Hermann Koelte
34. Abt des Klosters Marienfeld 1602–1610
† 8. Nov. 1610
Hermann Koelte oder Koelde (nach Germania Sacra Hermann Kallen) ist am 16. Januar 1601 als Kellner (Cellerar) belegt. Er wurde 1602 nach dreijähriger Vakanz zum Abt gewählt. Seine erste urkundliche Erwähnung als Abt datiert vom 29. Oktober 1602. Dem Chronisten Hermann Hartmann (1649–1719) zufolge regierte er das Kloster in geistlichen und weltlichen Belangen gut, doch sind aus seiner Amtszeit – wegen der Nachlässigkeit der Chronisten und der Unbilden der Kriegszeiten, wie Hartmann schreibt – kaum verlässliche Einzelheiten überliefert.
1602 ernannte ihn Abt Claudius Masson von Morimond, der sich in Westfalen aufhielt, zum Visitator und Reformator generalis des Zisterzienserinnenklosters Rulle im Bistum Osnabrück, das bis dahin unter der Paternität der Äbte von Hude und Loccum gestanden hatte. Am 3. Februar 1603 leitete Abt Hermann dort die Wahl der Äbtissin Sophia von Schagen (1603–1661) und führte das in seiner geistlichen und personellen Verfassung zerrüttete Kloster, dem eine weltliche lutherische Aufsicht drohte, zu einer zisterziensisehen Ordensverfassung zurück (Leidinger). Weitere urkundliche Erwähnungen datieren auf den 21. November 1605 und den 7. Mai 1610, als ihm die päpstliche Exkommunikation drohte, weil er einen protestantischen Fürsten zum Vogt der Klostergüter in der Herrschaft Rheda wählen wollte. Der reversierte Graf Adolf von Bentheim-Tecklenburg versprach ihm in diesem Zusammenhang, die Vogtei nach bestem Wissen und Gewissen ausüben zu wollen.
An Abt Hermann erinnert ein Predigtstuhl, der seinen Namen trägt. Dicht daneben befand sich an der Wand ein Bild von ihm, dass ihn in schwarzer Kutte (das weiße Ordensgewand wurde erst später eingeführt) kniend vor dem Kruzifix zeigte. Dem gotischen Marienfelder Koerbecke-Altar ließ er ein zweites, weniger prächtiges Flügelpaar hinzufügen, von dem aber nichts Näheres bekannt ist.
Er starb am 8. November 1610 (VI idus Novembris) und wurde im Kapitelhaus begraben. Zu seinem Nachfolger wurde noch im selben Jahr Requinus Runde gewählt.
gge, Mai 2018
Literatur:
Germania Sacra, Dritte Folge 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 11. Die Zisterzienserabtei Marienfeld. Bearb. von Wilhelm Kohl. Berlin, New York, De Gruyter, 2010, S. 409 · Leidinger, Paul: Die Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803): Ihre Gründung, Entwicklung und geistig-religiöse Bedeutung, in: Westfälische Zeitschrift 148 (1998), S. 9–78 · Böhmer, Rudolf; Leidinger, Paul: Chroniken und Dokumente zur Geschichte der Zisterzienserabtei Marienfeld 1185–1803. Marienfeld: Selbstverlag der Pfarrgemeinde, 1998 · Werland, Walter: Marienfelder Chronik: Zur Geschichte der Zisterzienserabtei und der Gemeinde Marienfeld. Herausgegeben im Auftrag der Gemeinde Marienfeld, Marienfeld 1968, S. 217f.Vorlage:Page.name: KOELTE, Hermann OCist († 1610) – Biographia Cisterciensis