Elbel, Mauritius

Mauritius Elbel

Mauritius Elbel

Abt des Zisterzienserstiftes Osek 1776–1798; Generalvikar für Böhmen und die Lausitz 1784–1798

* 12. März 1730 Böhmisch Leipa [Česká Lípa]
† 26. Juli 1798 Ossegg [Osek]

Mauritz Elbel, Taufname Josef, aus Böhmisch Leipa trat am 28. Oktober 1746 in die Zisterzienserabtei Ossegg ein und legte am 5. November 1747 die Profess ab. Er studierte Theologie im St. Bernardskolleg in Prag, feierte am 14. April 1754 seine Primiz und studierte dann noch drei Jahre Kirchenrecht in Prag. 1761 übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie im erzbischöflichen Kollegium St. Adalbert ebenda. 1763 wurde er Abtsekretär und Professor des Bibelstudiums im Stift; 1765 erhielt er den Titel eines Ordinis doctor theologus und die Auszeichnung eines apostolischen Notars und begleitete im selben Jahr als Sekretär seinen Abt Kajetan Březina und Abt Fortunat Hartmann von Plass [Plasy] zum Generalkapitel nach Cîteaux. Während der Reise führte er ein Tagebuch, das 1915 und 1916 in deutscher Übersetzung publiziert wurde. 1772 kam er als Propst nach Alt-Brünn (Mariasaal), wo er bis 1776 blieb.

Am 9. Mai 1776 zur äbtlichen Würde erhoben, erlebte Abt Mauritz während seiner Regierungszeit den Einmarsch der preußischen Truppen in Böhmen (Bayerischer Erbfolgekrieg). Das Kloster hatte darunter sehr zu leiden, es erhielt am 16. August 1778 im Namen des preußischen Königs den Befehl, innerhalb von 48 Stunden, bei Androhung sonstiger Plünderung, 30.000 Taler als Kriegskontribution an die preußische Feldkriegskasse zu zahlen. Da das Kloster die Summe nicht in voller Höhe aufbringen konnte, wurden der Subprior und der Provisor als Geiseln fortgeführt.

Existenzgefährdend jedoch war die Gefahr, die dem Stift Ossegg 1785/86 durch die Klosteraufhebungen Kaiser Josefs II. drohten (Josefinismus). Nachdem schon fünf der sieben böhmischen Zisterzen aufgehoben waren[1], drohte Ossegg dasselbe Schicksal. 1785 wurde angeordnet, die Mitgliederzahl des Konvents von fünfzig auf achtzehn zu vermindern. Angesichts der Gefahr schrieb Abt Mauritz – seit 21. November 1784 auf Wunsch Kaiser Josefs auch Generalvikar der böhmischen Klöster[2] – persönlich an den Kaiser (und König von Böhmen) und konnte so die Aufhebung abwenden, erhielt im Gegenteil sogar in einer umfangreichen Urkunde vom 20. November 1786 die Bestätigung der früheren Privilegien. Ausschlaggebend dürfte dabei auch gewesen sein, dass viele Ossegger Mönche in der Pfarrseelsorge und als Lehrer am Gymnasium in Komotau [Chomutov] tätig waren.

Trotz der gefährdeten Lage, in der das Kloster sich jahrelang befand, entwickelte Abt Mauritz innerhalb der engen Grenzen seines Klosters eine bemerkenswerte Tätigkeit. Großen Wert legte er auf die wissenschaftliche Ausbildung seiner Mönche, besonders das naturwissenschaftliche Studium. Er legte ein Naturalienkabinett an und eine Bildergalerie. Auch die Wand- und Deckengemälde im großen Abteisaal mit Szenen aus der Geschichte des Klosters ließ er anfertigen. Er ließ außerdem den großen Abteigarten (»Park«) auf seine bis heute erhaltene Größe erweitern. In Klostergrab [Hrob] setzte er einen eigenen Lokalkaplan ein.

gge, Okt. 2012, rev. April 2020

  1. Es bestanden nur noch Hohenfurt und Ossegg, die aber auch schon seit Jahren keine Kandidaten mehr hatten aufnehmen dürfen; der Abt von Hohenfurt, Hermann Kurz, war bereits seines Amtes enthoben (1786). Aufgehoben waren die Klöster Sedletz (1783), Skalitz (1783), Goldenkron (1785), Plass (1785) und Königsaal (1785).
  2. Töpler, Winfried: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817. Berlin, 2003, S. 322.

Daten:

Vest.: 28. Okt. 1746; Prof.: 5. Nov. 1747; Prim.: 14. April 1754; Abbas: el. 9. Mai 1776.

Werke:

Dietrich, Adolf: Reise nach Cîteaux zum Generalkapitel i. J. 1765, in: Cistercienser Chronik 27 (1915), S. 161–171, 198–203, 221–229, 290–293; 28 (1916), S. 9–17, 39–45, 65–70, 79–85, 111–117.

Literatur:

Siegl, Meinrad: Die Abtei Ossegg in Böhmen, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 280ff., bes. S. 331–333 · Album Ossecense; oder, Verzeichnis der Mitglieder des Cistercienser-Stiftes Ossegg vom Jahre 1645-1896. Anlaesslich des siebenhundertjaehrigen Gruendungs-Jubliaeums zusammengestellt von einem Capitularen dieses Stiftes. Verlag des Cistercienser-Stiftes Ossegg, 1896, S. 73–74.

Zitierempfehlung: Elbel, Mauritius, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 20.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Elbel,_Mauritius

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