Lorillard, Laurentius

Laurentius Lorillard

Laurentius Lorillard

Abt der Zisterzienserabtei Lützel 1625–1648

* 31. Dez. 1587 Pruntrut/Porrentruy
† 30. Mai 1648 Kleinlützel

Laurent Lorillard, latinisiert Laurentius Auricularis, wurde 1587 in Pruntrut/Porrentruy im Schweizer Jura geboren. Die Familie stammte ursprünglich aus dem damals zu Württemberg gehörenden Montbéliard (Mömpelgard).

Seine humanistischen Studien absolvierte er am Jesuitenkolleg in Pruntrut/Porrentruy und studierte anschließend Philosophie und Theologie an der Universität Ingolstadt, wo er 1616 den Grad eines magister philosophiae erlangte. 1611 wurde er zum Diakon und Ostern 1612 in Pruntrut/Porrentruy zum Priester geweiht. 1623 erhielt er in der Abtei Cîteaux den Titel eines Doktors der Theologie. Im selben Jahr wurde er Verwalter des zur Abtei Lützel gehörenden Priorats Löwenburg und der ebenfalls zum Kloster gehörenden Pfarrei Roggenburg in der Schweiz (bei Basel). Anschließend übernahm er die Aufgaben des Cellerars (Ökonom) und des Bibliothekars in Lützel selbst. Am 18. September 1625 wurde er als Nachfolger des plötzlich verstorbenen Johannes Hanser vom Kapitel zum Abt gewählt und am 18. Oktober 1625 vom Baseler Fürstbischof Wilhelm Rinck von Baldenstein in der Abteikirche benediziert.

Abt Laurentius war der Abt der die Abtei Lützel im Sinne der Beschlüsse des Konzils von Trient reformierte. Selbst ein Mann der Tugend und Wissenschaft, hob er das intellektuelle und wissenschaftliche Niveau der Mönche so weit an, dass Lützel mit seinen damals rund 50 Konventualen als Musterabtei galt. Er dehnte seinen Einfluss auch über das Kloster hinaus aus, indem er mehrere kleine Gruppen seiner Mönche in verschiedene deutsche Zisterzienserklöster schickte, die im Zuge der protestantischen Reformation säkularisiert worden waren und nach dem Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands von 1629 dem Zisterzienserorden zurückgegeben wurden (Eußerthal, Maulbronn).

Der Dreißigjährige Krieg machte sein Aufbauwerk zunichte. 1632 musste sich die Klostergemeinschaft zerstreuen, 1638 wurden die Klostergebäude von Berner Söldnern geplündert und zerstört. Nach einem Aufenthalt in verschiedenen Abteien ließ sich Lorillard in den letzten zwölf Jahren seines Lebens im nur wenige Meilen von seinem Kloster entfernten Kleinlützel in der Schweiz nieder. Die wenige Zeit, die ihm seine Krankheit ließ, widmete er monastischen und patristischen Studien.

Lorillard hinterließ mehrere handschriftliche Werke: einen Kommentar zur Regel des heiligen Benedikt (heute in der Abtei Hauterive, Freiburg, Schweiz), eine Abhandlung gegen die Gyrovagen (Wandermönche, die außerhalb ihres Klosters lebten), eine Blütensammlung (Florilegium) der Kirchenväter in sechs Bänden, die Loci communes in zwölf Bänden, eine ähnliche Arbeit über die Schriften des heiligen Bernhard von Clairvaux und drei Bände mit Briefen.

Er starb am 30. Mai 1648. ZU seinem Nachfolger wurde Norbert Ganbach gewählt.

gge, Sep 2023


Daten:

Sac.: 22. April 1612; Abbas: el. 18. Sep. 1625, ben. 18. Sep. 1625.

Literatur:

Walch, Bernardin: Series… abbatum… priorum… monasterii Luciscellensis, 1757, manuscrit aux Archives de l’ancien évêché de Bâle à Porrentruy, A 70/7 · Sitzmann, Édouard: Dictionnaire de biographie des hommes célèbres de l’Alsace, Rixheim, Band 2, 1910, S. 196–197 · De Visch, Carolus: Auctarium ad Bibliothecam Scriptorum S. O. Cisterciensis, in: Cistercienser-Chronik 39, 1927, S. 78 · Friederich, Sacerdos: Das Seelbuch von Lützel, in: Annuaire de la Société d’histoire sundgauvienne, 11–16, 1943–1948, S. 180, n° 540 · Chèvre, André: Lucelle. Histoire d’une ancienne abbaye cistercienne, Delémont, 1973, S. 169–180 · Dictionnaire des auteurs cisterciens, Rochefort, 1975, S. 460 · Dictionnaire de spiritualité IX, 1976, Sp. 1011–1012 · Helvetia sacra III–3/1, Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, Bern, 1982, S. 306–307.

Normdaten:

GND: 121793044 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Lorillard, Laurentius, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lorillard,_Laurentius

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