Bonifatius Hiltprant
auch Hiltprand
Abt des Klosters Gotteszell 1658–1689
† 5. Mai 1689
Abt Bonifaz Hiltprant, ein „kluger und religiöser Mann“, wie ihn Abt Gerhard Hörger beschreibt, entstammte einer wohlhabenden Familie, denn außer ihm konnten sich noch zwei Brüder gelehrten Berufen zuwenden. Kaspar Hildebrandt war fürstbischöflicher Rat und Hofmedikus in Passau. Der jüngere Bruder Christoph Nikolaus Hiltprand († 8. April 1688), ebenfalls fürstbischöflicher Hofkammerrat und Hofratskanzler, wurde 1658 von der Universität Ingolstadt zum Doktor der Philosophie promoviert. Die Dissertationsschrift, von der ein Exemplar erhalten ist, widmete er seinem Bruder Bonifaz.
In die Zisterzienserabtei Aldersbach eingetreten, war Bonifaz Hiltprant dort vor seiner Abordnung nach Gotteszell Lehrer der Theologie und des Kirchenrechts gewesen. In Gotteszell war er Prior des Abtes Gerhard gewesen unter dessen Leitung er am 19. Februar 1658 zum Abt gewählt wurde. Beisitzer bei der Wahl war Abt Martin Dallmayr von Fürstenzell gewesen, Sekretär der Fürstenzeller Professe Simon Nußer.[1] Wie Abt Gerhard in seinem Äbtekatalog berichtet, war Bonifaz Hiltprant kurz zuvor zum Abt des Klosters Raitenhaslach gewählt worden, hatte die Wahl aber trotz des Zuredens der in Gotteszell anwesenden Äbte Gerhard und Martin nicht angenommen.
Eine seiner ersten Sorgen war die Wiedereinführung des höheren Schulunterrichts und der theologischen Ausbildung des Ordensnachwuchses. Zu diesem Zweck errichtete er ein Studienseminar, indem er einen Franziskaner namens Winter (mit dm er sich jedoch schon 1660 überwarf) nach Gotteszell berief, der seine Lehrtätigkeit an Mariae Lichtmess 1659 aufnahm. Schon am 15. Juli 1660 konnte Abt Bonifaz Abt Gerhard zu einer theologischen Disputation einladen.
Er selbst beschäftigte sich in seinen freien Stunden mit literarischen Arbeiten. Schon als Prior hatte er Abt Gerhard Hörger wertvolle Beiträge aus dem Gotteszeller Archiv zu dessen Äbtekatalog geliefert. Auf Bitten der Seligenthaler Äbtissin Regina Hannamann (reg. 1665–1681) von 1660 übersetzte er die Annalen des spanischen Zisterziensers Angèl Manrique ins Deutsche. Den ersten Teil – das gesamte Werk umfasst fünf Bände – übersandte er 1672, den fünften am 27. April 1689, wenige Tage vor seinem Tod, verbunden mit der Bitte, bei der Lesung der Annalen seiner zu gedenken und für ihn zu beten. Das Werk gab Abt Wilhelm Grafsturm später in Druck; der erste Band erschien 1739 bei Buchdrucker Zunnkehl in Regensburg, der zweite 1740.
