fiel in die schwierige Zeit des Krieges zwischen dem böhmischen König Georg von Podiebrad und dem ungarischen König Matthias Corvinus. Auch das Altbrünner Kloster war von den Auseinandersetzungen betroffen. 1467 wurde es zuerst von den Anhängern des Königs Matthias besetzt, dann von den Truppen des Victorinus, den Sohn Georgs von Podiebrad, erobert und teilweise niedergebrannt. Das Kloster wurde so stark verwüstet, dass die Nonnen eine Zeit lang in Auspitz/Hustopeče Zuflucht suchen mussten, das zum Besitz des Klosters gehörte. Erst 1470 kehrten sie zurück.

Nach der Versöhnung zwischen den beiden verfeindeten Parteien, als König Matthias vorübergehend Herrscher von Mähren wurde und Frieden im Land herrschte, begann Perchta mit der Wiederherstellung des Klosters und der Rückgewinnung der konfiszierten Güter am Provinzgericht. Dabei wurde sie von ihrem Verwandten, dem Olmützer Bischof Tas Černohorský von Boskowitz, unterstützt. Kloster und Kirche wurden schrittweise instandgesetzt und die Altäre des Heiligen Kreuzes und die drei Seitenaltäre am 13. August 1470 von Bischof Tas von Boskovic geweiht. Die Wiedereinweihung der Klosterkirche fand jedoch erst nach ihrem Tod statt (beide, die Äbtissin und der Bischof, starben im selben Jahr, 1482).

Im Rahmen dieser Restaurationen ließ Berchta die Kirche mit einem neuen Heilig-Kreuz-Altar mit dem Hauptvotiv- und Ablassbild der Messe des heiligen Gregorius aus dem Jahr 1480 ausstatten (auf dem Rahmen befindet sich die Inschrift perchta abbattissa de boskovic 1480). Das Gemälde stellt das Thema der Messe des heiligen Gregor dar, das auf einer mittelalterlichen Legende beruht und Ausdruck der Ehrfurcht vor dem eucharistischen Christus ist, ein Thema, das damals, zur Zeit der Kontroverse über die Transsubstantiation[1], hochaktuell war.[2] Im selben Jahr, 1480, stiftete sie auch die Altäre des Fronleichnams, des Heiligen Kreuzes und der Apostel Simon und Judas mit 25 Goldstücken, damit dort jährlich drei Messen für das Seelenheil ihrer Eltern gefeiert werden sollten.[3]

Auch bei der Entstehung anderer Gemälde aus dieser Zeit (Das „Schneewunder“ des hl. Liberius, Die Taufe des heiligen Augustinus, Der zwölfjährige Jesus im Tempel u.a.) wird die Beteiligung beider Verwandten vermutet, es gibt sogar Hypothesen, dass es sich um Kryptoporträts der Auftraggeber handelt, d. h. des Bischofs Tas und der Äbtissin Berchta. Es ist jedoch nicht klar, in welchen der abgebildeten Personen sie dargestellt sein könnten.

Perchta bemühte sich vor dem Provinzgericht um Gerechtigkeit gegenüber den umliegenden Adligen, die das Kloster seines Eigentums berauben wollten. 1464 verklagte sie Milota von Tworkau auf 100 Grwina, weil er die Dorfstraße, den Wein und das Vieh des Klosters weggenommen hatte. Georg von Krawarn und Straßnitz verklagte sie auf 200 Grwina, weil er das Gericht in Nosalowitz unberechtigt innehatte, Ignaz von Kukwitz und Rossitz auf 300 Grwina, weil er dem Kloster die Dörfer Womitz und Bukowann genommen hatte, und Protivec von Zástřizl und Paulowitz auf 200 Grwina, weil er dem Kloster den Wald von Lhota bei Saroschitz genommen hatte. Auf dieselbe Weise verfolgte sie auch andere, die dem Kloster Schaden zufügten, als das Landgericht 1480 und 1481 wieder eröffnet wurde.

Äbtissin Berchta II. von Boskowitz starb am 2. Juli 1482, Bischof Tas am 25. August 1482.

gge, Dez. 2024

  1. Lat. etwa „Wesensverwandlung“; in der katholischen Theologie die Bezeichnung für die wirkliche Gegenwart Jesu Christi (Realpräsenz) in den verwandelten Substanzen von Brot und Wein bei der Eucharistiefeier.
  2. Die Wahl des Themas zeigt die Neigung der Auftraggeber zur traditionellen Auffassung der römisch-katholischen Kirche; insbesondere Bischof Tas von Boskovic war als ehemaliger Anhänger Georgs von Podiebrad bekannt und wählte vielleicht deshalb das Thema, um seine Abkehr von König Georg zu betonen, der unter einem päpstlichen Bann stand (und 1471 gestorben war).
  3. Die spätgotischen Altäre verschwanden mit der 1762 von der Äbtissin Antonia von Ulrici eingeleiteten Barockisierung der Kirche. Die erhaltenen Gemäldetafeln wurden 1819 von dem Augustinerabt Benedikt Eder dem neu gegründeten Franziskanermuseum (heute in der Mährischen Galerie) geschenkt.

Literatur:

Magdová, Simona: Páni z Boskovic a jejich působení na Černé Hoře [Die Herren von Boskovice und ihre Tätigkeit in Montenegro]. Brünn, 2013. Dissertation, Masaryk-Universität, Philosophische Fakultät · Vacková, Jarmila: Mše sv. Řehoře z donace abatyše Perchty z Boskovic (1480). Umění: Časopis Ústavu dějin umění Akademie věd České republiky. 1983, roč. 31, čís. 2, s. 159–167 [Die Messe des Heiligen Gregor aus der Schenkung der Äbtissin Perchta von Boskovice (1480), in:: Zeitschrift des Instituts für Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik] · Šembera, Alois Vojtěch: Páni z Boskovic a potomní držitelé hradu boskovického na Moravě. Vídeň: vlastním nákladem, 1870, S. 121–122 [Die Herren von Boskovice und die späteren Besitzer der Burg Boskovice in Mähren. Wien: Selbstverlag, 1870] · Wolny, Gregor: Kirchliche Topographie von Mähren, meist nach Urkunden und Handschriften. Band II. Brünner Diöcese. Brünn: [s.n.], 1856 · Šmétková, Eva: Perchta II. z Boskovic, Klub přátel Boskovic [Club der Freunde von Boskovice], August 2023 [1].

Zitierempfehlung: Boskovic, Berchta, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.12.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Boskovic,_Berchta

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