Adam Wolfgang
Abt der Klöster Grüssau 1622–1632 und Himmelwitz 1632–1634
† 25. Feb. 1633/1. Aug. 1634 Ossegg, Böhmen
Adam Wolfgang aus Münsterberg in Schlesien legte am 8. Dezember 1616 im Kloster Grüssau die Profess ab, dürfte aber schon in reiferem Alter in das Kloster gekommen sein. Am 30. November 1622 wurde er zum Abt gewählt und an einem unbekannten Tag 1623 von Fürstbischof Karl von Österreich benediziert. Wenige Wochen nach seiner Wahl wurde bei Bauarbeiten unter dem Boden der Sakristei das seit dem Hussitenkrieg 1426/27 verschollene Marienbild unversehrt wiedergefunden (18. Dez. 1622).
Ein Bittgesuch des Konvents vom 15. Februar 1623 charakterisiert den Abt als pius et devotus (fromm und dienstbereit) und zeigt, dass man von ihm erwartete die Schuldenlast des Klosters in kürzester Zeit (brevissimo temporis) zu tilgen. Er begann mit Erneuerungsarbeiten an der Stiftskirche und am Kreuzgang, ließ das Andreaskirchlein, das als „Leutekirche“ diente, neu ausstatten, auch die St.-Anna-Bergkapelle wurde mit einem neuen Altar und neuem Gestühl ausgestattet. In Ullersdorf bei Liebau ließ er die erste Vierzehn-Nothelfer-Kirche erbauen, in Würben wurde die Kirche restauriert (Rose). Dreißig Kandidaten legten während seiner zehnjährigen Regierungszeit in Grüssau Profess ab, die alle als zweiten Ordensnamen den eines vor 200 Jahren von den Hussiten ermordeten Grüssauer Mönchs erhielten. Etwa zehn davon stammten aus dem katholischen Eichsfeld, darunter der spätere Abt Andreas Michaelis (reg. 1653–1660). Ein aus dem Jahr 1624 stammendes hölzernes Tafelbild zeigt Abt Adam mit 18 Mönchen in Kukulle.
Während Abt Adams Regierungszeit hatten das Stift und das Stiftsland sehr unter dem Dreißigjährigen Krieg zu leiden. 1625 hatte die Propstei Warmbrunn einen Kosakenüberfall zu erleiden, der große Verwüstungen anrichtete.[1] Wie verroht die Sitten zu dieser Zeit waren, zeigt sich darin, dass Abt Adam am Tag vor Fronleichnam 1626 beinahe getötet worden wäre, als er in einem Dorf die teilweise protestantische Bevölkerung zum Empfang der Kommunion unter einer Gestalt aufforderte.
Im November 1626 weilte Weihbischof Johann Balthasar Liesch von Hornau im Kloster, um den Hochaltar zu weihen und zu firmen. Der Winter 1626/27 brachte die Einquartierung Wallensteinscher Truppen. Für die geforderten Kontributionen mussten Kredite aufgenommen werden, die erst 1645 zurückgezahlt werden konnten. Auch das Stiftsland litt sehr unter den Requisitionen, die Bevölkerung verarmte. Da die Stiftsmühlen die meiste Zeit stillstanden, musste Brot aus Trautenau in Nordböhmen besorgt werden.
1628 wurden die schlesischen Abteien von Abt Georg Vrat (Urath) von Königsaal bei Prag als Kommissar des Ordens in Begleitung der Äbte Johann Greifenfels von Sedletz und Hugo Stimmer von Neuzelle visitiert, nachdem verleumderische Berichte an Kaiser Ferdinand II. und den Ordensgeneral Pierre Nivelle in Cîteaux gekommen waren. Über diese außerordentliche Visitation, die Abt Arnold Freiberger von Leubus als „mehr pompös als fruchtbringend“ (pomposa magis quam fructuosa) bezeichnete[2], gingen noch zwanzig Jahre später Beschwerden nach Cîteaux. Unter Androhung der Exkommunikation wurde allen Äbten geboten, die Gegenreformation genau durchzuführen und lutherische Prädikanten abzusetzen. Auf kaiserliche Anordnung musste Abt Adam 1629 in den Stiftsdörfern das Restitutionsedikt durchführen. Im selben Jahr gab er Schönberg das durch den Mord an Abt Martin Clavei verwirkte Stadtrecht und alle Privilegien zurück und visitierte die beiden lausitzischen Zisterzienserinnenabteien Marienstern und Marienthal.
In seinen letzten Regierungsjahren scheint Abt Adam in den Ruf gekommen zu sein, der Verwaltung der Abtei Grüssau nicht mehr gewachsen zu sein.[3] Er resignierte daher im Februar 1632 und nahm die Wahl zum Abt des kleinen Zisterzienserklosters Himmelwitz in Oberschlesien an. Auch diese Abtei war durch Mansfeldische Truppen völlig verwüstet und verarmt. Wie verzweifelt die Lage dort war, zeigt sich darin, dass er die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Striegau am 12. Mai 1632 um die Gabe von etwas Leinwand bitten musste. Leider konnte die Äbtissin nicht Hilfe leisten, weil sie selber wegen des Krieges nach Brünn geflüchtet war. Ein zusätzliches Unglück ereignete sich am Nachmittag des 27. Oktober 1632 als auch noch der größere Teil des Klosterdorfes, siebzehn Häuser mit den Scheunen, niederbrannte.
Im selben Jahr musste Abt Adam nach Ossegg in Böhmen fliehen, wo er am 25. Februar 1633 starb, Nach Weltzel reiste er nach Prag, um dort einen Prozess zu führen. Weil er Sorge hatte, die Pferde könnten in der kriegerischen Zeit geraubt werden, ging er zu Fuß. Entkräftet kam er im Zisterzienserkloster Ossegg im Kreis Leitmeritz an, wo er am 1. August 1634 starb und auch begraben wurde. Die Inschrift seines Epitaphs verfasste der dort als Flüchtling lebende Abt Bartholomäus Pflugk von Neuzelle.
gge, Juni 2018
- ↑ Propst war der spätere Neuzeller Abt Bartholomäus Pflugk.
- ↑ Grüssau hatte zur standesgemäßen Unterbringung und Unterhaltung der Visitatoren einen Kredit von 75 Reichstalern aufnehmen müssen.
- ↑ Vielleicht wegen seines Finanzgebarens. Der Schuldenberg belief sich auf 39.798 Taler, die bei 35 verschiedenen Gläubigern aufgenommen waren.
Daten:
Prof.: 8. Dez. 1616; Abbas: el. 30. Nov. 1622, ben. 1623.Literatur:
Rose, Ambrosius: Kloster Grüssau. Stuttgart: Konrad Theiss, 1974 · Ders.: Profeßbuch von Grüssau – Leben und Wirken der Zisterzienser 1292–1810. Köln: Wienand, 1990 · Weltzel, Augustin: Das Fürstliche Cistercienserstift Himmelwitz. Breslau 1895, S. 76–117 (Separatdruck aus dem Schlesischen Pastoralblatt XIII 1892, No. 6–21 und XIV 1893, No. 5–20.).Vorlage:Page.name: WOLFGANG, Adam OCist – Biographia Cisterciensis