Gay, Paulus

Paulus Gay
Äbtegalerie Stams

Paulus Gay

Abt des Zisterzienserstiftes Stams 1631–1638; Chronist

* 27. Juni 1587 Innsbruck
† 25. Mai 1638 Stams

Paul II. Gay (auch Taufname) wurde am 27. Juni 1587 in Innsbruck als Sohn des Weißgerbers Gallus Gay und der Magdalena Reisacher geboren und in der Pfarrei St. Jakob getauft. 1602 unter Abt Melchior Jäger (reg. 1601–1615) in die Zisterzienserabtei Stams eingetreten, legte er am 27. April 1603 die Profess ab und wurde zum Studium an die Jesuitenuniversität Dillingen an der Donau geschickt. Am 29. September 1608 wurde er in Konstanz zum Subdiakon und am 19. September 1609 in Brixen zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe empfing er am 16. Juni 1612 ebenfalls in Brixen. Die Primiz feierte er in der Klosterkirche.

In den ersten Jahren als Priester war er dem P. Wolfgang Lebersorg als Gehilfe zur Ordnung des Archivs zur Seite gestellt und Sekretär des Abtes Thomas Lugga (reg. 1615–1631). Er war Subprior und Pistrinarius (Pfistermeister), wurde im November (circa festum St. Martini) 1616 Prior und war zugleich zwölf Jahre Lektor der Philosophie am Hausstudium in Stams. Im November 1617 nahm er als Vertreter seines Abtes am Provinzkapitel in Salem teil. 1631 wurde er nach Kaisheim geschickt, um die Kontroversen zwischen dem Stift Stams und der Abtei Weingarten wegen der Pfarrei Leutkirch zu schlichten.

Am 9. Juni 1631 zum Abt des Zisterzienserstiftes gewählt und im Mutterkloster Kaisheim (wahrscheinlich von Abt Jakob Mosbach) benediziert, gehört er – obwohl er nur sieben Jahre regierte – zu den bedeutendsten Stamser Äbten seiner Zeit; er verfasste mehrere theologische Traktate und eine umfassende Chronik des Stiftes, deren Daten auch Eingang in eine von ihm in Auftrag gegebene Äbtegalerie fanden. Die Inschrift unter seinem eigenen, von Paul Honegger gefertigten Bildnis rühmt ihn als „sehr frommen ebenso wie gelehrten Mann; Wiederhersteller der Ordensdisziplin und der Rechte des Klosters“, sagt aber auch, dass er „nicht in allem gleich glücklich war“ (non in omnibus aeque felix fuit).

Er erwarb sich die besondere Gunst und Hochachtung des Erzherzogs Leopold und seiner Gemahlin Claudia de’Medici, die sich von ihm (als Familiaren?) in den Zisterzienserordens aufnehmen ließen. Der Erzherzog schenkte dem Kloster zum Beweis seines Wohlwollens jährlich 60 Fuder Salz von den Salinen in Hall und erließ ihm gegen Abhaltung eines Jahrtages die jährlich 196 fl. betragende Jagdlast. Mit dem Brixener Bischof verwickelte sich Abt Paul jedoch in manche Missverständnisse durch die Annahme gewisser, ihm von Rom übertragener Aufträge betreffend die Serviten in Innsbruck. Zwischen 1631 und 1635 ließ Abt Gay den Südflügel des nach Osten ausgreifenden Konventtraktes mit drei Stockwerken ausführen, dessen damaliger Bauzustand auf dem Äbteporträt dargestellt ist. Baumeister war Georg Schäffler aus Wessobrunn, der 1651 bis 1671 auch an der Errichtung der Stiftskirche Wilten beteiligt war. 1636 malte Paul Honneger ein Altarbild mit den drei Pestheiligen Sebastian, Rochus von Montpellier und Antonius dem Einsiedler; zu Füßen dieser drei Personen kniet Abt Paulus Gay (im roten Rauchmantel) mit dem Konvent, um von ihnen Schutz vor der im 16. und 17. Jahrhundert wiederholt in Tirol wütenden Pest zu erflehen.

Im Frühjahr 1632 nahm Abt Paulus den vor den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges aus Schöntal geflohenen Abt Sigismund Fichtlin samt Gefolge in Stams auf (er starb dort im folgenden Jahr) und leitete im Auftrag und mit Vollmacht des Abtes von Kaisheim (Jakob Mosbach) am 17. August 1633 im Tiroler Schloss Thurnfeld bei Hall die Wahl der Zisterzienserin Elisabeth Herold zur Äbtissin des ebenfalls ins Exil gezwungen Konvents von Oberschönenfeld.

Er starb am 25. Mai 1638 und wurde in der Klosterkirche vor dem Sebastiansaltar begraben. Seine Grabplatte aus weißem Marmor ist noch vorhanden, die Inschrift jedoch völlig abgetreten.[1] Ihm folgte der ebenfalls aus Innsbruck stammende Bernhard Gemelich.

gge, Jan. 2023

  1. Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 107, URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/imst/tirol-1-obj107.xml

Daten:

Prof.: 27. April 1603; Sac.: Abbas: el. 9. Juni 1631.

Werke:

Chronicon Stamsense usque ad annum 1630 und mehrere theologische Traktate, u.a. einen Kommentar zum hl. Daniel; alle im Manuskript, Stiftsarchiv Stams.

Literatur:

Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg, 1881, S. 439 · Die Äbte von Stams, in: Stift Stams (Hrsg.): 700 Jahre Stift Stams. 1273–1973, o.O. 1973, S. 203–224 · Spielmann, Fortunat: Die Abtei Stams in Tyrol, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg, 1881, S. 421–452 · Album Stamsense seu Catalogus religiosorum sacri et exempti Ordinis Cisterciensis archiducalis Monasterii B. V. Mariae et S. Joann. Bapt. in Stams. 1272–1898, S. 33–34, Nr. 418 (mit schriftenverzeichnis) · Herrmann-Schneider, Hildegard: Wo die Engel musizieren. Musik im Stift Stams. Brixen, A. Weger 2020, ISBN 978-88-6563-263-5, S. 466.

Zitierempfehlung: Gay, Paulus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.09.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gay,_Paulus

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