Vendel Endrédy OCist
Gymnasialprofessor und Zisterzienserabt; Abt von Zirc, Pilis-Paszto und Szentgotthard und Abtpräses der Kongregation von Zirc 1939–1981
* 19. Jan. 1895 Fertőendréd
† 29. Dez. 1981 Pannonhalma
Vendel Endrédy, Taufname Kálmán, wurde 1895 als viertes der zehn Kinder einer Landwirtsfamilie in Fertőendréd geboren, einer kleinen Stadt im heutigen Komitat Győr-Moson-Sopron (dtsch. Raab-Wieselburg-Ödenburg). Seine Eltern waren Elek Hadarits und Erzsébet Varga. Seinen ursprünglichen Namen Hadarits magyarisierte er 1939 zu Endrédy, nach seinem Geburtsort (Fertő-)Endréd. Die ersten vier Gymnasialjahre absolvierte er am Benediktinergymnasium in Sopron und wechselte dann als Seminarist der Diözese Győr (dt. Raab) an das Benediktinergymnasium in Győr, wo er 1914 sein Abitur machte.
Nach dem Abitur trat er in das Priesterseminar der Diözese Győr (dt. Raab) (1914–1917) ein und absolvierte sein Theologiestudium an der Pázmány-Péter-Universität, wo er parallel Mathematik und Physik studierte. Im Laufe der Zeit fühlte er sich dazu berufen, Mönch zu werden, also trat er am 14. August 1917 in die Zisterzienserabtei Zirc ein, wo er am 31. August 1918 die zeitliche Profess ablegte. Anders als üblich wurde er zum Priester geweiht, noch bevor er seine ewigen Gelübde abgelegt hatte. Die Priesterweihe empfing er am 28. Dezember 1918 in der Abteikirche durch Nándor Rott, Bischof von Veszprém, der sein Theologieprofessor in Budapest gewesen war. Am 31. August 1921 legte er in der Abteikirche die feierliche Profess ab.
Nach dem Erhalt des Lehrerdiploms 1922 war er Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik am Zisterziensergymnasium in Budapest, seit 1938 Schulleiter. 1939 wurde er mit großer Mehrheit zum Nachfolger des verstorbenen Adolf Werner zum Abt von Zirc und Präses der Kongregation von Zirc gewählt und am 10. April 1939 von Kardinal Jusztinián Serédi OSB, Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn, in der Abteikirche feierlich benediziert. Assistenten waren der Erzabt Krizosztom Kelemen OSB von Pannonhalma und Propst Miklós Steiner OPraem von Csorna.
Während des Krieges und der nachfolgenden Jahre erlitt das Kloster schwere materielle Verluste. 1948 wurden die fünf von der Abtei unterhaltenen Schulen verstaatlicht. Im November 1948 reiste Endrédy nach Rom, kehrte aber, obwohl er vor einer Verhaftung durch die kommunistischen Behörden gewarnt worden war, nach Ungarn zurück und überbrachte dem am 26. Dezember 1948 unter Hausarrest gestellten Kardinal Mindszenty eine Botschaft des Papstes.
Am 25. Oktober 1950, nach der Aufhebung und Verstaatlichung der Klöster, verließ Abt Vendel als letzter seine Abtei und wurde vier Tage später in Budapest verhaftet, gefoltert und 1951 im Prozess gegen den Erzbischof von Kalocsa, József Grősz, ebenfalls unter Anklage gestellt und zu 14 Jahren Haft verurteilt. Sechs Jahre davon verbrachte er unter unmenschlichen Bedingungen in Einzelhaft. Infolge des Ungarischen Volksaufstands kam er am 1. November 1956 für kurze Zeit frei, wurde aber nach der Niederschlagung des Aufstands am 1. März 1957 wieder für ein halbes Jahr inhaftiert. Am 23. August 1957 wegen seiner schweren Krankheit zum zweiten Mal aus der Haft entlassen, wurde er zunächst von den Budapester Piaristen in ihr Kloster aufgenommen. Auf Druck der kommunistischen Behörden musste er jedoch am 17. Dezember 1957 nach Pannonhalma umziehen. Seit 1960 kümmerte sich Schwester Ágnes Csitos, eine Schulschwester von Kalocsa, wegen seiner geschwächten Gesundheit um ihn.
