Matthias Stoßberger
Abt der Klöster Gotteszell 1581–1590/91 und Raitenhaslach 1590–1601
* 24. Feb. 1549 Aidling, Gem. Riegsee
† 18. Nov. 1601 Raitenhaslach
Der am Matthiastag 1549 in Aidling geborene und auf den Tagesheiligen getaufte Matthias Stoßberger entstammte bescheidenen Verhältnissen (sein Vater versah 1576 den Pförtnerdienst in Aldersbach). Sein Bruder Kaspar Stoßberger war 20 Jahre Hofwirt in Raitenhaslach, später Bürger in Burghausen; ein anderer Bruder, P. Tobias Stoßberger, war Zisterzienser in Aldersbach. Der Raitenhaslacher Konventuale P. Kaspar Stoßberger († 1636) war ein Neffe des Abtes.
Matthias Stoßberger wurde am Peter- und Paulstag 1572 in Augsburg zum Priester geweiht und feierte in der Oktav darauf seine Primiz im Georgianum in Innsbruck. Im selben Jahr trat er in die Zisterzienserabtei Aldersbach ein und legte 1573 die feierliche Profess ab. Da er jedoch bald schwerwiegende Auseinandersetzungen mit Abt Bartholomäus Madauer (reg. 1552–1577) hatte, mit denen auch die Landesregierung in Landshut befasst war, wurde er vorübergehend in das Mutterkloster Ebrach und danach in die Abtei Fürstenfeld „abgefertigt“.
Nach Aldersbach zurückgekehrt (wohl nach Madauers Resignation 1577), wurde er dort Prior (Eberl) und am 22. Januar 1580 zum Administrator des Tochterklosters Gotteszell bestellt. Als solcher war es seine Hauptaufgabe, die geordneten wirtschaftlichen Verhältnisse aufrechtzuerhalten. Mehrere früher veräußerte Güter brachte er wieder an die Abtei zurück, u.a. einen Hof in Mitterhartshausen. Mit Brief von München 31. Oktober 1580 bestätigte ihm Landesherzog Wilhelm V., bei dem er in hohem Ansehen stand, alle Rechte und Freiheiten des Klosters. Daneben war Abt Matthias auch auf die Verbesserung der Klosterdisziplin und des geistlichen Zustandes bedacht. Nachdem die Zahl der Priestermönche nach einigen Priesterweihen von Novizen und der Rückkehr mehrerer früher ausgetretener Mönche wieder gestiegen war, konnte er 1581 zum Abt gewählt werden. Eine durchgreifende Besserung der Gotteszeller Verhältnisse trat jedoch auch unter seiner Leitung nicht ein.
Zu Beginn des Jahres 1590 auf Veranlassung Herzog Wilhelms V. von Bayern zum Abt der ältesten altbayerischen Zisterze Raitenhaslach postuliert, lehnte er zunächst ab, willigte aber am 4. März auf wiederholtes Drängen des Aldersbacher Abtes Johann Dietmayr und des Geistlichen Rates ein. Mit Schreiben vom 15. März 1590 gab Abt Christian Fürst von Salem seine Zustimmung zur Translation des Abtes von Gotteszell nach Raitenhaslach. Einem Gesuch des Konvents von Gotteszell vom 9. April 1590, ihm die Leitung in Gotteszell zu belassen, wurde nicht stattgegeben. Am 21. Mai einstimmig zum Abt von Raitenhaslach gewählt, zeigte Stoßberger mit Schreiben vom 26. Juli 1590 Abt Christian von Salem seine Wahl an und bat um dessen Bestätigung. Als am 14. Dezember 1590 der Generalkommissar des Ordens, Claude Germain, zur Visitation nach Raitenhaslach kam, sprach er namens des Generalabtes Edmond de la Croix als dessen Vikar die Konfirmation aus. Als Abt von Gotteszell resignierte der neue Abt von Raitenhaslach erst im nächstfolgenden Jahr (Krausen, S. 301).
In der hochverschuldeten (fast 5000 fl.) Abtei Raitenhaslach trat Abt Matthias ein schweres Erbe an. Um den Schuldenberg abzutragen musste er, mit Zustimmung des Geistlichen Rats, neue Kapitalien aufnehmen und Grundbesitz veräußern[1]. Andererseits konnte er, wenn sich eine Gelegenheit bot, günstig Grundbesitz und Zehntrechte in der näheren und weiteren Umgebung des Klosters erwerben, unter ihnen auch Höfe, die im Jahre Abt Georg Wankhauser 1538 verkauft hatte. 2000 fl. konnte er zu einem günstigen Zinssatz der Landschaft in München leihen. Messen und Jahrtage, deren Stiftungskapitalien sich im Laufe der Zeit sehr vermindert hatten, reduzierte er. In einem Bericht des Geistlichen Rats an den Herzog vom September 1595 wird Abt Matthias als „guter Haushalter“ gewürdigt.
