Ignaz Krafft von Lammersdorf
Abt der Zisterzienserstifte Neukloster 1618–1622 und Lilienfeld 1622–1638; Geheimer Rat und Hofkammerpräsident Kaiser Ferdinands II.
* 1590 Lammersdorf, Simmerath
† 29. Juni 1638 Wien
Ignatius Krafft (Kraft, Crafft) entstammte einem am Niederrhein begüterten Rittergeschlecht. Er wurde am 15. Oktober 1636 von Kaiser Ferdinand II. mit seinen Brüdern, dem Hofrat Johann Krafft und den Obristen Wilhelm und Heinrich Krafft († 1656) mit dem Prädikat von Tschernikowitz und Lammersdorf in den Freiherrenstand erhoben.
1590 in Lammersdorf bei Simmerath (Städteregion Aachen) geboren, kam er in die Steiermark und schrieb sich am 15. Februar 1610 als Logikus an der Jesuitenuniversität Graz ein, die er am 10. Januar 1614 als Bakkalaureus der Philosophie verließ. Sein Theologiestudium absolvierte er am Germanikum in Rom und wurde am 20. Mai 1617 in der bischöflichen Hauskapelle in Graz von Bischof Jakob Eberlein zum Priester geweiht. Seine Profess hatte er schon 1613 im Zisterzienserstift Rein abgelegt.
Abt in Neukloster
Mit 28 Jahren wurde er am 12. August 1618 unter dem Vorsitz des Abtes Matthias Gülger von Rein zum Abt des Stiftes Neukloster in Wiener Neustadt postuliert, dessen Abt Balthasar Fabricius nach Neuberg gewechselt war. Da aber die kaiserlichen Wahlkommissare nicht wagten, ihn ohne kaiserliche Bestätigung zu installieren, wurde er zunächst nur als Temporal- und Spiritualadministrator eingesetzt und erst am 7. Oktober als wirklicher Abt installiert.
Schon bald nach Kraffts Amtsantritt brach der Dreißigjährige Krieg in Böhmen aus, der Auswirkungen bis Neustadt hatte, und es kam zu einer Pestepidemie in der Stadt, die bis 1621 anhielt. Seiner ohnehin kurzen Amtsführung waren daher enge Grenzen gesetzt. Trotzdem hatte er sich in dieser Zeit die Gunst Kaiser Ferdinands II. erworben, der ihn mit Datum 25. Juni 1638 als Abt der durch den Tod des Abtes Simon Rupert erledigten Zisterzienserabtei Lilienfeld in Niederösterreich einsetzte. Der vom Konvent zum Abt gewählte Ambros Glocknitzer erhielt deshalb keine kaiserliche Bestätigung.[1] Am 29. Juni 1622 wurde Krafft in Lilienfeld installiert.
Abt in Lilienfeld
In Lilienfeld erwarb sich der vom Kaiser gestützte Abt Ignatius vielfältige Verdienste, u.a. durch Erweiterung des Stiftsterritoriums. So konnte er 1626 bzw. 1635 die ihm vom Kaiser angebotenen, 1621 vom Freiherrn Jörger von Tollet wegen Majestätsbeleidigung konfiszierten Herrschaften Kreisbach, Araberg und Bergau für das Stift erwerben, die er mit katholischen Geistlichen besetzte. Zugleich fielen die Pfarren Kaumberg und Unterretzbach an Lilienfeld. Den zur Erweiterung des Franziskanerklosters benötigten Lilienfelderhof in Wien tauschte er 1622 gegen den Krennbergerhof in der Weihburggasse, der bis 1811 in Stiftsbesitz blieb.
Im Kloster selbst ließ er 1638 den Südtrakt mit Prälatur, Noviziat, Archiv und Bibliothek errichten[2], außerdem die Stiftskirche restaurieren und neue Altäre und einen neuen Tabernakel aufstellen. Außerdem schaffte er vielfältigen Kirchenschmuck und neue Paramente an. Erfolgreich bemühte sich Abt Ignaz, den Konvent durch Zuführung geeigneter Kandidaten aus dem Rheinland, seiner Heimat, zu verstärken[3] (unter diesen auch sein Nachfolger Cornelius Strauch) und schickte sie zum Studium nach Wien oder Rom. Er erwarb eine umfangreiche Büchersammlung und ließ auf eigene Kosten das asketische Büchlein St Bernards Straß und Leben von Nicolaus Sollinger drucken.
