Mally, Placidus

Placidus Mally

Placidus Mally

Abt des Stiftes Rein 1710–1745

* 06. Mai 1670 Graz
† 14. Feb. 1745

Placidus Mally wurde am 5. oder 6. Mai 1670 in Graz als Sohn eines Bäckers geboren. Früh verwaist, lebte er im Grazer Waisenhaus und besuchte von dort aus das Gymnasium. Nach Laibach übersiedelt, studierte er Philosophie und später in Graz Theologie. Er war Instruktor (Hauslehrer) im Hause des Freiherrn von Jöchlingen. Dieser gab ihm auch den Tischtitel (eine Unterhaltszusage) für die Priesterweihe, die er zu Pfingsten 1694 erhielt.

1698 trat er in die Zisterzienserabtei Rein ein, wo er am 4. Oktober 1699 die Profess ablegte. Danach war er ein Jahr Sakristan, dann zwei Jahre Kooperator in Semriach, 1701 wurde er Subprior im Stift, außerdem Küchenmeister, Novizenmeister und Beichtvater, 1708 Hofmeister im Reinerhof zu Graz (Sackstraße 20). Am 10. Jänner 1710 fast einstimmig zum Abt gewählt, wurde er am Sonntag, dem 12. Jänner, von Generalvikar Gerhard Weixelberger von Heiligenkreuz infuliert. Assistenten waren der Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Stainz, Christoph Horatius Carminelli, und Abt Robert Lang vom Dreifaltigkeitskloster in Wiener Neustadt. Es war dies die letzte ’Abtweihe’ (Benediktion) in der alten romanischen Stiftsbasilika.

Viermal wurde Mally von der steirischen Landschaft zum Verordneten gewählt und zweimal von den Ständen mit wichtigen Aufträgen an den Hof Kaiser Karls VI. gesandt. Noch im Jahr seines Regierungsantritts zum Generalvikar für Kärnten und Krain ernannt, war er in dieser Funktion bei dreizehn Abtwahlen tätig und infulierte neun Äbte. 1738 visitierte er alle ihm unterstehenden Klöster.

Als größter Bauherr in der Stiftsgeschichte gab er dem Kloster (1720 Ausbau des Prälatenhofs) und seiner Kirche ihre heutige barocke Gestalt und gilt deshalb als der zweite Gründer des Stiftes Rein. Er baute die Prälatur neu, erneuerte den Konvent, den Gästetrakt, baute den Reinerhof in Graz aus (1718–1719), renovierte die Sakristei in Straßengel und errichtete die Kalvarienbergkapelle in Gratwein. Sein größtes Werk aber war der Bau der neuen Stiftskirche. Den hl. Josef erwählte er zum zweiten Patron des Stiftes Rein; er war auch Rektor der in Lilienfeld bestehenden St. Josefsbruderschaft.

Da er von seinem Vorgänger Jakob Zwigott eine hohe Schuldenlast übernommen hatte, die erst abgetragen werden musste, dauerte es noch fast zehn Jahre, bis die romanische Basilika 1738 bis auf wenige Reste abgetragen werden konnte und man mit dem Neubau beginnen konnte, der 1747 abgeschlossen war. Am 19. August 1742 benedizierte Abt Placidus den Rohbau. Die Konsekration vollzog, da der Erzbischofsitz von Salzburg vakant war, Mallys Nachfolger Marian Pittreich am 5. November 1747.

Placidus Mally starb am 14. Februar 1745, im 75. Lebensjahr, am Schlagfluss und wurde am Nachmittag des 16. Februar als erster in der neuen Gruft unter der Stiftskirche beigesetzt. Die „Leich- und Lob Red“, gehalten am 14. Februar von einem Reiner Mitbruder, erschien im Druck. Sein Nachfolger Marian Pittreich leitete die barocke Innenausstattung der Stiftskirche.

gge, April 2018, rev. Nov. 2020


Daten:

Sac.: 1694; Prof.: 4. Okt. 1699; Abbas: el. 10. Jan. 1710.

Literatur:

Wild, Martin: Die Äbte von Rein. In: 850 Jahre Stift Rein. (Rein 1979), 58 · Mausser, Maria: Stift Rein unter den Äbten Placidus Mally und Marianus Pittereich (1710–1771), Diss. ms., Graz 1949 · Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte. Wien : A. Hölder, 1891, S. 17 · Carl Schmutz: Historisch-topographisches Lexicon von Steyermark, Dritter Teil. Graz: Andreas Kienreich, 1822, S. 346–347 · Müller, Norbert: Die barocke Basilika von Stift Rein, in: Elisabeth Brenner (Hg.): Stift Rein. Geschichte – Kultur – Glaube. Sammelband der Segmente–Schriften des Reiner Kreises. Kumberg: Sublilium Schaffer, 2018, S. 44ff.

Zitierempfehlung: Mally, Placidus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Mally,_Placidus

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