Kolb, Robert I

Robert Kolb

Robert Kolb

47. Abt von Arnsburg 1673–1701

* 1626 Mainz
† 17. April 1701

Robert Kolb wurde 1626 in Mainz geboren. Zuerst trat er in die Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau ein, legte dort 1648 seine Profess in die Hände des Abtes Christoph Haan von Schöntal, damals Administrator des Klosters Eberbach, ab und wurde 1651 zum Priester geweiht. Danach war er als Lektor für Philosophie und Theologie tätig. Obwohl er mit seinen Gelübden auch die stabilitas loci, die Ortsbeständigkeit, versprochen hatte, verließ er Eberbach nach ein paar Jahren. Zum Abt des Klosters Eberbach gewählt, fühlte sich Robert Kolb nicht zu diesem verantwortungsvollen Amt berufen, wechselte das Kloster und trat in Eberbachs Tochterkloster Arnsburg ein. Hier wurde er nach einiger Zeit zum Prior ernannt und nach dem Tod des Abtes Christian Degenhardt am 25. April 1673 zum 47. Abt von Arnsburg gewählt.

Nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), in dessen Verlauf auch Arnsburg mehrfach geplündert worden war, begann nun unter Abt Robert eine Zeit der Blüte klösterlichen Lebens. 1675 ließ er in der Abtei ein neues Backhaus erbauen und die Mühle, die mit einer lateinischen Inschrift auf ihn als Auftraggeber hinweist. 1693 wurden Stallungen und die Schmiede mit dem eindrucksvollen Fachwerkturm erstellt, auf dem eine Inschrift mit dem Namen des Abtes und der Jahreszahl 1693 angebracht ist.

Weitere Gebäude zeugen von seiner Bautätigkeit, so eine Scheune in Arnsburg (1695), das Wohngebäude des Arnsburger Hofes in Eberstadt (1698) und das Herrenhaus in der klostereigenen Grangie (Hofgut) Hof Güll (1700). Auf dem Friedhof in Arnsburg ließ er im selben Jahre von dem Frankfurter Meister Johann Wolfgang Frölicher (1652–1700) ein großes Kruzifix errichten. Auch gab er noch am Ende seines Abbatiats den neuen Hochaltar für die Klosterkirche in Auftrag, der heute in der katholischen Pfarrkirche St. Georg in Mainz-Kastel steht. Dieser wurde am 26. Juni 1678 vom Mainzer Weihbischof Adolph Gottfried Volusius (1617–1679) konsekriert. Als Patrozinium wurde zisterziensertypisch Mariæ Aufnahme in den Himmel gewählt, weitere Patrone waren der hl. Johannes der Täufer und der hl. Johannes Evangelist.

Am 19. Februar 1677 konsekrierte Weihbischof Volusius einen Messkelch und eine Patene für die Klosterkirche. Im selben Jahr stiftete Abt Robert eine wertvolle Monstranz, die heute der Pfarrei Wickstadt (ehemaliges Arnsburger Hofgut) gehört. Auch ist schriftlich überliefert, dass er „reichlich für Paramente sorgte“. Eine weitere Altarweihe in Arnsburg fand am 13. Oktober 1697 statt. Der Mainzer Weihbischof Matthias Starck (1628–1708) reiste nach Arnsburg, um hier gleich drei Altäre zu konsekrieren: einen zu Ehren des hl. Johannes Evangelist und des hl. Laurentius, einen weiteren zu Ehren des hl. Bernhard von Clairvaux und aller Heiligen des Zisterzienserordens und einen dritten zu Ehren des hl. Benedikt und der hl. Scholastika.

Für seinen Bruder Melchior Kolb, ebenfalls Professmönch von Eberbach und langjähriger Propst der Arnsburg unterstellten Zisterzienserinnenabtei Engelthal, ließ Robert Kolb am 17. März 1677 einen Grabstein errichten, der noch immer in Engelthal zu sehen ist.

Abt Robert ging auch als Schriftsteller in die Annalen Arnsburgs ein. Er war u.a. der Verfasser zweier Streitschriften „Aquila certans pro immunitate“ (1687) und „Laurea aquilae certantis“ (1694), die er zur Wahrung Arnsburger Rechte und Privilegien gegen das Haus Solms geschrieben hatte. Zwar entschied der Reichshofrat in Wien 1715 den Prozess zugunsten Arnsburgs, jedoch durch den Einspruch des Hauses Solms und die Säkularisation 1803 kam er nie zum Abschluss.

Als Abt Robert am 17. April 1701 im Alter von 75 Jahren starb, hatte er nach 28 Jahren der Führung des Krummstabes Arnsburg wieder zu Ansehen und Einfluss verholfen. Auch war die Anzahl der Mönche von 12 bei seinem Amtsantritt 1673 bei seinem Tode 1701 auf 35 gestiegen.

Alexander Fiolka, März 2019, rev. Feb. 2021


Daten:

Prof.: 15. Nov. 1648; Sac.: 1651; Abbas: el. 25. April 1673.

Werke:

Manna catholicum Oder Das wahre hochwürdige Sacrament des Abendmahls in der Catholischen Kirch, 1676 · Aquila certans pro immunitate. Frankfurt: Henning Müller, 1687 · Laurea aquilae certantis. Frankfurt, 1694.

Archivalien:

Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Regierungsakten (MRA), Stifte und Klöster, Arnsburg und Marienschloss · Dom- und Diözesanarchiv Mainz, Alte Kästen, Arnsburg und Marienschloss · Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Arnsburg und Marienschloss.

Literatur:

Fiolka, Alexander F.: Äbte und Äbtissinnen als Stifter von Kunstschätzen, Art. Abt Robert Kolb (1673–1701), in: Paramente – Liturgische Gewänder und Sakralkunst aus den Klöstern Arnsburg und Engelthal. Begleitheft zur Ausstellung in Marienschloß, Rockenberg 2003, S. 15–17 · Gärtner Otto: Kloster Arnsburg in der Wetterau, seine Geschichten – seine Bauten, in: Die Blauen Bücher, Königstein 1989 · Gerster, Wolfgang: Die Pfarrei Sternbach-Wickstadt, Wickstadt 1970 · Haagner, Hans-Harro: Liber pontificalium. Ordinationes ab anno 1676 usque ad annum 1702. Das Weihebuch der Mainzer Weihbischöfe Volusius und Starck, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Speyer 1986, S. 225–279 · Kuczera, Andreas: Arnsburg, in: Germania Benedictina, Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen, Bd. 1, München 2011, S. 113–163 · Noethe-Lind, Simone: Aus der Geschichte des Klosters Arnsburg, in: 800 Jahre Kloster Arnsburg 1174–1974, Lich 1974, S. 25 · Stumpf, Paschasia: Aus der Geschichte von Kloster Engelthal in der Wetterau 1268–1968, Zur 700-Jahr-Feier des Klosters, Mainz 1968.

Normdaten:

GND: 124112854 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Kolb, Robert I, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.03.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Kolb,_Robert_I

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