In Diensten des Kaisers
Außerhalb des Klosters wurde Abt Ignatius von Kaiser Ferdinand II., der ihn am 29. August 1624 zum Deputierten des Prälatenstandes und im folgenden Jahr zum geheimen kaiserlichen Rat ernannte, in vielfältigen Angelegenheiten gebraucht, die ihn häufig vom Kloster wegführten. 1625 reiste Abt Ignaz an der Spitze einer ständischen Deputation nach Ödenburg, um dort dem zum König von Ungarn gekrönten Ferdinand III. zu huldigen. Später verhandelte er im Auftrag des Kaisers in Oberösterreich mit den aufständischen Bauern.
Die Dankbarkeit Ferdinands II. zeigt sich u.a. darin, dass er dem Kloster für Kraffts Verdienste 60 Fuder Salz aus den Salinen in Hallstadt oder Gmunden mautfrei stiftete. 1632 ernannte er Abt Ignaz zum Kriegskommissar und Generalquartiermeister und am 19. Dezember 1637 zum Hofkammerpräsidenten. Auf der Reise nach Regensburg zur Inauguration Ferdinands III., wohin der neue Präsident den Kaiser begleitete, ernannte der ihn zu seinem Schatzmeister und erhob ihn und seine Familie in den Reichsfreiherrnstand mit dem Prädikat von Tschernikowiz und Lammersdorf.
Im Dienst des Ordens
Generalabt Pierre Nivelle von Cîteaux bestellte Krafft am 25. November 1629 zum außerordentlichen Kommissar des Ordens und Visitator der Zisterzienserklöster in Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain und am 16. Mai 1635 zum Generalvikar für Österreich. Beide Ernennungen waren verbunden mit der Vollmacht, Äbte und Äbtissinnen zu benedizieren.
Als Visitator und Reformator der Klöster in Süddeutschland kümmerte sich Abt Ignaz nach dem kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 um die Rückgewinnung der nach der Reformation im niedersächsischen Kreis verlorengegangenen Klöster und erhob als Generalvikar 1637 im Namen der Äbte seines Vikariats bei Papst Urban VIII. Einspruch gegen die ’Wahl’ des Kardinals Richelieu zum Abt von Cîteaux und damit Generalabt des Ordens. Welchen Erfolg seine Bemühungen um die Wiederherstellung der Reichsklöster hatten, ist jedoch nicht überliefert.
Tod
Er starb am 29. Juni 1638, im 48. Lebensjahr, in Wien an einem Schlaganfall und wurde am 1. Oktober 1638 in der Stiftskirche unter der Vierung bestattet. Ein Denkmal am südwestlichen Vierungspfeiler zeigt ihn in Lebensgröße im Pontifikalornat.
gge, März 2020
- ↑ Ignaz Krafft beförderte ihn später auf den Abtstuhl in Säusenstein.
- ↑ Bis dahin hatten die Äbte im abseits gelegenen sog. Schlössl gewohnt.
- ↑ Bei der Visitation des Stiftes durch den Reiner Abt Blasius Hilzer am 4. Oktober 1637 zählte der Lilienfelder Konvent 14 Professpriester, vier Kleriker, drei Novizen und einen Laienbruder.
Daten:
Prof.: 1613; Sac.: 20. Mai 1617; Abbas ad Sanctissimam Trinitatem (Neukloster): el. 12. Aug. 1618, inst.: 7. Okt. 1618; Abbas campililiensis: nom. 29. Juni 1622.Literatur:
Becziczka, Ambros: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgebung, (Historische und topographische Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster, milden Stiftungen und Denkmähler im Erzherzogthume Österreich 6), Wien 1825, S. 173–182 · Müller, Eugen: Profeßbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld, (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 38), Sonderausgabe, St. Ottilien 1996, S. 189–191.Vorlage:Page.name: KRAFFT, Ignaz OCist (1590–1638) – Biographia Cisterciensis