Gaillemin, Symphorien

Symphorien Gaillemin

Symphorien Gaillemin OCist

Prior von Hautecombe 1888–1910, Titularabt von Grandselve

* 25. Jan. 1839 Corniéville, Dép. Meuse
† 10. Aug. 1917 Lérins, Dép. Alpes-Maritimes

Marie-Symphorien Gaillemin, Taufname Auguste, wurde 1839 als fünftes der sechs Kinder des Lehrers Jean-Baptiste Gaillemin und seiner Frau Anne Touissant in Corniéville im Arrondissment Commercy geboren. Er besuchte das Knabenseminar und das Priesterseminar in Verdun, das er Anfang 1863 verließ, um in das von Bernard Barnouin gegründete Zisterzienserkloster Sénanque in Südfrankreich einzutreten. Dort wurde er am 26. April 1863 als fr. Symphorien eingekleidet, legte am 1. Mai 1864 die Profess ab und wurde am 17. Dezember 1864 in Avignon zum Priester geweiht.

Nach der Priesterweihe unterrichtete er die jungen Novizen (die älteren waren meist schon Priester) in Bibelkunde und Liturgie. Auf dem Generalkapitel 1868 wurde er zum Kongregationssekretär gewählt und legte am 16. Mai 1869 die feierliche Profess ab. Im nächsten Jahr legte er sein Amt als Sekretär nieder und ging als Beichtiger in das Frauenkloster Mane (heute in Castagniers). 1871 wurde er zum zweiten Assistenten der Kongregation von Sénanque gewählt. Als solcher ging er im September 1871 mit in das neuerworbene Kloster Lérins auf der Insel St. Honorat bei Cannes, wohin Abt Barnouin den Sitz der Kongregation verlegt hatte. Im Mai 1872 legte Gaillemin sein Amt als Assistent nieder und ging im Mai 1873 in das Tochterkloster Fontfroide. Von dort wurde er im Oktober 1873 in das Kloster Hautecombe in Savoyen geschickt, das die Kongregation 1864 von den italienischen Zisterziensern übernommen hatte.

Hautecombe war eine alte, 1493 in Kommende gefallene und 1793 aufgehobene Zisterzienserabtei am Lac du Bourget, Grablege der Herzöge von Savoyen. König Karl Felix von Sardinien-Piemont hatte sie Anfang des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt und mit italienischen Zisterziensern besetzt, die aber nicht mehr in der Lage waren, die in der Gründungsurkunde genannte Mindestzahl von zwölf Mönchen aufzubringen. Sie wurden daher 1864 durch die französischen Zisterzienser der Kongregation von Sénanque abgelöst, die das Kloster ausbauten und restaurierten. 1878 wurde Gaillemin zum Subprior und am 4. August 1888 zum Titularprior von Hautecombe gewählt. Den Vorsitz bei der Wahl hatte mit Erlaubnis des Erzbischofs von Chambéry als Apostolischem Delegaten für Hautecombe der Generalabt der Zisterzienser der allgemeinen Observanz gehabt, Gregorio Bartolini, der den neugewählten Prior auch sofort bestätigte.

Unter Prior Gaillemins Führung erlebte das Zisterzienserpriorat Hautecombe seine letzte Blüte. Schon zwölf Jahre nach seinem Rücktritt 1910 wurde es aufgegeben und von Benediktinern übernommen. 1889 übernahm er die Betreuung der königlichen Gemächer in Hautecombe; mehrmals wurde die Abtei von Angehörigen der italienischen Königsfamilie besucht. Die Nähe zum italienischen Königshaus, dessen Oberhaupt auch das Patronat über die Abtei innehatte, verhinderte u.a. auch die Auflösung des Klosters durch die religionsfeindlichen Combes-Gesetze 1901.

