Leonhard Klunckard
45. Abt des Zisterzienserklosters Eberbach 1618–1632
† 29. Nov. 1632 Köln
Leonhard Klunckard (Klunckart) aus Rüdesheim wurde am 21. März 1618 zum Abt der Zisterzienserabtei Eberbach gewählt und noch im selben Jahr bestätigt und benediziert.
Wie Pater Hermann Bär in einer kurzen lateinischen Abtschronik berichtet, soll das Kloster Eberbach bald durch die Kontributionen der Fürsten, bald, und das besonders in den pfälzischen Klosterhöfen, durch die Soldaten der feindlichen Armeen schwer bedrängt worden sein, bis endlich der spanische Feldherr Spinola den Bedrückungen des Klosters durch die Soldateska ein Ende machte und die Einkünfte aus der Pfalz sicherstellte. Infolge dieser Begünstigung erfreute sich Eberbach mitten im Dreißigjährigen Krieg mehrere Jahre hindurch einer wohltätigen Ruhe, die Abt Leonhard nutzte, um beim Herzog von Bayern, bei Isabella der Niederlande und bei Kaiser Ferdinand II. die nach dem Religionsfrieden verlorenen Güter wiederzuerlangen. Die Bemühungen hatten Erfolg, indem der Otterberger Hof in Worms (5. Nov. 1624) und die Pfarrei Schönau in der Pfalz dem Orden zurückgegeben wurden.
Den durch das Restitutionsedikt 1629 entstandenen Hoffnungen machte jedoch der Einfall der Truppen des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar im Rheingau Ende 1631 ein Ende. Abt und Konvent flüchteten am 29. November 1631 Hals über Kopf per Schiff mit dem Klosterarchiv nach Köln, wo die Eberbacher Mönche ein Haus besaßen (Eberbacher Hof). Alle Schätze, Vorräte und die wertvolle Bibliothek ließen sie zurück.
Der Abt hatte offenbar den Kopf verloren, wie Widmann schreibt. Die Altäre standen in vollem Schmuck; der reiche Schatz an Reliquien, an Kleinodien und Kirchengeräten, an kostbaren Gewändern, die Leonhard Klunckart 1608 als scriba bursae unter Abt Valentin Molitor inventarisiert hatte, die wertvolle Bibliothek, über deren reiche Bestände der unvollendet gebliebene Katalog des Abtes Martin Rifflink Auskunft gibt, alles Hausgerät, die gefüllten Scheunen und Keller, mindestens 400 Fuder Wein und 5000 Malter Getreide — alles wurde die Beute der Schweden und was diese zurückließen, nahmen die nachrückenden Hessen, die – wie der Berichterstatter sich ausdrückt – das Land vollends glatt schoren.
Abt Leonhard starb am 29. November 1632, dem Jahrestag seiner Flucht, in Köln und wurde im Zisterzienserinnenkloster Mariengarten begraben. Zu seinem Nachfolger wurde am 18. April 1633 der Bursar Nikolaus Weinbach gewählt.
gge, März 2019, rev. Nov. 2019
Daten:
Abbas: el. 21. März 1618.Literatur:
Bär, Hermann: Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau, Band 1, Wiesbaden 1855 · Widmann, Simon: Zur Geschichte des Klosters Eberbach während des dreissigjährigen Krieges, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 17 (Wiesbaden, 1882), S. 28–34. ISSN: 0077-2887.Vorlage:Page.name: KLUNCKARD, Leonhard OCist († 1632) – Biographia Cisterciensis