Edmund Schnyder
Abt des Zisterzienserklosters St. Urban 1640–1677
*
† 2. Feb. 1677 Lützel, Elsass
Edmund Schnyder oder Schnider, Taufname wahrscheinlich Johannes, wurde 1606 als Sohn des Stadtschreibers Anton I. Schnyder in Mellingen geboren. Er war 1620 bis 1622 Klosterschüler in St. Urban und trat dann in das Noviziat ein[1]. Von 1622 bis 1630 studierte er am Bernhardskolleg in Dole in der Franche Comté, wo er am 22. September 1629 zum Diakon geweiht wurde. Die Priesterweihe erhielt er am 30. März 1630 durch den Bischof von Langres, Sébastien Zamet. Von 1631 bis 1634 lehrte er in Vertretung eines erkrankten Mitbruders Philosophie in der Abtei Hauterive und war dann Prior in St. Urban, bis er am 23. Mai 1640 nach dem Tod Beat Göldlins zum Abt gewählt und noch am selben Tag installiert wurde. Die Infulation erfolgte am 10. Juli 1640.
Schnyder wird in der Literatur als erste profilierte Barockpersönlichkeit von St. Urban beschrieben (Wicki). Am 7. Juni 1649 wurde er Generalvikar und Visitator der Ordensprovinz Schweiz, Elsass und Breisgau, 1653 von Generalabt Claude Vaussin auch zum Visitator sämtlicher Männer- und Frauenklöster der Oberdeutschen Kongregation ernannt. Als Befürworter der Reformen des Konzils von Trient trat er konsequent für ordensreformatorische Anliegen ein und verteidigte die Exemtionsrechte des Ordens gegenüber der weltlichen Obrigkeit, indem er z.B. dem Kanton Luzern die jährliche Rechnungslegung verweigerte[2]. Hartnäckig versuchte er in den 1660er- und 1670er-Jahren in den Frauenklöstern in den gemeinen Herrschaften die vom Tridentinum geforderte Klausur durchzusetzen. Erfolgreich wehrten sich die oberdeutschen Klöster in dieser Zeit gegen Versuche der Primarabtei Morimond, die alte Visitationsstruktur wiederherzustellen, und erreichten mit Hilfe des französischen Botschafters in Paris die weitgehende Lösung der Schweizer Zisterzen aus den alten Filiationsverhältnissen (Hörsch, S. 54–55).
Abt Schnyders Regierungszeit ist vor allem durch zwei Ereignisse charakterisiert, den Umbau des Klosters und den sog. Beichtigerhandel. Von der Bautätigkeit ist nicht mehr viel vorhanden, weil das Kloster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fast vollständig neu gebaut wurde. 1662 ließ Abt Edmund in der von seinem Vorgänger Göldlin renovierten Klosterkirche den heute noch vorhandenen Hochaltar aufstellen, 1674 einen neuen Vierungsturm errichten. Wenig erfreulich war der schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts währende Beichtigerhandel oder Beichtigerstreit der St. Urbaner Äbte mit den Jesuiten über die Visitation und das Beichtrecht in den Frauenklöstern Eschenbach und Rathausen, der während Abt Edmunds Regierungszeit seinen Höhepunkt erreichte. 1651 gerichtlich vorgeladen, musste sich Abt Edmund ein Jahr lang in Rom aufhalten, bis schließlich am 27. Juli 1652 das Urteil gesprochen wurde. Er wurde zwar als Abt von St. Urban bestätigt, verlor jedoch seine Paternitätsrechte über Rathausen und Eschenbach. Trotzdem wurde er bei seiner Rückkehr im August 1652 mit einem großen Fest empfangen – und ein Jahr danach zum Visitator sämtlicher Zisterzen der Kongregation ernannt.
1654 erwarb er die Thurgauer Herrschaft Liebenfels und 1667 den dazugehörigen Schweikhof. Er starb am 2. Februar 1677 während einer Visitation im Kloster Lützel im Elsass und wurde am 7. Februar in St. Urban bestattet. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Dulliker gewählt.
gge, Dez. 2018
- ↑ Die St. Urbaner Akten nennen einen Convictor und Novizen Johannes Schnyder.
- ↑ Die konnte Luzern erst gegenüber Abt Malachias Glutz wieder durchsetzen.
Daten:
Sac.: 30. März 1630; Abbas: el. 23. Mai 1640, ben. 10. Juli 1640.Literatur:
Helvetia Sacra III/3, S. 416–417 (Hans Wicki) · Hörsch, Waltraut: Zur Geschichte des Zisterzienserklosters St. Urban von 1194 bis 1768, in: Häfliger, Alois (Hrsg.): Sankt Urban 1194–1994. Ein ehemaliges Zisterzienserkloster. Bern: Benteli, 1994, S. 17ff. · Wicki, Hans: Zur Geschichte der Zisterzienserabtei St. Urban im 18. und 19. Jahrhundert. 1700–1848, in: Der Geschichtsfreund 121 (1968) 64–228.Vorlage:Page.name: SCHNYDER, Edmund OCist (1606–1677) – Biographia Cisterciensis