Schwerkrank lebte er unter Hausarrest in Pannonhalma, blieb aber auch im Exil nicht untätig. Dank Mitbrüdern in Dallas und Rom hatte er Zugang zu neuester mathematischer, physikalischer und theologischer Literatur, die er mit Begeisterung studierte. In einigen Ausnahmefällen übte er auch die Autorität eines Abtes aus, wenn auch im Verborgenen. In den 1960er Jahren legten mehrere junge Mitbrüder, die von P. Lóránt ’Sigmond in den Orden aufgenommen worden waren, ihre feierliche Profess in die Hände von Abt Vendel ab. Am 15. Dezember 1971 benedizierte er Gemma Punk unter strengster Geheimhaltung in seinem eigenen Zimmer zur Äbtissin.
Abt Vendels Zimmer im Pflegeheim für Ordensleute in Pannonhalma war das „Zuhause” und die Anlaufstelle für die durch den Kommunismus verstreuten Zircer Mönche. Hierher kamen sie, um sich trösten oder ermutigen zu lassen, oder einfach, um sich zu treffen. Der Staatssicherheit war die zentrale Rolle Endrédys bewusst; für den Rest seines Lebens wurde er überwacht, seine Besucher und seine Korrespondenz aufgezeichnet und sein Zimmer zweimal durchsucht.
Seine Abtei sah Abt Vendel nicht mehr wieder. Er starb am 29. Dezember 1981, wurde in der Abteikirche Pannonhalma aufgebahrt – die Totenmesse hielt sein Mitbruder Gergely Endre Kovács, Weihbischof in Eger – und am 7. Januar 1982 in der Abteikirche Zirc beigesetzt. 2004 erklärte die Ungarische Akademie der Wissenschaften das Werk Vendel Endrédys und sein menschliches Engagement zum ungarischen Kulturerbe.
gge, Juni 2010, rev. Aug. 2022
Daten:
Vest.: 14. Aug. 1917; Prof.: 31. Aug 1918, 31. Aug. 1921; Sac.: 28. Dez. 1919; Abbas: el. 18. März 1939, ben. 10. April 1939; Dev.: Orare et Laborare.Literatur:
Endrédy, Wendelin: Prison Memoirs, in: Thomas Pruit (Hg.), Cistercians in Texas, the 1998 Jubilee (Dallas 1998), S. 114–129 · Kulcsár, Kálmán: Systemwechsel in Ungarn 1988–1990. Frankfurt : Vittorio Klostermann, 1997, S. 289 · Tímár, Ágnes (Hg.): Wege und Irrwege der katholischen Kirche Ungarns in der Zeit der Verfolgung durch die Kommunisten., Berlin : Pro Business, 2009 · Endrédy (1939-ig Hadarits) Vendel Kálmán. In: Magyar Katolikus Lexikon · Endrédy Kálmán Vendel, Hadarits In: Magyar Életrajzi Lexikon 1000–1990. Főszerkesztő Kenyeres Ágnes. Budapest : Akadémiai kiadó, 1994. · Martirologio Cistercense. · Gulyás, Pál: Magyar írók : Élete és munkái. Új sorozat / irja és szerkeszti Gulyás Pál. Budapest, 1990, S. 226 · Badál Ede Álmos OCist: Endrédy Vendel a ciszterci pedagógus és mátírsorsú zirci apát. Budapest, 2012.Vorlage:Page.name: ENDRÈDY, Vendel (Kálmán) OCist (1895–1981) – Biographia Cisterciensis