Gaillemin unternahm mehrere Versuche, die Abtei aus der Jurisdiktion des Erzbischofs von Chambéry zu lösen, dem sie als Apostolischem Delegaten unterstellt war, scheiterte aber am Widerstand des ihm ansonsten wohlgesonnenen Erzbischofs. Nach der endgültigen Approbation der Konstitutionen der Kongregation von Sénanque 1892 überbrachte Gaillemin dem Papst in Rom den Dank der Kongregation. Nach dem Tod des Abtes von Sénanque (Polycarpe Porret) wurde Gaillemin im April 1898 von den Kapitularen zum Nachfolger gewählt, lehnte aber ab und blieb in Hautecombe.[1] Da das Recht zur Ernennung des Abtes von Hautecombe beim italienischen König lag, dieser aber davon niemals Gebrauch machte, konnten die Mönche von Hautecombe keinen Abt wählen. Erzbischof Hautin erwirkte Gaillemin daher in Rom den Ehrentitel eines Abtes von Grandselve, zu dem dieser am 30. Oktober 1898 benediziert wurde.

Gaillemin verfasste mehrere Schriften, die nicht alle gedruckt wurden. Er war ein Gegner der im Oktober 1892 erfolgten Abtrennung der Zisterzienser der strengeren Observanz („Trappisten“) vom Gesamtorden. Seine 1891 in der Cistercienser Chronik erschienene statistische Übersicht über die Zisterzienserklöster trägt das Motto „Ut sint unum“. Von 1892 bis 1894 gab er eine Zeitschrift mit dem programmatischen Titel L'Union Cistercienne heraus.

Symphorien Gaillemin legte seine Amt am 9. September 1910 nieder und zog sich, vom Papst zum Ehrenprior von Hautecombe ernannt, nach Lérins zurück, wo er 1917 starb. Da er die Abtwürde trug, wurde er zwar in der Äbtegruft beigesetzt, sein Sarg aber während des Requiems nicht mit den Pontifikalinsignien (Mitra und Stab) geschmückt.

gge, Februar 2016

  1. Statt seiner wurde dann Léonce Granet gewählt.

Daten:

Vest.: 26. April 1863; Prof.: 1. Mai 1864, 16. Mai 1869; Sac.: 17. Dez. 1864; Abbas tit.: nom. 12. Sep. 1898; ben. 30. Okt. 1898; Dev.: Ipsa duce non fatigaris (Hom. St. Bernhard).

Werke:

L'Union Cistercienne : Revue historique, biographique, liturgique, ascétique, anecdotique. Hautecombe 1892–1896 · Un homme de bien, M. le chanoine Varet, de la métropole de Chambéry, essai biographique. Annecy: Abry 1897 · Status Abbatiarum, Prioratuum, Monasteriorum in quibus per universum orbem Deo militant filii aut filiae Sancti Bernardi anno jubilaeo 1891… in: Cistercienser-Chronik 3 (1891), S. 238–249, 270–282, 299–321, 341–354 · Simples Notes sur la Coule Cistercienne. CistC 18 (1906) 304–314 · Une Cause Interessante. CistC 19 (1907) 129–133 · Werkverzeichnis.

Literatur:

Gaillemin, André: Un Abbé Cistercien Meusien: Le Révérend Père Marie-Symphorien Gaillemin. Bulletin des sociétés d'histoire et d'archéologie de la Meuse 26 (1990), S. 179–188 · Sommaire des cérémonies pour la bénédiction d'un abbé à l'occasion de la bénédiction dans l'église d'Hautecombe du R. P. dom Marie-Symphorien Gaillemin: abbé titulaire de Granselve. par S. G. Mgr François Hautin. Abry, 1898 · Borson, Jean-François: Discours prononcé par M. le Général Borson à la bénédiction abbatiale donnée par S. G. Mgr Hautin… le 30 octobre 1898 dans l'Eglise de l'Abbaye Royale d'HauteCombe au R. P. D. Marie-Symphorien Gaillemin. S. l : s. n, 1898 · Saint Saud: Armorial des prélats français du XIXe siècle. Paris 1906. S. 315.

Zitierempfehlung: Gaillemin, Symphorien, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.12.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gaillemin,_Symphorien

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