Czernek, Bernhard

Bernhard Czernek

Bernhard Czernek

Abt des Klosters Rauden 1696–1716

† 8. Okt. 1716 Rauden

Bernhard Lorenz Czernek (das Wahlinstrument nennt ihn Czernig) war gebürtig aus Czernitz und früh in die oberschlesische Zisterzienserabtei Rauden eingetreten. Abt Josef Hering schickte ihn 1686 mit P. Johannes zum Theologiestudium nach Olmütz, von wo er nach zwei Jahren als Bakkaleureus zurückkehrte. Danach studierte er noch ein Jahr Rechtswissenschaften in Prag. Heimgekehrt wurde er zum Subprior und nach zwei Jahren zum Prior bestellt. In diesem Amt blieb er fünf Jahre. Nebenbei war er vier Jahre Novizenmeister und hielt als solcher Vorlesungen über Philosophie und Theologie.

Nach dem Rücktritt des Abtes Josef wurde er am 9. Juli 1696 von den 22 anwesenden Mönchen zum Abt gewählt. Das Wahlinstrument trägt das Datum 16. Juli 1696. Wahlvorsitzende waren der von dem wegen Altersgebrechen nicht mehr amtsfähigen Generalvikar Bernhard Rosa von Grüssau dazu delegierte Abt Malachias Baguda von Himmelwitz und Abt Heinrich Kahlert von Heinrichau. Die Wahl wurde am 28. November 1697 von Kaiser Leopold I. bestätigt und Abt Bernhard nahm am 4. November den Huldigungseid der Stiftsuntertanen entgegen, wobei jedoch keine Kommissare irgendeiner geistlichen oder weltlichen Behörde zugegen waren. Die feierliche Benediktion empfing er am 10. Mai 1699 anlässlich des Generalkapitels in Cîteaux von Abt Nicolas Larcher gemeinsam mit Abt Ludwig Bauch von Leubus, nachdem die oberste Landesverwaltung am 26. Februar 1699 die Reise nach Frankreich genehmigt hatte.

Abt Bernhard zeichnete sich, wie Potthast sagt, durch Gelehrsamkeit und ungeheuchelte Frömmigkeit aus, die er auch innerhalb und außerhalb seines Klosters fördern und erhalten wollte. Er förderte die Studien und Wissenschaften, in die er auch die schönen Künste, v.a. die Musik, einbezog. Geeignete junge Mönche ließ er, wie er selber es auch getan hatte, an auswärtigen Universitäten Philosophie und Theologie studieren. Die am Hausstudium von P. Johannes ausgebildeten Studenten aus Rauden und Himmelwitz ließ er ihre Thesen öffentlich verteidigen. Neben dem Kloster ließ er ein neues Schulgebäude errichten. Zu Ehren der Gottesmutter führte er am 21. November 1700 das Rosenkranzgebet nach dem Vorbild der Dominikaner ein. Den seinen sittenstrengen Frömmigkeitsvorstellungen zuwiderlaufenden Freizeitgestaltungen der Stiftsbauern (Müßiggang und Spiel) versuchte er mit strengen Strafmandaten zu begegnen. Die Zahl der offiziellen Feiertage reduzierte er auf vier (Xaverius, Isidor, Urbanus und Vilgefortis) und ließ am Festtag der letzteren (19. Juli) eine feierliche Prozession von der Stiftskirche zur Begräbniskirche ziehen. Die Aufführung von Komödien am Sonntag der Fronleichnamsoktav verbot er als mit dem Ernst des Festes unvereinbar. Er förderte aber auch religiöse Zwecke, die sich nicht unmittelbar auf das Stiftsgebiet bezogen. So gab er 1710 auf Bitte des Kaisers 50 rheinische Gulden zum Bau einer katholischen Kirche in Hannover.

Während Abt Bernhards Regierung wurde das Stift von mehreren Unglücksfällen heimgesucht. Am 11. Februar 1697 brannte die Branntweinbrennerei nieder. Am 7. Mai 1702 vernichtete ein Feuer die Eisenhütte in Przerycie, die die Mönche jedoch bald wieder aufbauten. Am 20. Januar 1706 entzündete sich im Krankenzimmer des Klosters nach der Komplet der Kamin und es gelang nur knapp, Schlimmeres abzuwenden. Am 26. Juni 1715 wurde die Glashütte ein Raub der Flammen. Am 30. Juli 1713 brach infolge anhaltenden Regenwetters der Damm des Fischteiches bei Jarek (bei Stanitz). Die freigesetzten Wassermassen richteten an den Fischteichen in Przerycie, Kopec, Kaplanski und Nowinny großen Schaden an. Die Eisenhütte in Przerycie am Ausfluss des Teiches wurde fast zur Ruine und die Brettmühle in Kopec komplett zerstört.

1697 hatte Abt Bernhard das Stiftshaus in Ratibor neu erbauen lassen und so die Absicht seines Vorgängers Josef Hering erfüllt, der zu diesem Zweck schon einen großen Vorrat an Ziegeln und Kalk angelegt hatte. Große Aufmerksamkeit widmete er der barocken Ausgestaltung der Abteikirche, mit der er bald nach seiner Rückkehr aus Cîteaux begann. Seit dem 1. April 1700 wirkten Handwerker und Künstler in der Kirche. Tischler fertigten ein neues Chorgestühl, Bildhauer und Stuckateure arbeiteten an der Kanzel und den Seitenaltären. Die Seitenwände wurden neu geweißt, das Gewölbe des Hauptschiffes neu ausgemalt und die Seitenwände mit zwölf großen Fresken aus dem Leben des hl. Bernhard von Clairvaux geschmückt. Am 5. Dezember 1701 konsekrierte der Abt die Altäre der hl. Barbara, des hl. Michael, des hl. Joseph und des hl. Laurentius und errichtete am 26. März 1703 einen neuen Altar zum hl. Kreuz.

Zur Förderung der Wirtschaft ließ Abt Bernhard Eisen- und Glashütten errichten und kaufte 1702 mit Genehmigung des Kaisers das Gut Dobieschau. Belastet wurde das Kloster durch die Einführung der Akzise 1705, die Eingriffe der Staatsbeamten in die wirtschaftliche Klosterautonomie zur Folge hatte. Am 6. Oktober 1697 legte Abt Bernhard in Ratibor den Grundstein zur Kirche des Franziskanerklosters, dessen Klausur er am 27. November 1706 einweihte. Am 22. Oktober 1714 assistierte er bei der Wahl des Abtes Eugen Lenga in Himmelwitz.

Ende Januar 1715 verschlimmerte sich seine Podragra (Gicht) so sehr, dass er sein Zimmer lange Zeit nicht verlassen konnte. 1716 ganz ans Bett gefesselt, starb er am 8. Oktober d.J. und wurde am folgenden Tag, nach einem Requiem des Abtes Eugen von Himmelwitz, in der Abteikirche neben dem Altar des hl. Benedikt an der Epistelseite beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Josef von Strachwitz gewählt.

gge, Juni 2018


Daten:

Abbas: el. 9. Juli 1696, ben. 10. Mai 1699.

Literatur:

Potthast, August: Geschichte der Ehemaligen Cistercienserabtei Rauden in Oberschlesien. Leobschütz: R. Bauer, 1858.

Zitierempfehlung: Czernek, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Czernek,_Bernhard

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