Pidoll, Anselm

Anselm von Pidoll

Anselm von Pidoll

50. und letzter Abt von Himmerod vor der Säkularisation; Domkapitular zu Trier

* 23. Jan. 1734 Eisenschmitt-Eichelhütte
03. Mai 1827 Trier

Anselm von Pidoll, Taufname Hubert, stammte aus einer ursprünglich lothringischen Familie, die Anfang des 18. Jahrhunderts in die Südeifel und durch geschicktes Unternehmertum zu Wohlstand gekommen war. Sein Großvater François Pidoll (1665–1745) wurde 1714 als Franz Ritter von Pidoll zu Quintenbach in den erblichen Adelsstand aufgenommen. Ein Vetter, Johann Michael Josef von Pidoll (1734–1819) war von 1794 bis 1802 Weihbischof in Trier und von 1802 bis 1819 Bischof von Le Mans.

Hubert von Pidoll wurde am 23. Januar 1734 als Sohn des Eisenwerkbesitzers Franz Gottfried von Pidoll und der Anne Louise Guichard auf der Eichelhütte bei Himmerod geboren und am 24. Januar 1734 in der Pfarrkirche Oberkail getauft. Er studierte an der Universität Trier (Mag. Artium 1750) und trat 1752 mit dem Ordensnamen Anselm in die Zisterzienserabtei Himmerod ein. 1757 zum Priester geweiht, war er 1758 Verwalter des Klosterhofes Kleinaltendorf bei Bonn, dann Lektor und seit 1778 Prior in Himmerod. Nach dem Tod seines Vorgängers Robert Hentges wurde er am 8. Dezember 1782 unter dem Vorsitz des Abtes Andreas Kruchen von Heisterbach (als Delegierter des Vaterabtes Louis-Marie Rocourt von Clairvaux) zum 50. und letzten Abt gewählt und am 23. Februar 1783 durch Weihbischof Nikolaus von Hontheim in der Abteikirche von St. Maximin in Trier benediziert. Assistenten waren die Benediktineräbte von St. Maximin und St. Martin.

Pidoll reiste noch im selben Jahr zum Generalkapitel nach Cîteaux und reformierte nach seiner Rückkehr sein Kloster, wo er auf Widerstand gegen seine Reformen stieß, und die ihm unterstellten Frauenabteien. Seine sparsame Wirtschaftsführung ermöglichte die Renovierung der Klosterkirche. Als nach der Französischen Revolution französische Revolutionstruppen in den Kurstaat Trier einmarschierten, floh Abt Anselm von Pidoll mit 21 Mönchen Anfang August 1794 auf das rechte Rheinufer und fand im Tochterkloster Heisterbach bei Königswinter Aufnahme. Vier Patres blieben als Seelsorger in den inkorporierten Moselpfarreien Pommern und Briedel, ein weiterer als Verwalter des Klosterhofes Andernach auf linksrheinischem Boden. Erst nach einem Jahr, im August 1795, konnten die exilierten Mönche mit Erlaubnis des französischen Volkskommissars Meynard wieder nach Himmerod zurückkehren (vier Patres blieben wegen Krankheit zurück, einer war gestorben). Sofort waren Kontributionen zu leisten und Truppen einzuquartieren.

Über ein halbes Jahr war Himmerod Hauptquartier der Generäle Palmaroi und Simon, dann für ein Jahr (1797/98) das der berittenen Kanoniere; zuletzt ließ sich General Thureau mit seinem Stab in der Abtei nieder. In den folgenden Jahren kam es, u.a. auch weil zwei Konventmitglieder als Emigranten galten, zu weiteren Drangsalierungen und willkürlichen Steuerforderungen durch die Behörden. Da Himmerod die hohen Summen nicht aufbringen konnte, war der Konvent gezwungen, Kredite aufzunehmen. Beschwerden des Cellerars David Cochems über die „ungerechten und quälerischen“ Maßnahmen beim Präfekten des Saardépartements wurden abgewiesen. Mit Datum 16. März 1802 wies Abt Anselm auf die äußerste Notlage seines Klosters hin: „Wir leiden Not und eine solche, daß wir in Zeit von fünf Wochen kein Brot mehr haben werden,…“. Auch diese Klage blieb erfolglos, denn die Aufhebung der Abtei war bereits beschlossen. Schon seit Februar 1798 durften keine Novizen mehr aufgenommen werden.

Am 9. Juni 1802 (20. Prairial X) erließ die französische Regierung das Säkularisationsgesetz für die vier rheinischen Departements. Nach der Auflösung der Abtei durch den Regierungskommissar am 27. Juli 1802 blieb Pidoll noch bis April 1803 als staatlicher Aufseher (frz. gardien) des Klostermobiliars zurück und rettete so die kostbarsten Handschriften vor der Versteigerung in das Trierer Stadtarchiv (u.a. das dreibändige Himmeroder Kartular und eine Kopie der Abtsgeschichte seines Vorgängers Robert Bootz). Die demütig-stille Sorgfalt, mit der der nunmehrige „Bürger Pidoll" diese erniedrigende Aufgabe erfüllte, nötigte selbst den französischen Beamten Anerkennung ab.

Am 16. Mai 1803 von Bischof Mannay zum Domkapitular in Trier ernannt, rückte Pidoll nach der Errichtung des neuen Domkapitels 1824 auf die erste Kanonikerstelle auf. Er starb 1827 im Ersfeldschen Haus (Palaststraße 15–17) in Trier.

gge, Okt. 2009, rev. Mai 2018


Daten:

Vest.: 5. Feb. 1752; Prof.: 11. Feb. 1753; Diakon: 13. März 1756; Sac.: 4. Juni 1757; Primiz: 19. Juni 1757; Abbas: el. 8. Dez. 1782, ben. 23. Feb. 1783, res. 1802.

Literatur:

Schneider, Ambrosius: Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung 1511–1802. Köln: Wienand, 1976, S. 17, 36–37 · Ders.: Die Äbte der Cistercienserabtei Himmerod, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 12 (1960), S. 53–74, hier: S. 72 · Ders.: Die Cistercienserabtei Himmerod zwischen Aufhebung und Neugründung (1802–1919), in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 10 (1958), S. 241–283 · Unsere Liebe Frau von Himmerod 32 (1962) 84–92; 33 (1963) 23–29, 59–64 · BBKL VII (1994) Sp. 592–593 · Petto, Walter: Die von Pidoll zu Quintenbach. Eine lothringische Familie im Kurtrierschen, in: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde 25 (1972), S. 183–187, 206–208 und 26 (1973), S. 11–14.

Normdaten:

GND: 1051212154 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Pidoll, Anselm, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.05.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Pidoll,_Anselm

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