Stohandel, Paulus

Paulus Stohandel

Paulus Stohandel

Zisterzienser der Abtei Goldenkron, Propst in Frauental 1672–1673 Mariensaal 1673–1681

† 8. Juni 1681 Brünn, Tschechien

Paulus Augustinus Stohandel (Stohandl), ein gebürtiger Deutschböhme, war einer der gelehrtesten Mönche des Zisterzienserstifts Goldenkron, wo er am 20. August 1660 die feierliche Pofess abgelegt hatte. Mit Auszeichnung bekleidete er mehrere Hausoffizien, weshalb er in den Urkunden als vir praeclarus, d.h. vortrefflicher Mann, erscheint (Feyfar, S. 52).

Von Abt Bernhard Pachmann mit dem er nicht immer harmoniert zu haben scheint, wurde er genötigt das Stift zu verlassen, was ohne Zweifel erst 1665 geschah, da er bis dahin als Bibliothekar nachgewiesen ist. Er pilgerte daraufhin nach Rom (sancta limina apostolorum visitavit) und wurde nach seiner Rückkehr Kaplan in Leitomischl (Litomyšl).

Nachdem Matthias Alexius Ungar am 26. April 1668 zum Abt gewählt worden war, wurde Stohandel ins Stift zurückberufen. Dem neuen Abt leistete er infolge seines unermüdlichen Fleißes, seines bedeutenden Wissens und seiner Verwendbarkeit überhaupt große Dienste, weshalb er Ende 1672 zum Propst von Frauental befördert wurde. Nach dem Tod des Propstes P. Edmund Pertzmann (Ossegg) vom Zisterzienserinnenstift Mariensaal (Aula Sanctae Mariae) in Altbrünn am 3. März 1673 wurde er als Propst dorthin berufen (25. März 1673). Von hier aus beschenkte er nicht selten die Kirche, die Bibliothek und den Konvent von Goldenkron mit Paramenten, Büchern, Geld und Wein. In Mariensaal starb er auch, am 8. Juni 1681, und wurde in der Abteikirche bestattet. Seine Bibliothek wurde nach seinem Tod der Goldenkroner Bibliothek einverleibt.

Von Paulus Augustinus Stohandel stammen einige annalistische Aufzeichnungen aus dem Jahr 1661, die sich auf zwei dem Codex II D 42 der Prager Universitätsbibliothek beigebundenen Blättern finden und gewissermaßen den Anfang zu den späteren systematisch verfassten Annalen des Stiftes bilden.[1] Die wichtigste seiner Schriften ist aber seine Chronik Origo et eversio Auro spineae Coronae die er 1663 vollendet und seinem Abt ehrfurchtsvoll gewidmet hat.[2] Sie ist nicht sehr umfangreich, stellt aber zum ersten Mal die Schicksale des Stiftes von dessen Gründung bis auf den Abt Bernhard Pachmann im Zusammenhang und größtenteils nach zuverlässigen Quellen dar.

gge, Dez. 2024

  1. Goldenkroner Annalen im Codex II D 43 der Prager Universitätsbibliothek. Schmidt, Franz: Das Todtenbuch des Cistercienserstiftes Goldenkron, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienserorden VI Jg., II. Bd., S. 363.
  2. Er schließt seine Widmung mit den Worten Tuus humilis filius F. Paulus.

Daten:

Prof.: 20. Aug. 1660.

Werke:

Memorabilia Monasterii Vallis Beatae Virginis in Regno Bohemiae siti vulgo Frawenthal dicti, fundati Anno a partu Virginis M.CC.LXVII. Manuskript IV B 13 in der tschechischen Nationalbibliothek Prag [1].

Literatur:

Klimesch, Johann Matthäus: Geschichtschreiber des ehemaligen Cistercienserstiftes Goldenkron, in: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen 32 (1894), S. 158–170, 256–272, hier: S. 160 · Feyfar, Mathias Maria: Das ehemalige Cistercienserinen-Stift Frauenthal: (bei Deutschbrod in Böhmen). Nikolsburg, 1876.

Zitierempfehlung: Stohandel, Paulus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.12.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Stohandel,_Paulus

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