Gullini, Pia

Pia Gullini OCSO

Pia Gullini OCSO

Äbtissin des Klosters Grottaferrata/Vitorchiano 1931–1940 und 1946–1951

* 16. Aug. 1892 Verona
† 29. April 1959 Rom

Pia Gullini, Taufname Maria, wurde 1892 als Tochter einer wohlhabenden Bologneser Familie in Verona geboren, wo der Vater, Arrigo Gullini, ein Eisenbahningenieur und -direktor, beruflich tätig war. Sie hatte drei Brüder: einer starb als Kind, einer wurde Arzt, einer Chemiker. Später ließ sich die Familie in Rom nieder, wahrscheinlich wegen des Universitätsstudiums der Kinder.

Eine standesgemäße Erziehung und Schulbildung erhielt sie im Inernat der Sacré-Cœur-Schwestern in Venedig, wo sie auch die französische Sprache lernte (und privat mit ihrem Vater auch Englisch und Deutsch). Ihre Sommerferien verbrachte sie in der elterlichen Villa bei Bologna oder in Montenegro. Häufig begleitete sie in Vertretung der sehr religiösen Mutter, Celsa Rossi, ihren Vater zu gesellschaftlichen Anlässen und war Patin bei der Eröffnung von Eisenbahnverbindungen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs absolvierte sie eine Krankenpflegeausbildung.

Obwohl sie sich anfangs zu einer karitativ tätigen Kongregation hingezogen fühlte, trat sie, beeinflusst durch den Generalprokurator der Zisterzienser der strengeren Observanz, Norbert Sauvage, den sie in Rom kennengelernt hatte, am 28. Juni 1917 in die Trappistinnenabtei Laval in Frankreich ein. Am 29. September 1917 wurde sie als Novizin eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Pia nach Papst Pius X., der ihr als Patriarch in Venedig die erste hl. Kommunion gegeben hatte. Am 16. Juli 1919 legte sie die einfachen Gelübde ab, am selben Tag drei Jahre später die feierliche Profess. 1923 wurde sie von Äbtissin Lutgarde Hémery (reg. 1900–1944) zur Konversenmagisterin bestellt.

Nachdem schon Anfang 1923 Äbtissin Agnese Scandelli um Unterstützung für ihre notleidendes Kloster Grottaferrata in Rom gebeten hatte, wurde die Italienerin Pia Gullini im November 1926 dorthin abgeordnet. Die ungewohnte und schwierige Situation dort führte bei ihr 1928 zu einer Glaubenskrise und einem körperlichen Zusammenbruch. Nach einer chirurgischen Operation und einem Erholungsaufenthalt bei ihrer Familie besserte sich die Lage. Sie wurde zur Subpriorin bestellt und nach dem Rücktritt der von Alter und Krankheit beeinträchtigten Äbtissin Scandelli durch päpstliche Entscheidung, vermittelt durch ein Dekret des Bischofs von Frascati, Kardinal Michele Lega, mit Datum 30. Dezember 1931 zur Äbtissin des reformbedürftigen Klosters ernannt. Eine reguläre Wahl war wegen der großen Treue der Chorfrauen zu ihrer alten Äbtissin nicht möglich. Dass M. Pia trotzdem die richtige Wahl war und die Zuneigung ihres Konvents gewinnen konnte, zeigt sich darin, dass sie 1935 und 1938 durch Wahl im Amt bestätigt wurde.

gge, Mai 2018


D:

Vest.: 29. Sep. 1917; Prof.: 16. Juli 1919, 16. Juli 1922; Äbstissin: nom. 30. Dez 1931.

L:

Maria A[ugusta] Tescari: Madre Pia Gullini. Una grande badessa del XX secolo. Elledici/Velar, 2009.

Zitierempfehlung: Gullini, Pia, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.05.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gullini,_Pia

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