Johannes Hanser
Abt der Zisterzienserabtei Lützel 1605–1625
† 8. Sep. 1625 Lützel
Johannes Hanser stammte aus Ensisheim und war ein Sohn des am 3. August 1604 gestorbenen Caspar Hanser[1]. Er studierte in Freiburg (9. Juli 1590) und wurde dort Baccalaureus (11. Juni 1591).[2] Er war Propst in Sankt Appolinaris in Michelbach, dann vom 25. Juni 1599 bis zum 4. Juni 1600 Pfarrer in Schlierbach (Haut-Rhin), 1596 bis 1597 und 1599 Prior in Lützel. Als Mittelkellner (Cellerar) wurde er am 28. Juni 1605 wurde er unter dem Vorsitz des Ordensgenerals Nicolas Boucherat zum Abt gewählt und bereits am folgenden Tag benediziert.
Ohne Zögern begann er mit der Reform, da die Ordensdisziplin unter seinem Vorgänger Christoph Birr stark gelitten hatte, und führte sie, wenn auch unter großen Schwierigkeiten, durch. Gleich im ersten Jahr schickte er eine neue Kolonie von Lützeler Mönchen nach Pairis, was ihm eine ehrende Erwähnung im dortigen Nekrolog eintrug.[3] Schon vorher hatte er mit dem Baseler Bischof Christoph Blarer von Wartensee ein Abkommen getroffen betreffend die inkorporierten Pfarreien (4. Juli 1605, erneuert 1672 und 1688), und mit dessen Nachfolger Rinck von Baldenstein bezgl. Neubrüche und Novalien (neu erschlossene Güter).
Er förderte auf jede Weise das Gedeihen der von den Päpsten Clemens VIII., Paul V. und Urban VIII. eingesetzten Oberdeutschen Kongregation (Superioris Germaniae), deren Provinzvikar für die Schweiz, das Elsass und den Breisgau er bis zu seinem Tod blieb. Lützel selbst restaurierte er von Grund auf, versah die Kirche mit einer großen Orgel, wertvollen Geräten und reichen Gewändern, ließ den mächtigen Kirchturm (praealtum campanile) erbauen und die Bibliothek mit vielen Büchern ausstatten. Überhaupt stand er mit Gelehrten in regen Beziehungen.
Auf Ansuchen des Erzherzogs Leopold von Österreich, der dafür 1624 persönlich nach Lützel gekommen war, besiedelte er die (vorübergehend) dem Orden zurückgegebene Abtei Eußerthal in der Pfalz mit P. Bernardus Textorius als Prior und fünf weiteren Religiosen.
Hervorgehoben wird, dass Abt Johann ein ausgezeichneter Ordensmann war, der vor allem das Chorgebet liebte und eifrig übte. Als er am Fest Mariä Geburt 1625 zum Altar trat, um das feierliche Pontifikalamt zu halten, wurde er vom Schlag getroffen und starb nach Empfang der Sterbesakramente noch am selben Tag. Noch im Jahr seines Todes hatte er von Kaiser Ferdinand II. die Bestätigung aller Güter und Privilegien der Abtei Lützel erhalten. Sein Grab fand er vor dem Altar des hl. Johannes Baptista. Nachfolger: Laurentius Lorillard.
gge, Sep. 2023
- ↑ Friederich, Sacerdos: Das Anniversarienverzeichnis der Cistercienserabtei Lützel, in: Jahrbuch des Sundgau-Vereins Bd. 5 (1937) S. 11–63, Nr. 113, 1. Teil, S. 20
- ↑ Dominikus Willi: Studierende Cistercienser an der Universität Freiburg i. B. vom Jahre 1471 – 1651, in: Cistercienser Chronik 23 (1911), S.97–99.
- ↑ Clauß, Joseph M. B.: Das Nekrolog der Cisterzienser-Abtei Pairis, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß, Serie 2, Band 28 (1908) S. 55–103, hier: S. 84
Daten:
Abbas: el. 28. Juni 1605, ben. 28. Juni 1605.Literatur:
Chèvre, André: Lucelle, histoire d’une ancienne abbaye cistercienne, Bibliothèque jurassienne, 1973 · Helvetica Sacra III/3, 1982, S. 306 · Friederich, Sacerdos: Das Seelbuch von Lützel, in: Jahrbuch des Sundgauvereins 11–16 (1943–1948), S. 174, Nr. 495 · A. Kroener und A. M. P. Ingold: Jean Hanser, abbé de Lucelle, Colmar 1907 · Buchinger, Bernardin: Epitome fastorum Lucellensium, 1667, S. 215–217 · Walch, Bernardin: Miscellanae Luciscellensia, S. 328–333. Bild mit Wappen auf Pergament gemalt und Lebensbeschreibung.Vorlage:Page.name: HANSER, Johannes OCist – Biographia Cisterciensis