Hoffmann, Eberhard

Eberhard Hoffmann OCist
Foto: Abtei Marienstatt

Eberhard Hoffmann OCist

3. Abt von Marienstatt 1918–1936

* 21. Jan. 1878 Nauroth-Niederndorf, Westerwald
† 11. April 1940 Ilanz, Kt. Graubünden, Schweiz

Eberhard Hoffmann, Taufname Hermann Josef, wurde am 21. Januar 1878 in Niederndorf im Westerwald als Sohn des Gemeindeförsters geboren. Gemeinsam mit seinem späteren Mitbruder P. Augustin Steiger (1877–1936) wurde er von Pfarrer Schlosser von Mörlen auf die höhere Schule vorbereitet und besuchte dann vier Jahre das Collegium Bernardi der Abtei Mehrerau am Bodensee. Nach der Matura trat er 1896 in die Zisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald ein, wo er bei der Einkleidung am 20. August den Namen des Ehemanns der Klosterstifterin Aleidis von Molsberg, Eberhard von Arenberg, erhielt. Am selben Tag des Folgejahres legte er vor Abt Dominikus Willi die einfachen und drei Jahre später vor Abt Konrad Kolb die feierlichen Gelübde ab. Am 20. Juli 1901 wurde er zum Priester geweiht und feierte am 4. August in der Abteikirche seine Primiz.

Abt Konrad Kolb schickte ihn zum Weiterstudium nach Freiburg in der Schweiz, wo er am 16. März 1904 mit einer Dissertation über Das Converseninstitut des Cistercienserordens in seinem Ursprung und seiner Organisation (Freiburg/Schweiz, 1905) zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Nach seiner Rückkehr war er in Marienstatt Kantor und Abtsekretär und lehrte Dogmatik in der Ausbildung der Ordenskleriker. Als Abt Konrad 1910 die Oblatenschule eröffnete, ernannte er den mittlerweile zum Bursar und Subprior (1909) beförderten Hoffmann zu deren Rektor. Als solcher wurde er am 31. Mai 1918, dem Gedenktag des ersten Abtes Hermann von Marienstatt, gleich im ersten Wahlgang zum Nachfolger des verstorbenen Konrad Kolb gewählt und am 9. Juni (Herz-Jesu-Sonntag) von Abtpräses Kassian Haid von Mehrerau, seinem ehemaligen Klassenkameraden, unter Assistenz der Äbte Bernhard Widmann von Sittich und Ildefons Herwegen OSB von Maria Laach benediziert.

Deutschland befand sich zu dieser Zeit noch im Krieg. Zwar lag die Abtei in der neutralen Zone, doch waren 18 Mitglieder der Klostergemeinschaft zum Wehrdienst eingezogen. Viele waren verwundet, einer starb an der Grippe. Bis zum 1. September 1919 stellte Abt Eberhard heimkehrenden Soldaten (zeitweise 620 mit Pferden und Gepäck) Räume in der Abtei zur Verfügung. Auch in den Frauenklöstern setzte er die Seelsorgearbeit fort. Viel beachtet wurden seine Reden beim Katholikentag in Hachenburg 1920 und bei der Einweihung der Abtei Himmerod 1922. Im selben Jahr begleitete er Generalabt Kassian Haid, mit dem er ein sehr vertrautes Verhältnis hatte, zur Papstaudienz nach Rom. Mit Beifall wurde vom Generalkapitel 1926 sein Vorschlag aufgenommen, in Rom ein Generalatshaus als Sitz des Generalabts einzurichten..[1]

Neben der geistlichen Führung kümmerte sich Abt Eberhard auch sehr um die wirtschaftliche Konsolidierung (Weltwirtschaftskrise) des Klosters, besonders der Landwirtschaft (unter der Leitung von P. Alberich Gerards), die die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Klosters sichern sollte. 1922 gründete er die Abtei Himmerod in der Eifel wieder und entsandte 1927 eine Gründungskolonie unter Prior Alfons Heun nach Hardehausen im Paderborner Land. Er ließ in Marienstatt das Jugendheim und die Kriegergedächtniskapelle zum hl. Kreuz erbauen und konnte für die Oblatenschule das Öffentlichkeitsrecht erlangen. Dass diese 1939 von den Nazis geschlossen wurde, erlebte er nicht mehr. Im Februar 1936 musste er wegen eines angeblichen »Devisenvergehens« – er hatte einem Mitbruder, der in Rom studierte, Semestergeld zugesandt – vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Mehrerau flüchten und fand schließlich 1938, nach dem Anschluss Österreichs, eine Bleibe im Benediktinerkloster Disentis in der Schweiz, wo er bis zu seinem Tod am 11. April 1940 als Dogmatikprofessor tätig war. Dort wurde er auch beigesetzt.

gge, Feb. 2009, rev. April 2017

  1. Amadeus de Bie, Generalabt von 1900 bis 1920, hatte in einer Mietwohnung residiert und sein Nachfolger Kassian Haid war in Mehrerau geblieben.

Daten:

Vest.: 20. Aug. 1896; prof.: 20. Aug. 1897, 20. Aug. 1900; Sac.: 21. Juli 1901; Abbas: el. 31. Mai 1918, ben. 9. Juni 1918, res. Feb. 1936.

Werke:

Das Konverseninstitut des Cisterzienserordens in seinem Ursprung und seiner Organisation. Freiburg (Schweiz) : Universitäts-Buchh. (O. Gschwend), 1905

Literatur:

Peregrinus: Abt Eberhard Hoffmann von Marienstatt, in Mehrerauer Grüße 22 (1918), S. 4–6 · Nachruf in Cistercienser Chronik 52 (1940), S. 144 (auch abgedruckt in: 100 Jahre Wiederbesiedlung Marienstatt) · Geibig, Johannes: Die fünf Äbte des Centenariums 1888–1988, in: 100 Jahre Wiederbesiedlung Marienstatt. (= Marienstatter Aufsätze VI) – Marienstatt, Buch- und Kunstverlag, 1988, S. 125–133 und 153f.

Normdaten:

GND: 1077498217 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Hoffmann, Eberhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hoffmann,_Eberhard

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