Michael Rustler OCist
Zisterzienser der Abtei Heiligenkreuz; Hochschullehrer
* 24. April 1913 Zwettl-Niederösterreich
† 14. Juni 1977 Eisbach, Steiermark
Michael Rustler, Taufname Kurt, wurde am 24. April 1913 in Zwettl im Waldviertel geboren. Sein Vater, der Strickwarenfabrikant Gustav Rustler stammte aus Böhmen, seine Mutter Josephine Victoria Reyl war die Tochter eines mährischen Brauhauspächters. Sein Bruder Heinrich war Oberförster in Zwettl. Kurt Rustler besuchte die Volksschule in Zwettl, dann die Oberrealschule in Waidhofen an der Thaya. Nach dem wirtschaftlichen Ruin des Vaters infolge der Weltwirtschaftskrise musste er die Schule verlassen und arbeitete als Sekretär in einem Hotel in Franzensbad in Böhmen. Zu Weihnachten 1929 ging er zu seinen Eltern nach Litschau in Mähren. Dort war er Hilfsarbeiter in einer Strickwarenfabrik und holte nebenher privat seine Schulbildung (v.a. Latein) nach.
Im Herbst 1930 trat er in Unterwaltersdorf bei Wien in die Schule der Salesianer Don Boscos ein und legte 1932 in Baden die Reifeprüfung ab. Unmittelbar danach trat er in das Noviziat der Salesianer in Ensdorf bei Amberg ein und legte am 29. Juli 1934 die einfachen Ordensgelübde ab. Danach unterrichtete er Mathematik und Physik an der Schule der Salesianer in Fulpmes im Stubaital. Nachdem das Zisterzienserstift Zwettl sein Aufnahmegesuch abgelehnt hatte, trat er im August 1935 in die Abtei Heiligenkreuz ein, wo er am 8. Dezember 1936 vor Prior Karl Braunstorfer die einfache Profess ablegte. Dort studierte er am abteieigenen Institut Theologie und wurde am 9. Juli 1939 von Kardinal Innitzer im Stephansdom zum Priester geweiht.
Im Mai 1941 zur Wehrmacht eingezogen, wurde er zum Sanitäter ausgebildet und war als solcher in Lazaretten an der Ostfront eingesetzt. Er wurde schwer verwundet und mehrfach ausgezeichnet. An den Folgen der dort zugezogenen Infektionskrankheiten, den Strapazen und der Mangelernährung hatte er sein ganzes Leben zu leiden. 1945 in Kriegsgefangenschaft geraten, verbrachte er drei Jahre als Arbeiter in einem Kohlebergwerk.
Nach Heiligenkreuz zurückgekehrt, wurde er 1951 in die liturgische Kommission des Zisterzienserordens aufgenommen und am 21. März 1952 von der Universität Wien zum Doktor der Theologie promoviert. Im Wintersemester 1957/58 wurde er als Nachfolger von P. Hermann Riedl zum Klerikerpräfekten bestimmt, was zum Auszug der Lilienfelder Studenten und zum Ende der gemeinsamen Ausbildungseinrichtung führte. Dieses Amt behielt er vier Semester, war aber noch bis 1975 Studienpräfekt und im Nebenamt sieben Jahre Küchenmeister. Sieben Jahre betreute er auch die Pfarrei Siegenfeld. Von seiner Promotion bis zu seinem Tod 1977 war er an der theologischen Hochschule der Abtei als Professor für Neues Testament tätig. 1958 wurde er von Kardinal König zum erzbischöflichen Prüfungskommissär ernannt und nahm als solcher an der Universität Wien Rigorosen zur Erlangung der Doktorwürde ab. Von 1960 bis 1971 war er auch Stiftsbibliothekar.
Schwer zuckerkrank und seit der Kriegszeit medikamenten- und alkoholabhängig, trat er im Frühjahr 1977 auf Einladung des dortigen Abtes Paulus Rappold einen Erholungsaufenthalt im Kloster Rein an. Dort stürzte er in der Nacht des 14. Juni 1977 in eine unzureichend gesicherte Baugrube, wo man ihn am Abend mit einem Genickbruch tot auffand. Am 19. Juni 1977 wurde er auf dem Klosterfriedhof Heiligenkreuz begraben.
gge, Feb. 2018
Daten:
Prof.: 8. Dez. 1936; Sac.: 9. Juli 1939.Werke:
Thema und Disposition des Jakobusbriefes: eine formkritische Studie. Wien, 1952 · mehrere Artikel in Der Seelsorger 28 (1959, 6 und 12 und Chorblätter. Monatsschrift für katholische Kirchenchöre 5 (1959), 3, 4, 5, 6, 7/8.Literatur:
Riedl, Hermann: In memoriam P. Michael Rustler in: Sancta Crux 39 (1977), S. 38–46.Vorlage:Page.name: RUSTLER, Michael OCist (1913–1977) – Biographia Cisterciensis