Bonifatius Geßner
41. Abt des Zisterzienserklosters Bildhausen 1754–1770
* 17. Nov. 1699 Großwenkheim
† 11. Juni 1770 Münnerstadt
Bonifatius Geßner, Taufname Johannes, wurde am 17. November 1699 als Sohn eines Bauern in Großwenkheim geboren. Er trat am 13. Mai 1721 in das Noviziat der Zisterzienserabtei Bildhausen ein, legte am 14. Mai 1722 Profess ab und primizierte am 2. November 1727. Da er Theologie an der Universität Würzburg studiert hatte, erhielt er die Stelle eines Lektors der Philosophie und Theologie an der Hauslehranstalt. Erst 39 Jahre alt, wurde er Kanzleidirektor des Abtes Engelbert Klöpfel, den er 1738 auch zum Generalkapitel in Cîteaux begleitete, und wurde am 28. Mai 1754 zu dessen Nachfolger gewählt. In seinem Wappen führte er u.a. eine strahlende Sonne. Daher stammt der heute noch bekannte Beiname „Sonnenabt“.
Abt Bonifaz Regierungszeit war einserseits eine Glanzzeit für die Abtei, andererseits aber auch eine sehr harte Zeit, denn in sie fielen der Siebenjährige Krieg, der dem Kloster manche Wunde zufügte, und mehrere Naturkatastrophen, wie z.B. die große Überschwemmung am 28. Mai 1768, seinem achten Wahltag, die sogar die Abteikiorche unter Wasser setzte. Der Abt kümmerte sich nicht nur um die Beseitigung der Schäden am Kloster, sondern auch um seine Heimatgemeinde Großwenkheim, wo er schon 1751, noch vor seinem Amtsantritt, die Wahl seines Verwandten Johann Nikolaus Geßner zum Schultheißen geleitet hatte.
Er erwirkte für Großwenkheim die landesherrliche Erlaubnis, jährlich vier Märkte abhalten zu dürfen, und ließ in den Jahren 1765 bis 1772 die große barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, den sog. Dom der Vorrhön, erbauen, zu der er 1765 den Grundstein legte. In den von dem Kirchenmaler Johann Peter Herrlein (1722–1799) ausgeführten Deckengemälden findet sich auch sein Bild im weißen Chormantel (Kukulle) der Zisterzienser. Als sich 1770 eine Unterdeckung der Baukosten von mehreren tausend Gulden zeigte, schoss er den Fehlbetrag vor, der erst 1775 an das Kloster zurückgezahlt werden konnte. Auch zum Kirchenbau der Augustiner in Münnerstadt leistete er bedeutende finanzielle Beihilfe.
Von Gütererwerbungen berichten die Urkunden immer weniger. Abt Bonifaz kaufte jedoch die Mittelstreuer Zehnten und 1756 vom Damenstift den Hof zur güldenen Pforte. Zeugnisse seines Wirkens im Kloster sind das von ihm in Auftrag gegebene und 1765/66 als Sommerrefektorium erbaute Gartensalett mit dem Abtswappen über der Eingangstür und die prächtige Rokoko-Treppe und die reichen Stukkaturen in der 1625 unter Abt Georg Kihn erbauten Prälatur.
Die Weihe der Pfarrkirche durch den Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel am 23. August 1772 erlebte Abt Bonifaz Geßner nicht mehr. Er starb am 11. Juni 1770 im Alter von 71 Jahren an der Gicht. Sein Nachfolger wurde Edmund Martin.
gge, Mai 2018
Daten:
Vest.: 13. Mai 1721; Prof.: 14. Mai 1722; Prim.: 2. Nov 1727; Abbas: el. 28. Mai 1754.Literatur:
Rost, Johann Wilhelm: Geschichte der fränkischen Cisterzienser-Abtei Bildhausen. Aus handschriftlichen Urkunden. Würzburg 1852 · Schnell, Otto: Personalstand der Cistercienser-Abtei Bildhausen während der Zeit ihres Bestandes, in: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg Bd. 30, Würzburg 1887, S. 135–172.Vorlage:Page.name: GESSNER, Bonifatius OCist (1699–1770) – Biographia Cisterciensis