Zahrádka, Klement

Klement Zahrádka

Klement Zahrádka

Abt des Zisterzienserstifts Osek 1843–1853; Visitator und Generalvikar in Böhmen und der Lausitz

* 10. Jan. 1786 Brüx [Most, Tschechien]
† 17. Juni 1853 Ossegg

Klement Zahrádka, Taufname Antonín, geboren am 10. Januar 1786 in Brüx, absolvierte die Gymnasialstudien in seiner Vaterstadt und die philosophischen Jahrgänge in Prag. Am 30. November 1805 trat er in die Zisterzienserabtei Ossegg (Osek) ein, legte die Profess am 30. November 1808 ab und studierte Theologie an der Prager Universität. Am 29. August 1809 feierte er seine Primiz.

Von 1810 bis 1815 lehrte er Bibelwissenschaft an der theologischen Hauslehranstalt und war zugleich Bibliothekar und Inspektor des Naturalienkabinetts, seit 1812 auch Subprior. 1816 kam er als Religionslehrer an das Komotauer Gymnasium, wurde 1820 Grammatikallehrer, 1821 Humanitätslehrer, 1824 provisorischer Präfekt. 1825 als Provisor und Verwalter der Stiftsgüter ins Kloster zurückberufen, eignete er sich gute Kenntnisse in allen Zweigen der Ökonomie und Verwaltung an und wurde 1835 an Stelle des zum Abt gewählten Sales Krügner zum Propst des Zisterzienserinnenklosters St. Marienstern in der Lausitz ernannt. Am 10. Mai 1843 wurde er – wiederum als Nachfolger Krügners – fast einstimmig zum Abt gewählt und am 12. Oktober desselben Jahres zum Visitator und Generalvikar des Zisterzienserordens in Böhmen und der Lausitz. Beim Jubiläum der Prager Universität 1848 wurde er zum Ehrendoktor der Theologie promoviert.

Abt Klemens vereinigte in sich die Eigenschaften eines Gelehrten, Asketen und Ökonomen; darum lag ihm eine gewissenhafte Verwaltung der Stiftsgüter, die Hebung des religiösen Sinnes seiner Untertanen, die Sorge um die Armen und Kranken, die Förderung der wissenschaftlichen Bestrebungen und der Disziplin unter den Brüdern sehr am Herzen. Vor Allem hatte er sich die Ausführung zweier Lieblingsideen zur Aufgabe gemacht: die Errichtung eines Hospitals und die Einführung des Hausstudiums.

Ein Hospital hatte in Ossegg schon in früheren Zeiten bestanden, war aber unter Abt Benedikt Littwerich aus unbekannten Gründen aufgegeben worden. Der Neubau wurde 1844 begonnen, und nachdem die Kapelle schon am 27. März 1846 von Abt Klemens geweiht war, wurde das ganze Hospital am 21. August 1847 vom Leitmeritzer Bischof Hille eingesegnet und in Gegenwart der Generaloberin den Schwestern vom hl. Karl Borromäus übergeben. Die Anstalt war auf vier Schwestern, sechs Arme und sechs Kranke gestiftet; damit verbunden war eine Industrialschule (Schule zur Ausbildung in handwerklichen Fächern), die von den Kindern ohne Entgelt besucht werden konnte.

Das Hausstudium wurde ebenfalls 1844 begonnen, es fanden sich dafür auch vier approbierte Professoren, doch wurde dieses Institut schon 1849 wieder aufgehoben. Auch für das philosophische Studium, das Bischof Hille in Leitmeritz einrichten wollte, stellte Abt Klemens vier Professoren in Aussicht, doch kam es nicht zur Eröffnung des Instituts, weil der Staat die Genehmigung versagte, und so konnte Abt Klemens diese Lehrkräfte verwenden, als er 1849 das Obergymnasium in Komotau übernahm.

Das Revolutionsjahr 1848 brachte auch in Ossegg große Veränderungen in den Rechten des Klosters (österreichische Grundablösung), indem das Untertänigkeitsverhältnis mit den Roboten (Frondiensten), die Patronatsgerichtsbarkeit und manche andere Rechte aufhörten. In den Jahren 1849 und 1850 mussten sowohl das Kloster als auch die Meierhöfe und Pfarreien zahlreiche Militäreinquartierungen hinnehmen und hohe Kriegssteuern zahlen; durch neun Monate mussten fast ununterbrochen Einquartierungen auf Kosten des Klosters unterhalten werden. – Als 1850 die zivile Gemeinde Osek gegründet wurde, wurde Abt Klemens zum ersten Bürgermeister gewählt.

Als Visitator der Frauenklöster Marienthal und Marienstern in der Lausitz gelang es Abt Klemens, die von der sächsischen zweiten Kammer in Dresden der Regierung empfohlene Aufhebung abzuwenden, doch wurden die Rechte der Klöster sowie die des Visitators bedeutend geschmälert.

Ein lange gehegter Wunsch des Abtes Klemens war die Reform der Klöster in Österreich. Ermutigt durch ein Breve Papst Pius' IX. an den Kaiser, sandte er durch den Nuntius Reformvorschlage an den Generalpräses in Rom und erhielt vom Nuntius den Rat, bis zur Antwort als Visitator und Generalvikar diesen Vorschlägen gemäß zu handeln. Allerdings übersah der Nuntius, dass Abt Klemens als Visitator nur über die Klöster in der Lausitz, nicht aber über die Männerklöster in Österreich Befugnisse hatte. Es musste also die Entscheidung von Rom abgewartet werden; — diese bestand in der Anordnung einer apostolischen Visitation.

Schon seit einiger Zeit mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden, reichte Abt Klemens 1850 beim Kaiser und beim Generalpräses in Rom seine Resignation ein, die aber nicht bewilligt wurde. Trotzdem sollte er die Last seiner Würde nicht mehr lange tragen, er starb am 17. Juni 1853.

gge, Sep. 2011, rev. Sep. 2012, April 2020


Daten:

Vest.: 30. Nov. 1805; Prof.: 30. Nov. 1808; Prim.: 29. Aug. 1809; Abbas: el. 10. Mai 1843.

Literatur:

Siegl, Meinrad: Die Abtei Ossegg in Böhmen, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 280ff., bes. S. 339–341 · Album Ossecense; oder, Verzeichnis der Mitglieder des Cistercienser-Stiftes Ossegg vom Jahre 1645-1896. Anlaesslich des siebenhundertjaehrigen Gruendungs-Jubliaeums zusammengestellt von einem Capitularen dieses Stiftes. Verlag des Cistercienser-Stiftes Ossegg, 1896, S. 102–103.

Zitierempfehlung: Zahrádka, Klement, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 20.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Zahr%C3%A1dka,_Klement

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