Arnold Freiberger
Abt des Zisterzienserklosters Leubus in Schlesien 1636–1672
* 22. April 1589 Spandau, Brandenburg
† 15. Sep. 1672 Leubus, Niederschlesien [Lubiąż, Polen]
Arnold Freiberger wurde am 22. April 1589[1] in Spandau im Kurfürstentum Brandenburg als Kind bürgerlicher Eltern geboren. Er legte 1610 seine Profess im Zisterzienserkloster Leubus in Schlesien ab und feierte am 2. Februar 1615 seine Primiz. Als Propst von Neuhof wurde er am 25. Juli 1636 in Anwesenheit der Äbte Laurentius Hertel von Heinrichau, Valentin Rüling von Grüssau und Christoph Hochgesang von Kamenz von den 18 wahlberechtigten Kapitularen zum Prälaten der Abtei Leubus gewählt, die er nach dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg zu neuer Blüte führte. Dank seiner Aufbauleistung gelangte Leubus wieder zu seiner ursprünglichen kulturellen Bedeutung. Am 6. Dezember 1649 von Generalabt Claude Vaussin außerdem zum Generalvikar der schlesischen Ordensprovinz ernannt, kümmerte er sich aber nur wenig um sein Amt und nahm keine einzige Visitation vor und hielt auch nicht die vorgeschriebenen Äbtekapitel, weswegen ihn der Generalabt 1661 wieder abberief und statt seiner Abt Melchior Welzel von Heinrichau zum Generalvikar bestellte. .
Die Abtei Leubus war schon 1632 von den Sachsen geplündert worden und wurde 1639 von den Schweden erobert, die sie bis 1649 besetzt hielten. Abt Freiberger, der währenddessen mit dem Konvent in Breslau lebte, erwies sich noch während des Krieges als erfolgreicher Wirtschaftsfachmann, der auch im Exil eine funktionierende Wirtschafts- und Finanzverwaltung aufbaute. Viele der zerstörten Klostergüter wurden wiederaufgebaut, die enormen Kriegsschulden abgetragen. Die Abteikirche erhielt neue Glocken, Orgeln und Leuchter, die Jakobskirche auf dem Klosterplatz (auß einem verwüsteten pferdtstall, so für ein heidnisches kirchl gehalten) einen neuen Turm. Der barocken Kunstrichtung aus Österreich und Böhmen zeigte Freiberger sich sehr aufgeschlossen und berief 1660 den bekannten kurfürstlich brandenburgischen Hofmaler Michael Willmann (1630–1706) ins Stift, der von da an 40 Jahre in Leubus lebte und arbeitete. Abt Freiberger ließ die beschädigte Sakristei neu wölben und sorgte für die Erweiterung der Pfarrkirche im Städtel Leubus. Außerdem errichtete er das Stiftsamt, die Kanzlei und die Klosterschule und richtete im Dormitorium Einzelzellen ein. Zur Versorgung der kunstvollen Gärten und Fontänen ließ er eine kostspielige Wasserleitung anlegen sowie 1670 die fast elf Meter hohe steinerne Mariensäule auf dem Klosterplatz errichten.
Als katholischer Abt im protestantischen Umfeld pflegte er mit den protestantischen Fürsten und Adeligen freundschaftliche Kontakte, vermied politische Parteinahmen und zog auch lutherische Berater heran. Noch während des Krieges hatte er mit beiden Parteien verhandelt und konnte so beim schwedischen General Duvaldt, der das Stift seiner Gemahlin geschenkt und die Bibliothek verschleppt hatte[2], die Erlaubnis erreichen, die durch Blitzschlag beschädigte Kirche neu eindachen zu lassen (sie hatte fünf Jahre ohne Dach gestanden). Seine liberale Einstellung und sein Lebenswandel brachten Freiberger eine Anklage wegen Häresie beim Generalkapitel durch seine schlesischen Mitäbte ein. Gleichzeitig unterhielt er intensive Kontakte zum herrschenden Haus Habsburg (Schlesien gehörte der böhmischen Krone), das dem Kloster zum Wiederaufbau finanzielle Hilfe gewährte. Im Gegenzug fiel dem Stift Leubus bei der Rekatholisierung Schlesiens eine wichtige Rolle zu. Nachreformatorische Erfolge zeigten sich auch in der wachsenden Anzahl der Professen.
Neben der äußeren Wiederherstellung und Verschönerung der Gotteshäuser und Stiftsgebäude sorgte Abt Arnold auch für die innere und geistige Reform des Klosters, indem er ein theologisches Hausstudium einführte, geeignete Theologieprofessoren berief und die Bibliothek wieder aufbaute.
Abt Arnold starb am 15. September 1672 und wurde vor dem Hauptaltar der Klosterkirche begraben. Sein Nachfolger Johannes Reich setzte seine Aufbauarbeit fort.
gge, Dezember 2016
Daten:
Prof.: 1610; Prim.: 2. Feb. 1615; Abbas: el. 21. Sep. 1672.Literatur:
Wintera, Laurentius: Leubus in Schlesien, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 25 (1904) S. 502–514, 676–697, hier: 686–688 · Grüger, Heinrich: Schlesisches Klosterbuch: Leubus, in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Band 22, 1981, S. 1–32 · Ders.: Der Orden der Zisterzienser in Schlesien (1175–1810). Ein Überblick (Schlesisches Klosterbuch, Tl. 8), in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Band 23, 1982, S. 84–145.Vorlage:Page.name: FREIBERGER, Arnold OCist (1589–1672) – Biographia Cisterciensis