Nach der Darstellung im christlichen Kalender (S. 62) soll Abt Bonifaz mit seinem großen Privatvermögen zur wirtschaftlichen Gesundung des 1641 niedergebrannten Klosters Gotteszell beigetragen haben. Überliefert ist, dass er 1659 ein Erbteil von 1000 fl. erhalten hat, dass er je zur Hälfte seinem Professkloster Aldersbach und dem Kloster Gotteszell zukommen ließ. Auf größere materielle Aufwendungen für Gotteszell weist eine Notiz von 1693 hin, nach der im selben Jahr mit dem Bau eines größeren Gebäudes (Neubau) begonnen wurde. Aus dem Jahr 1667 ist berichtet, dass die Untertanen den sog. Scharwerkdienst, der wahrscheinlich zum Bau eines größeren Baus in Anspruch genommen wurde, verweigert hätten. In der Klosterkirche ließ Abt Bonifaz einen noch heute erhaltenen Kreuzaltar aufstellen. Die geschnitze Figur des vor dem Kreuz knienden Mönchs soll nach seinem Bild gefertigt worden sein. Mit Erlass vom 12. Dezember 1667 bestätigte Kurfürst Ferdinand Maria dem Kloster das früher verliehene (und inzwischen von der Landesregierung beanspruchte) Braurecht, dass das Recht zum Bierverkauf außerhalb des Klosters einschloss. Auch die 1679 von den bayerischen Landständen erwirkte, dem Kloster aber vorenthaltene Weinaufschlagbefreiung der Klöster wurde Gotteszell auf Eingabe des Abtes Bonifaz zugestanden.
Neben allem äußeren Wirken war Abt Bonifaz auch die Hebung des religiösen Lebens wichtig. Er förderte die Wallfahrten, erwirkte einen Ablass zum Fest der hl. Anna und führte 1666 die Feier der unbefleckten Empfängnis Mariens ein. Dass er bei den übrigen Zisterzen in hohem Ansehen stand, zeigt seine Abordung als Delegierter der bayerischen Provinz zum Generalkapitel 1667. Regelmäßig wurde er als Beisitzer zu Abtwahlen (so in Seligenthal und Aldersbach) eingeladen. Am 10. Juni 1661 nahm er die Konversion einer Tochter des Pflegers in Weißenstein entgegen. Seine Religiosen folgten seinen Anordnungen willig und gehorsam; 1661 war er aber gezwungen, über einen Bruder Joachim die Karzerstafe zu verhängen und erbat sich brieflich in Aldersbach Rat über das weitere Vorgehen in dieser Angelegenheit. Am 3. Mai 1670 nahm er den seit langer Zeit verschollenen früheren Abt Christof Lehen wieder in das Kloster auf.
Schon in seinem Neujahrsbrief nach Aldersbach vom 25. Januar 1685 beklagte sich Abt Bonifaz, dass sich langsam Altersgebrechen einstellten. Er starb am 5. Mai 1689 nach über 31 Jahren währender Regierung. Nachfolger wurde der Prior Wilhelm Pertl.
gge, Feb. 2014, rev. Nov. 2019
- ↑ Als Regierungskommissar hatte der Deggendorfer Pfleger Georg von Asch an der Wahl teilgenommen. Der ebenfalls zum Regierungskommissar bestellte Propst der Frauenkirche, Joh. Heinrich von Rohrbach, hatte wegen des hohen Schneefalls nicht kommen können.
Daten:
Abbas: el. 25. Feb. 1658.Werke:
Annales Cistercienses P. Angeli Manriquez de Burgos, oder Zisterziensische Ordensannalen von 1093 bis 1212, nicht nur allen Seelsorgern auf öffentlicher Kanzel und zur geistlichen Tischlektion, sondern auch jeden dieses Ordens Liebhabern zum Dienst und Gefallen aus dem Lateinischen ins Teutsche übersezt (von B. Hiltbrandt) und endlich dem Druck übergeben von Wilhelm II. Prälaten des Klosters Gottszell, fol. V. Theile, Regenspurg : Memmel, (1739 u. 1740).Literatur:
Dictionnaire des Auteurs Cisterciens. Rochefort, 1975–1977 · Baader, Clemens Alois: Das gelehrte Baiern, Band A–K, Nürnberg und Sulzbach, 1804, Sp. 506–507 · Eberl, Anton: Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Gotteszell im Bayerischen Wald. Deggendorf : Nothhaft, 1935; erweiterte Neuauflage 2019, bes. S. 69–71.Vorlage:Page.name: HILTPRANT, Bonifatius OCist († 1689) – Biographia Cisterciensis