Joseph-Melchior de Sérent
Abt von Prières 1681–1726
* um 1656
† 26. Juli 1727
Joseph-Melchior de Sérent war das fünfte Kind des Pierre de Sérent, seigneur de la Rivière und d’Aguénac, Präsident von Vannes, später maître de requêtes im Staatsrat der Königinmutter, und der Gillonne Mancel. Wie sein älterer Bruder Pierre wurde er 1663 Malteserritter, trat dann aber in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Prières in der Bretagne ein. Er studierte am Collège Saint-Bernard in Paris und lehrte dort als Bakkalaureus Philosophie, als er am 7. März 1681, noch keine 26 Jahre alt, von König Ludwig XIV. zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Hervé du Tertre ernannt wurde. Wegen der Differenzen Ludwigs XIV. mit dem Papst (Erklärung der vier gallikanischen Artikel 1682) erhielt er jedoch erst 1684 die päpstliche Bestätigung und wurde am 25. Juli 1684 von Bischof Louis Casset de Vautorte benediziert.
Sérents Ernennung war durch denkwürdige Umstände zustande gekommen. Nachdem Abt Hervé du Tertre im Dezember 1680 in Paris gestorben war, hielten der Prior und der Cellerar, die ihn begleitet hatten, seinen Tod geheim, um zu verhindern, dass der König die Abtei an einen Kommendatarabt vergab. Hilfesuchend wandten sie sich an die Äbtissin von Maubuisson, Luise Hollandine von der Pfalz, eine Tante der Herzogin von Orléans, Liselotte von der Pfalz. Die Äbtissin schrieb an den Herzog von Orléans, der sich daraufhin beim König das Präsentationsrecht für die Neubesetzung der Abtei erbat. Auf Vorschalg eines seiner Kammerherrn, der mit einer Verwandten Melchior de Sérents verheiratet war, schlug der Herzog dem König den jungen Philosophiedozenten als Abt vor.[1]
Die Abtei erlebte unter Sérents Leitung eine Hochblüte. Die Konventstärke wuchs während seiner Regierung von 40 auf fast 100 Mitglieder an. Er erneuerte das Refektorium, die Bibliothek und andere Gebäude. Sein Hauptwerk war jedoch der Bau einer prachtvollen großen Kirche, die 1716 begonnen (Grundsteinlegung am 1. April 1716) und am 20. Juli 1726 von Bischof Fagon geweiht wurde. Söhne des unvermögenden Adels der Provinz wurden kostenlos im Kloster unterrichtet. Zu diesem Zweck gründete er eine Erziehungsanstalt in Rennes, eine Art Ritterakademie, vergleichbar mit dem zur selben Zeit entstandenen Maison Royale de Saint-Louis in Saint-Cyr. Einer dieser Zöglinge war sein Nachfolger Claude de la Fruglaye (reg. 1741–1764). Freundschaftliche Beziehungen – beide Klöster befolgten die sog. strenge Observanz – pflegte Abt Sérent mit dem Abt des Klosters La Trappe, Armand-Jean de Rancé, für den er auch als Visitator zuständig war. Als Generalvikar seines Ordens in der Bretagne und in den benachbarten Provinzen nahm Abt Melchior an den Generalkapiteln des Ordens und den Versammlungen der Stände teil.
1726 legte er sein Amt nieder; zu seinem Nachfolger wurde der Abt von La Charmoye, Jacques Nouël, ernannt. Er starb am 28. Juli 1727 und wurde im Chor der Kirche auf der Epistelseite begraben. Seine Grabinschrift lautet: D. O. M. — Hic In Domino, — Singulariter In Spe Constitutus, — Dormit Et Requiescit — Dominus Josephus Melchior De Serent, — A Teneris Eques Melitensis, — Cisterciensis Deinde Ordini, Deo Vocante, Mancipatus, — In Academia Parisiensi Studuit, Et Philosophiam Baccalaureus Docuit ; — Abbas Demum Hujus Coenobii Factus — Et Ordinis Vicarius Generalis, — Deum Pietate Coluit, Gregem Doctrina Pavit, — Fratres Consilio Favit, Omnes Exemplo Docuit — Pastor Bonus — Refectorium, Bibliothecam, Et Alia ÆDificia Construxit, — Basilicam Hanc Vetustate Labentem A Fundamentis ÆDificavit, — Et DeiparÆ Dicari Curavit XIII Kal. Aug. Anno M.DCC.XXVI. — Consummato Opere Vitam Et Consummavit Die XXVI Julii Anno M. DCC. XXVII.
gge, Jan. 2019
- ↑ Bulletin mensuel de la société polymathique du Morbihan, Vannes 1916, S. 113
Daten:
Abbas: nom. 7. März 1681, ben. 25. Juli 1684.Literatur:
Le Mené, Joseph-Marie: Histoire du diocèse de Vannes, Band 2. Vannes: Eugène Lefolye, 1889 · Piéderrière, Abbé: Histoire de Prières. Depuis l’Introduction de l’étroite Observance au commencement du XVII siècle jusqu’à sa destruction a la fin du XVIII., in: Bulletin mensuel de la société polymathique du Morbihan, Vannes, 1863, S. 57f. · Gallia christiana IX, Sp. 972 und XIV, Sp. 967 · Le grand dictionnaire historique, ou le melange curieux de l’histoire sacrée et profane, Band 9, R–S, Paris, 1759, S. 361.Vorlage:Page.name: SÉRENT, Melchior OCist († 1727) – Biographia Cisterciensis