Als einer der großen Bauherren unter den Raitenhaslacher Äbten – ermöglicht durch den wirtschaftlichen Wiederaufschwung – ließ Abt Matthias einen neuen Glockenturm errichten und die K1osterkirche selbst nach dem Zeitgeschmack der deutschen Spätrenaissance weiß tünchen und 1598 mit einem Marmorpflaster auslegen. Ein neues Chorgestühl und eine neue Orgel wurden aufgestellt und mehrere Altäre so verändert, dass sie im Oktober 1596 von Bischof Bartholomäus Scholl, Generalvikar des Erzbischofs von Köln, neu konsekriert wurden. Über der Sakristei war schon 1593 eine Paramentenkammer eingerichtet worden; die bisher dort befindliche Bibliothek bekam neue, bessere Räume. Überhaupt wurde der gesamte Klosterkomplex unter Abt Matthias weitgehend erneuert. Über der Sebastianskapelle entstand eine neue Abteikapelle, die Bischof Sebastian Cattaneus von Chiemsee am 4. August 1591 weihte. Die Pfarrkirche im nahegelegenen Marienberg, in der Abt Matthias 1595 den Rosenkranzbund eingeführt hatte, wurde wegen der wachsenden Besucherzahlen vergrößert und mit ihren drei Altären am 3. September 1600 von Weihbischof Andreas Hoffmann von Passau konsekriert.
Anders als sein Vorgänger Wolfgang Manhauser nahm Abt Stoßberger auch seine geistlichen Verpflichtungen gewissenhafter wahr. Im September 1590 nahm er an der Diözesansynode in Mühldorf teil. Mit den Benediktinerinnen von Frauenchiemsee (Frauenwörth) wurde die seit 1298 bestehende Gebetsverbrüderung im Sommer 1596 erneuert. Am 30. Juli 1594 erhielt Abt Matthias von Bischof Sebastian Cattaneus von Chiemsee bei dessen Besuch in Raitenhaslach besondere Beichtvollmachten (licentia absolvendi ab haeresi et censttris), die in der Folge vom Konsistorium in Salzburg immer wieder bestätigt wurden.
Innerhalb des Konvents formierte sich eine Opposition gegen Stoßberger, die bei der Regierung von Burghausen Gehör fand und 1597 dem Geistlichen Rat in München eine Liste mit zahlreichen Klagepunkten zustellte; man warf dem Abt kostspieliges und unnötiges Bauen vor, Begünstigung von Verwandten und Freunden und andererseits die Kürzung der üblichen Almosenspenden und Besoldungen. Stoßberger reagierte mit einem Rechtfertigungsschreiben und wurde vom Herzog gestützt.
Im Mai 1601 reiste er zu dem für die neugebildete Oberdeutsche Kongregation so wichtigen Generalkapitel nach Cîteaux, wo er zu einem der Definitoren bestimmt wurde. Dort wurde u.a. über die Bildung und die Statuten der Kongregation abgestimmt. Über seine Eindrücke auf dem Generalkapitel berichtete er am 15. Juni 1601 dem Abt von Aldersbach, Johann Dietmayr.
Matthias Stoßberger starb am 18. November 1601 an den Folgen seines Schlaganfalls und wurde im Retrochor beim Altar seines Namenspatrons beigesetzt. Seine Grabplatte befindet sich am Boden der zweiten Nordkapelle der vormaligen Klosterkirche. Sein Nachfolger wurde Philipp Perzel.
gge, Jan. 2020
- ↑ Die Schwaigen im Pinzgau, das Haus am Kai in Salzburg, das kleinere Haus im Kiel zu Krems, die Badstube in Burghausen und die Freigerechtigkeit auf den Gütern in Tirol. Der hierfür erzielte Erlös brachte über 3000 fl. ein.
Daten:
Sac.: 29. Juni 1572; Prof.: 1573; Abbas: el. 1581 (Gotteszell), 21. Mai 1590 (Raitenhaslach).Literatur:
Eberl, Anton: Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Gotteszell im Bayerischen Wald. Deggendorf : Nothhaft, 1935; erweiterte Neuauflage 2019, bes. S. 51–52 · Krausen, Edgar: Das Erzbistum Salzburg 1: Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach (Germania Sacra N. F. 11), Berlin/New York 1977, bes. S. 301–304.Vorlage:Page.name: STOẞBERGER, Matthias OCist (1549–1601) – Biographia Cisterciensis