Nicolas Larcher
Abt der Zisterzienserabtei Cîteaux 1692–1712
* 1630 (errechnet) Beaune
† 4. März 1712
Nicolas III. Larcher, geboren in Beaune, stammte aus einer vornehmen Familie. Er war Professe von Cîteaux, Doktor der Theologie an der Sorbonne und Prior von La Bussière, als er am 27. März 1692 im Alter von über 60 Jahren mit großer Mehrheit zum Abt gewählt wurde. Nach Erhalt der königlichen (19. April 1692) und päpstlichen (27. Mai 1692) Bestätigung nahm er die Abtei am 6. Juli 1692 in Besitz. Die Benediktion erteilte ihm der Straßburger Bischof Kardinal Fürstenberg in Saint-Germain-des-Prés. Den Vollzug der Benediktionszeremonie durch den zuständigen Bischof von Chalon[-sur-Saône], Henri-Felix de Tassi (1639–1711), hatte Larcher abgelehnt, weil er befürchtete, dass der Bischof einen Treueid von ihm fordern würde. Am 23. August 1692 legte der neue Abt in Versailles den Treueid vor dem König (Ludwig XIV.) ab und wurde am 18. November 1692 als ’geborenes’ Mitglied im Parlement von Dijon eingeführt (Lekai).
Sehr auf seine Stellung als exempter Zisterzienserabt bedacht, führte Abt Larcher, unterstützt von seinem Generalprokurator Louis Meschet, in den folgenden Jahren langwierige Prozesse vor dem Grand Conseil, u.a. wegen angefochtener Jurisdiktionsrechte über Frauenklöster gegen die Bischöfe von Noyon (François de Clermont-Tonnerre) und Apt (Joseph-Ignace de Foresta) und wegen Größe und Ausführung seines Armstuhls (sella brachiata) bei den Sitzungen der burgundischen Stände. Zwar konnte Larcher sich am Ende durchsetzen, doch verschlangen die Prozesse enorme Summen. Die Grabinschrift bezeichnet ihn denn auch als „jurium huius ecclesiæ & ordinis vindex acerrimus“ (Gallia christiana 119).
Kontroversen hatte Larcher auch mit den Protoäbten, die teils vor dem Grand Conseil, teils vor dem 1699 einberufenen Generalkapitel ausgetragen wurden, dem einzigen in Larchers zehnjähriger Amtszeit. Vor demselben Generalkapitel wurde auch die von den eigenen Mönchen gegen ihren Abt vorgebrachte Klage wegen seiner schlechten Verwaltung verhandelt. Das Kapitel ordnete zwar eine Visitation Cîteauxs durch die vier Protoäbte an und umgekehrt eine Visitation der Protoabteien durch den Generalabt, erzielte damit aber kein greifbares Ergebnis. Einen letzten großen Erfolg erzielte Larcher 1709 als er sich mit Hilfe des Königs erfolgreich gegen die versuchte Übernahme des Frauenklosters Belmont im Bistum Langres durch die Jesuiten zur Wehr setzte. König Ludwig XIV. setzte schließlich auf Larchers Wunsch hin die Schwester des Bischofs von Autun, Bernardine Elisabeth de Blitterswick de Montcley, als Äbtissin in Belmont ein und beendete so die von den Jesuiten bis vor den Papst getragene Angelegenheit im Sinne der Zisterzienser (1. Nov. 1709, Lekai S. 129).
Larchers schlechte Verwaltung führte schließlich im Winter 1709 zu einer Finanzkrise (Eberl S. 442). Der mit der Situation überforderte und von seinem in Paris in der Sache Belmont prozessierenden Abt alleingelassene Cellerar verließ das Kloster, die Mönche mussten sich Brot von ihren Familien bringen lassen, da die vernachlässigte Landwirtschaft keinen Ertrag lieferte. Seit Jahren ausstehende Zehnten an die Diözese Châlons taten ein Übriges, sodass schließlich alles Silber der Abtei verkauft werden musste, um die Schulden zu bezahlen (29. Nov. 1709). Noch dazu brannte 1710 das Ökonomiegebäude im unteren Hof nach einem Blitzeinschlag ab.
Abt Larcher führte noch bis zu dessen Tod 1711 den Prozess wegen der Kirchensteuern gegen den Bischof von Châlons weiter (Lekai S. 130). Er selbst starb am 4. März 1712 im Alter von 82 Jahren (Lekai S. 131; Gallia christiana 119[1]), nachdem er noch im Jahr zuvor die Bestätigung aller Privilegien seines Ordens von König Ludwig XIV. erhalten hatte (Gallia christiana 119). Er wurde im Kapitelsaal begraben, in dem auch 1699 das Generalkapitel getagt hatte (Courtépée, Gallia christiana 119).
gge, März 2014
- ↑ In der Gallia christiana heißt es „Morte sublatus est octogenarius die 14. Martii an. 1712.“, aber das ist wohl ein Schreibfehler, denn an gleicher Stelle wird die Grabinschrift zitiert mit „quarto nonas Martii“ (d.i. der 4. März).
Literatur:
Courtépée, Claude und Edme Béguillet: Description générale et particulière du duché de Bourgogne, Tome 2, Paris et al.: L.N. Frantin, 1777, S. 615 · Eberl, Immo: Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens. 1. Auflage, Thorbecke, Stuttgart 2002, S. 441–442 · Gallia christiana in provincias ecclesiasticas distributa in qua series et historia archiepiscoporum, episcoporum et abbatum Franciae […] deducitur. Parisiis : ex typographia Regia, 1728, tome 4, Sp. 1018–1019 · Lekai, Louis J.: Nicolas Cotheret's Annals of Citeaux. Kalamazoo, Michigan 1982 (Cistercian Studies ; 57), S. 119–131 [frz. in: Analecta Cisterciensia 40–42, 1984-1986].Weitere Literatur:
Francou, Michel: En marge du 9e centenaire de Citeaux. Les armoiries de l'abbé Nicolas III Larcher, in: Schweizer Archiv für Heraldik. Archivum heraldicum vol. 113 (1999) S. 81.Vorlage:Page.name: LARCHER, Nicolas (c1630–1717) – Biographia Cisterciensis