Hagyó-Kovács, Gyula

Gyula Hagyó-Kovács

Gyula Hagyó-Kovács OCist

Zisterzienser der Abtei Zirc, Gutsverwalter

* 14. März 1888 Sajóvárkony
09. März 1960 Pannonhalma

Gyula (Julius) Hagyó-Kovács, Taufname András, wurde in eine Bauernfamilie hineingeboren, als Sohn von József Hagyó-Kovács und Julianna Barta. Er schloss sein Gymnasium am Zisterziensergymnasium in Eger ab und trat am 14. August 1908 als Novize in die Zisterzienserabtei Zirc ein.

Von 1909 bis 1913 studierte er Theologie am Bernardinum, dem Studienhaus der Zircer Zisterzienser in Budapest. Parallel dazu studierte er an der Péter-Pázmány-Universität Mathematik und Physik für das Lehramt. Auch das folgende Studienjahr verbrachte er in der Hauptstadt, schon als Referendar. Am 30. März 1910 legte er die zeitliche und am 10. Juli 1913 die feierliche Profess ab. Die Priesterweihe empfing er am 14. Juli 1913 in der Abteikirche durch Weihbischof Kálmán Kránitz von Veszprém.

Von 1914 bis 1917 absolvierte er ein Landwirtschaftsstudium an der Hochschule für Bodenkultur in Magyaróvár (dt. Ungarisch-Altenburg). Nach Abschluss seines Studiums, am Juli 1917, schickte ihn Abt Remig Békefi als Stellvertreter des Gutsverwalters nach Előszállás, das weitläufige Gut der Abtei mit mehr als 23.000 Hektar.

Als sein Vorgänger 1924 nach Zirc zurückkehrte, übernahm P. Gyula die Verwaltung des Klostergutes. Er setzte die von seinem Vorgänger begonnene Modernisierung des Anwesens fort und teilte in diesem Rahmen das Gutes in 12 Bezirke ein. Er begann mit der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Arbeit und kaufte zu diesem Zweck Hacken und Traktoren. Dadurch entwickelte sich das Klostergut Ende der 1930er-Jahre zu einem der ertragreichsten Großgrundbesitze Ungarns.

Ein erheblicher Teil der Einnahmen wurde für den Bau und die Renovierung der Gymnasien der Abtei Zirc verwendet. 1929 wurde in Budapest ein völlig neues Schulgebäude im neobarocken Stil errichtet. Zwischen 1937 und 1939 wurde in Székesfehérvár ein neues modernes Gymnasium gebaut. Aber auch die drei anderen Gymnasien des Ordens (Eger, Pécs, Baja) wurden umfassend renoviert. Außerdem wurde in Hercegfalva am Klostergut eine neue Pfarrkirche errichtet. Er hielt die soziale Betreuung der Landarbeiter für wichtig. Für die auf dem Gut tätigen Bediensteten wurden Mutterschaftsgeld und Renten eingeführt.

Hagyó-Kovács nahm auch am politischen Leben teil, vor allem im Bereich der Landwirtschaft. Seine Arbeit wurde so sehr gewürdigt, dass ihm der Ministerpräsident 1940 das Amt des Landwirtschaftsministers anbot. Er lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, dass seine Arbeit von seinem Orden benötigt werde. Dies bewahrheitete sich, denn am Ende des Zweiten Weltkriegs und nach der russischen Besetzung Ungarns änderte sich die Situation der Abtei radikal. Im Frühjahr 1945 begann im Zuge der neuen Bodenreform die Teilung der Großgrundbesitze, die das Kloster schwer traf, da es seine Existenzgrundlage verlor. P. Gyula versuchte, so viel Land wie möglich zu behalten, was jedoch den Unmut der Behörden hervorrief. Deshalb wurde er zunächst aus Előszállás verbannt und dann in der Rezidenz von Székesfehérvár unter Hausarrest gestellt. Sein Hausarrest endete am 24. Juni 1945. Zu diesem Zeitpunkt zog er – da er nicht nach Előszállás zurückkehren konnte – in das Bernardinum in Budapest und versuchte dort, die finanzielle Situation der Abtei zu sanieren, die nur 1% ihrer ehemaliges Klostergutes behalten konnte.

Sein Wirken endete am 18. Juni 1950, als er zusammen mit einigen Bewohnern des Studienhauses von den kommunistischen Behörden im Kloster Pásztó interniert wurde. Im Sommer wurde er freigelassen, und dann versuchten er und seine Kollegen, das Problem der Betreuung älterer und kranker Mönche zu lösen, die nach der staatlichen Auflösung der Klöster obdachlos geworden waren. Am 8. November 1950 wurde er jedoch von der Geheimpolizei verhaftet und – ebenso wie Abt Vendel Endrédy – in einem Schauprozess zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.

Während der Revolution von 1956 wurde er mit einer schweren Krankheit aus dem Gefängnis(-krankenhaus) entlassen, in das er nach dem Sturz der Revolution für kurze Zeit zurückgebracht wurde. Im Herbst 1957 bestimmte der Staat das Pflegeheim für ältere und kranke Mönche in der Benediktinererzabtei Pannonhalma zu seinem Wohnsitz. Er verbrachte hier seine letzten Jahre. Obwohl er schwere Herzprobleme hatte, starb er unerwartet am 9. März 1960.

Wenige Tage später begrub ihn Abt Endrédy, der ebenfalls im Pflegeheim lebte, auf dem Mönchsgrundstück des örtlichen Friedhofs. Nach dem Ende des Kommunismus wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und auf den für die Zisterzienser reservierten Teil des Zircer Friedhofs umgebettet.

Tibor Halász, Okt. 2024


Daten:

Vest.: 14. Aug. 1908; Prof.: 30. März 1910, 10. Juli 1913; Sac.: 14. Juli 1913.

Literatur:

Farkas, Gábor: Az előszállási uradalom igazgatása (1920-1945), in: Levéltári Szemle 32 (1982), S. 57–68.

Zitierempfehlung: Hagyó-Kovács, Gyula, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 15.10.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hagy%C3%B3-Kov%C3%A1cs,_Gyula

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