Bernarda Riether
Äbtissin des Reichsklosters Baindt 1768–1802
* 23. Sep. 1728 Markdorf, Baden
† 22. April 1802 Baindt
Maria Bernarda Riether, Taufname Ursula, stammte aus einer angesehenen Familie in Markdorf in Baden. Ihre Eltern waren Anton Riether und Anna Maria Irsing(in). Sie hatte zwei Brüder und eine Schwester. Ihre Einkleidung im Zisterzienserinnenkloster Baindt fand am 5. Oktober 1748 statt, die Profess am 12. Oktober 1749. Ihren Klosternamen Bernarda erhielt sie zu Ehren ihres Taufpaten, des Kanonikus Bernhard Bauhofer in Markdorf. Von ihrer Vorgängerin Cäcilia Seiz wurde sie zur Priorin bestellt und nach deren Tod (12. Feb. 1768) am 15. Februar 1768 von den 20 wahlberechtigten Chorfrauen gleich im ersten Wahltag zur Äbtissin gewählt. Als solche stand sie dem Kloster über drei Jahrzehnte lang vor.
Nach ihrer Wahl gab es wegen der Eidesformel, in der der Abt von Salem seine Aufsichtsrechte in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten beanspruchte, Auseinandersetzungen mit der Landvogtei, die aber bald beigelegt werden konnten. im August 1772 besichtigte die Äbtissin in Begleitung ihres Beichtvaters und des Oberamtmanns die sehr heruntergekommenen Klosterbesitzungen in Markdorf, durfte die Stadt selbst aber nur durchfahren, nicht betreten. Den dortigen Hofmeister setzte sie bei dieser Gelegenheit ab, war also eine Frau von Entschlusskraft und Durchsetzungsvermögen. Während ihrer Regierung wurde 1777 auch die schon lange währende Auseinandersetzung wegen der Besetzung der dem Kloster inkorporierten Pfarrei Baindt[1] zugunsten der österreichischen Regierung und des Konstanzer Bischofs entschieden, indem dort ein Weltpriester (statt Salemer Patres) eingesetzt wurde. Zwischenzeitlich waren auch Zweifel aufgetreten, ob die Rosenkranzbruderschaft in der Pfarr- oder in der Klosterkirche errichtet worden sei. Hier fiel die Antwort des Priors der Dominikaner zugunsten der Klosterkirche aus. Wegen Unklarheiten bezüglich der klösterlichen Steuerverpflichtungen lief Baindt nun auch Gefahr, seine Reichsunmittelbarkeit zu verlieren (die Äbtissin hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und auf den Kreistagen). Wiederholt mussten Abschriften verschiedener Dokumente, besonders die Stiftungspapiere, nach Freiburg eingesandt werden. Im September 1775 erkrankte Äbtissin Bernarda schwer und sollte operiert werden. Sie erholte sich aber wieder und unternahm zum Dank für die Genesung mit widerwilliger Erlaubnis von Salem (und wie üblich im verschlossenen Wagen) eine Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes nach Maria Steinbach.
Äbtissin Bernarda ließ drei neue Altäre errichten, die von den Äbten Anselm Schwab (2. Juli 1777[2]) bzw. Robert Schlecht (10. August 1780[3]) geweiht wurden. Zur Verehrung des Altarsakraments ersuchte sie Salem 1777 um die Erlaubnis, die ewige Anbetung einführen zu dürfen, erhielt sie aber wohl nicht; die Antwort aus Salem ist nicht überliefert. Den guten Zustand des Klosters in geistlicher Hinsicht – es wurden regelmäßige geistliche Unterweisungen durch den Beichtvater P. Guido Mayr gehalten – bestätigte Abt Robert Schlecht bei seiner Visitation im Oktober 1787. Im September 1788 erwarb Äbtissin Bernarda die Mardorfer Besitzungen des von Kaiser Josef II. aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstifts Waldsee und besichtigte sie persönlich. Bei dieser Gelegenheit sprach sie in Meersburg auch in einer wichtigen Angelegenheit beim Bischof von Konstanz vor. Am 15. April 1793 feierte sie in Baindt ihr 25-jähriges Regierungsjubiläum mit der Aufführung des Festspiels »Das Opfer der Ehre«. Text und Musik stammten von den Weißenauer Prämonstratensern Petrus Feinstle (Text) und Aloys Wiest (Musik).
Ihre letzten Lebensjahre waren von den Kriegsereignissen überschattet. Im September 1796 ließ sie das Klosterarchiv nach Salem in Sicherheit bringen; im Sommer 1797 waren Offiziere der französischen Emigrantenarmee im Kloster einquartiert. Abt Robert stattete die persönlich nach Salem gereiste Äbtissin für den Fall, dass eine Flucht in die Schweiz nötig werden sollte, mit einem Empfehlungsschreiben an den Abt von Wettingen (Sebastian Steinegger) aus, jedoch beruhigte sich die Lage im Oktober 1797 zunächst wieder.
Im Februar 1799 erkrankte Äbtissin Bernarda so schwer, dass sie die Sterbesakramente erhielt, erlebte aber noch die Jahrhundertwende. Sie starb am 22. April 1802 und wurde am 24. von dem neugewählten Vaterabt Kaspar Oechsle im Altarraum der Klosterkirche beerdigt. Zu ihrer Nachfolgerin wurde noch am Beerdigungstag die Priorin Xaveria Lohmüller gewählt. Die Säkularisation des Klosters war nur noch eine Frage der Zeit; sie erfolgte knapp ein Jahr später.
Äbtissin Bernardas unversehrte Grabplatte wurde bei der letzten Renovierung der Klosterkirche (heute Pfarrkirche) 1989 im Schutt unter dem Fußboden im Altarraum wiederaufgefunden und vor den Chorstufen in den Bodenbelag eingelassen. Ihr Epitaph befindet sich an der Wand der ehemaligen Klosterkirche.
gge, Nov. 2018
Daten:
Vest.: 5. Okt. 1748; Prof.: 12. Okt. 1749; Abbatissa: el. 15. Feb. 1768, ben. 12. Juni 1768.Literatur:
Walter, Leodegar: Die Äbtissinnen des Cistercienserklosters Baindt, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 56. Jg. (1928), S. 115–218 · Ders.: Die Konventmitglieder des Cistercienser-Frauenklosters Baindt, in: Cistercienser Chronik 52 (1940) S. 89–93, 107–111, 141–143, 150–154 · Beck, Otto (Hrsg.): 750 Jahre Kloster Baindt – Hortus floridus ; Geschichte und Kunstwerke der früheren Zisterzienserinnen-Reichsabtei ; Festschrift zur 750-Jahrfeier der Klostergründung, 1240–1990. München/Zürich: Schnell und Steiner, 1990.Vorlage:Page.name: RIETHER, Bernarda OCist (1728–1802) – Biographia Cisterciensis