Edmond Quiquerez
Abt des Klosters Lützel 1673–1677
† 13. Dez. 1677 Lützel, Elsass
Edmond Quiquerez stammte aus Grandfontaine im Berner Jura, wurde aber in Delle geboren und war französischer Untertan. Er trat in das Neukloster in Wiener Neustadt ein, dessen Abt Robert Notz (reg. 1649–1663) aus dem elsässischen Kloster Lützel stammte. Im Neukloster war Quiquerez Novizenmeister und Prior, bis er 1660 nach Lützel wechselte. Von 1664 bis 1665 war er Gemeindepfarrer in Lutterbach und einige Zeit Prior in Lieu-Croissant in der Franche-Comté (Tochterkloster von Lützel).
Am 17. November 1670 wurde er zum Koadjutor von Lützel gewählt oder vielleicht ernannt. Da es sich aber um eine Bestellung mit dem Recht der Nachfolge handelte, musste am 1. September 1671 eine reguläre Wahl stattfanden unter dem Vorsitz des Priors Johann Baptist Coulon von Wachstatt (Lieu-Croissant) als Bevollmächtigten des Abtes von Morimond (François de Machault) in Gegenwart der königlichen Kommissare Franz Klinglin und Valentin Hold, Räte in Ensisheim. Merkwürdiig erscheint, daß er erst am 25. April 1672 Stabilität für Lützel gelobt und am 24. Mai vom Generalabt von Cîteaux als Koadjutor bestätigt wird (Friederich).
Am 1. September 1671 zum Koadjutor des Abtes Bernardin Buchinger († 5. Jan. 1673) gewählt, folgte er diesem am 1. März 1673 als Abt. Die Wahl wurde von einigen Konventualen angefochten, aber von Generalvikar Edmund Schnyder von St. Urban bestätigt. Als Mitglied des elsässischen Conseil Souverain nahm Abt Edmond im Juni 1673 an einer Audienz bei König Ludwig XIV. in Breisach teil. Am 5. Juni 1674 feierte er in Basel eine Messe vor konföderierten Soldaten, was dort seit der Reformation 1529 nicht mehr geschehen war.
Am 19. November 1675 wurde Quiquerez von Generalvikar Edmund Schnyder von St. Urban als der Exkommunikation verfallen erklärt und die Religiosen vom Gehorsam gegen ihn entbunden. Es scheinen sich im Kloster zwei Parteien gebildet zu haben, deren eine, die Frankoschweizer aus dem Berner Jura, Quiquerez unterstützte, während die andere sein Regiment nur unwillig ertrug. Es mag dazu beigetragen haben, dass er als Fremder schon nach ganz kurzem Aufenthalt in Lützel zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge auserwählt wurde (Friederich).
Wegen anhaltender Differenzen im Konvent vom Generalvikar, Abt Nikolaus Göldlin von Wettingen, zum Rücktritt gedrängt, legte Quiquerez sein Amt am 31. Januar 1677 nieder. Er starb noch im selben Jahr. Die kommissarische Leitung wurde dem Senior P. Eugenius Glutz aus Solothurn und zwei Mitbrüdern übertragen. Zum Nachfolger wurde Pierre Tanner gewählt.
Bernardin Walch schreibt über sein äußere Erscheinung: „Dominus Edmundus Quiquere war eines runden und bleichen Angesichts, hatte eine wohlgemachte Nasen, mit dem rechten Auge blinzelte er ein wenig ; trug gewöhnlich seinen Mantel (wohl die Kukulle) nicht, hatte die Hände gemeiniglich in den Ärmeln, wie die Novizen die ihrigen.“ (zitiert nach Friederich).
gge, Juli 2017, rev. Sep. 2023
Daten:
Abbas: el. 1. Sep. 1671 (Koadjutor), res. 31. Jan. 1677.Literatur:
Chèvre, André: Cisterciens de Lucelle, in: Helvetia Sacra III/3, 290–311, bes. 308 · Hauréau, Barthélemy: Gallia Christiana, Band 15. Paris, 1860, Sp. 586 · Friederich, Sacerdos: Das Seelbuch von Lützel, in: Jahrbuch des Sundgauvereins 11–16 (1943–1948), S. 183–184, Nr. 561.Vorlage:Page.name: QUIQUEREZ, Edmond OCist († 1677) – Biographia Cisterciensis