Ignaz Krahl
Ignatius Krahl, Ignác Krahl, Ignác Petr Krahl
Abt des Zisterzienserstiftes Osek 1877–1886
* 21. April 1828 Lomnitz, Bez. Jičín, Böhmen [Lomnice nad Popelkou]
† 31. Juli 1886 Ossegg, Böhmen [Osek, Tschechien]
Ignatius Krahl, Taufname Peter, geboren 1828 in Lomnitz an der Popelka als Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, war ein Sohn des Buchhalters und Kaufmanns Karl Krahl und seiner Frau Francisca Ignatie, geb. Posselt. Er hatte mindestens 2 jüngere Brüder: Karl studierte in Prag Medizin und wurde Stadtphysicus in Teplitz [Teplice]; Friedrich studierte Jura in Prag und war als Notar in Rochlitz an der Iser [Rokytnice nad Jizerou] tätig.
Nach der Übersiedlung seiner Eltern nach Komotau besuchte der zweisprachig (tschechisch und deutsch) aufgewachsene Peter Krahl das dortige von den Ossegger Zisterziensern unterhaltene Gymnasium, wo er 1845 mit Auszeichnung maturierte und studierte 1846/47 Philosophie in Prag. Am 4. September 1847 wurde er von Abt Klement Zahrádka als Novize in die Zisterzienserabtei Ossegg aufgenommen und nach dem Theologiestudium an der Hauslehranstalt und am bischöflichen Priesterseminar in Leitmeritz [Litoměřice] am 25. Juli 1852 zum Priester geweiht (Primiz 15. Aug. 1852).
Nach der Priesterweihe mit der Leitung der Bibliothek betraut, bereitete er sich daneben auf das Lehramt für klassische Philologie vor, half in der Seelsorge aus und verfasste unter dem Pseudonym „P. Peregrin“ einige kleinere Schriften für die katholische Jugend. 1856 wurde er als Lehrer an das Komotauer Gymnasium entsandt, wenn auch nicht wie vorgesehen für klassische Philologie, sondern für Geographie und Geschichte, für die er 1863 das Lehrbefähigungszeugnis erhielt. In dieser Tätigkeit blieb er 22 Jahre, bis er am 8. Februar 1877 an Stelle des verstorbenen Dr. Salesius Mayer zum Abt gewählt wurde – unter dem Vorsitz des Generalvikars der österreichisch-ungarischen Ordensprovinz, Leopold Wackarž, der auch die Benediktion vornahm (Schneider). Am 29. April 1880 wurde er auf dem Provinzialkapitel zudem zum dritten Assistenten des Generalvikars gewählt.
Abt Ignatius ließ das Kloster komplett renovieren; seine besondere Aufmerksamkeit aber widmete er neben seinen sonstigen Aufgaben der Gartenkultur, dem Obstbau und der Fischzucht. Im Obstgarten ließ er neue Sorten anpflanzen und die das Kloster umgebenden Gärten im landschaftlichen Stil umgestalten – die Arbeiten dazu leitete er in eigener Person. Besonders der sog. Park, der Abteigarten, wurde zu einem beliebten Anziehungspunkt für Kurgäste aus Teplitz und andere Besucher. Neben den baulichen Veränderungen im Stift förderte Abt Ignatius auch die wissenschaftliche Tätigkeit seiner Mitbrüder; besonders gerne widmete er sich selbst der Astronomie. Schon als Gymnasiallehrer hatte er dazu wertvolle Instrumente angeschafft.
Im März 1886 erlitt Ignatius Krahl einen Schlaganfall, in dessen Folge sich sein Gesundheitszustand soweit verschlechterte, dass er am 31. Juli 1886 starb. Außer den oben erwähnten Jugendschriften verfasste er 1857 den Programmaufsatz: Indische Religion und Mythologie, außerdem veröffentlichte er im Gymnasialprogramm der Jahre 1861 bis 1863 eine Geschichte der königlichen Stadt Komotau nach authentischen Quellen.
gge, Feb. 2011, rev. April 2020
Daten:
Vest.: 4. Sep. 1847; Prof.: 27. April 1851; Sac.: 25. Juli 1852; Primiz: 15. Aug. 1852; Abbas: el. 8. Feb. 1877Werke:
Geschichte der königlichen Stadt Komotau, in: Programm des k. k. Ober-Gymnasiums zu Komotau, Brux 1861, S. 1–46; 1862, S. 47–124; 1863, S. 125–163 (Separatdruck: Komotau 1914) · Indische Religion und Mythologie, in: Programm des k. k. Ober-Gymnasiums zu Komotau, Prag 1857, S. 3–9 · Die Flora von Komotau nach dem Linnéschen Pflanzensystem auf dem analytischen Wege kennen zu lernen, in: Programm des k. k. Ober-Gymnasiums zu Komotau, Prag 1857, S. 10–17; 1858, S. 3–16 (unvollendet) · Unter dem Pseudonym „P. Peregrin“ Zwölf fromme Bilder für die liebe katholische Jungend. Mit Zeichnungen von F. Flinzer, 4 Bde., Meissen–Rom, s.d.Literatur:
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benedikinerordens und seiner Zweige 7 (1886) 433–435 [Nachruf] · Schneider, Bruno: Neues zur Frühgeschichte der Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation (1859–1880). Die Wahl von Leopold Wackarz zum Generalvikar und ihre Folgen. Analecta Cisterciensia 52 (1996) 136–203, hier S. 187 · Album Ossecense; oder, Verzeichnis der Mitglieder des Cistercienser-Stiftes Ossegg vom Jahre 1645-1896. Anlaesslich des siebenhundertjaehrigen Gruendungs-Jubliaeums zusammengestellt von einem Capitularen dieses Stiftes. Verlag des Cistercienser-Stiftes Ossegg, 1896, S. 137–139 · Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band XL (2019), Spalten 619–621 (Autorin: Kateřina Tvrdá).Vorlage:Page.name: KRAHL, Ignaz (Peter) OCist (1828–1886) – Biographia Cisterciensis