Quatember, Matthäus: Unterschied zwischen den Versionen

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Da der Italiener Bernardini kein Deutsch sprach, der personen- und finanzstärkste Anteil des Zisterzienserordens damals aber im deutschsprachigen Raum lag, ruhte die Leitung und Reorganisation des Ordens vor allem auf Quatembers Schultern. 1948 wurde er wegen der zunehmenden Kränklichkeit Bernardinis vom Definitorium zum Generalvikar bestimmt und 1950 auf dem [[Generalkapitel]] in Casamari – dem ersten seit 1933 –, schließlich selbst zum Generalabt gewählt, starb aber schon nach zweieinhalbjähriger Amtszeit an Magenkrebs und wurde seinem letzten Willen gemäß im Zisterzienserkloster Poblet in Katalonien beigesetzt.
 
Da der Italiener Bernardini kein Deutsch sprach, der personen- und finanzstärkste Anteil des Zisterzienserordens damals aber im deutschsprachigen Raum lag, ruhte die Leitung und Reorganisation des Ordens vor allem auf Quatembers Schultern. 1948 wurde er wegen der zunehmenden Kränklichkeit Bernardinis vom Definitorium zum Generalvikar bestimmt und 1950 auf dem [[Generalkapitel]] in Casamari – dem ersten seit 1933 –, schließlich selbst zum Generalabt gewählt, starb aber schon nach zweieinhalbjähriger Amtszeit an Magenkrebs und wurde seinem letzten Willen gemäß im Zisterzienserkloster Poblet in Katalonien beigesetzt.
  
Quatember war ein zutiefst innerlicher Mensch. Schon im Priesterbuch des deutschen Kollegs in Rom, der ''Anima'', wird er als »religiöser Genius« bezeichnet. Er hatte ein »geradezu messianisches Verständnis« von seiner Aufgabe, den Zisterzienserorden »wieder zur Blüte zu führen« (Schachenmayr, 2005). In einem Brief an den Heiligenkreuzer Abt [[Braunstorfer, Karl|Karl Braunstorfer]] schrieb er 1952:
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Matthäus Quatember war ein zutiefst innerlicher Mensch. Schon im Priesterbuch des deutschen Kollegs in Rom, der ''Anima'', wird er als »religiöser Genius« bezeichnet. Er hatte ein »geradezu messianisches Verständnis« von seiner Aufgabe, den Zisterzienserorden »wieder zur Blüte zu führen« (Schachenmayr, 2005). In einem Brief an den Heiligenkreuzer Abt [[Braunstorfer, Karl|Karl Braunstorfer]] schrieb er 1952:
  
 
<blockquote>...ich glaube, daß es meine Mission ist, den Orden aus Ägypten durch die Wüste bis zum Hl. Lande zu führen.</blockquote>
 
<blockquote>...ich glaube, daß es meine Mission ist, den Orden aus Ägypten durch die Wüste bis zum Hl. Lande zu führen.</blockquote>

Version vom 23. September 2009, 18:59 Uhr

Matthäus Quatember OCist

Matthäus Quatember OCist (1894–1953)

Zisterzienser der Abtei Hohenfurt; 78. Generalabt des Zisterzienserordens

* 1. Mai 1894 Sacherles, Böhmen
† 10. Feb. 1953 Rom

Wahlspruch: Servire Deo et Ordini – Gott und dem Orden dienen.

<catlinks>Quatember,_Matthäus</catlinks>

Leben

Der Bauernsohn Gregor Quatember wurde 1894 als ältestes von sieben Geschwistern im böhmischen Sacherles geboren, das zu der dem Kloster Hohenfurth inkorporierten Pfarrei Deutsch-Reichenau bei Gratzen gehörte. 1906 kam er an das Staatsgymnasium in Linz, 1910 wechselte er an das Staatsgymnasium in Budweis/České Budějovice. Nach der Matura trat er in das Zisterzienserstift Hohenfurth/Vyšší Brod ein, am 26. Juli 1914 wurde er gemeinsam mit zwei anderen Bewerbern in das Noviziat aufgenommen.

Wie die meisten Hohenfurther Kleriker dieser Zeit studierte er an der Universität Innsbruck (1915–1919). 1919 wurde er in Budweis zum Priester geweiht. Nach vier Jahren als Kaplan in Malsching/Malšín (1919–1922) und Strobnitz/Horní Stropnice (1922/23) und danach Novizenmeister im Kloster (1923–1925) setzte er seine Studien in Prag und Rom fort, wo er 1929 summa cum laude zum Doktor des Kirchenrechtes (Dr. iur. can.) promoviert wurde.

Schon am 10. November 1930 erhielt Quatember eine Professur für Kirchenrecht und Asketik am päpstlichen Athenäum der Propaganda Fide in Rom. 1931 mit der Ausarbeitung neuer Ordenskonstitutionen beauftragt, hatte er seitdem großen Einfluss in der Generalkurie des Zisterzienserordens. 1934 wurde er zusätzlich zu seiner Professur, die er erst als Generalabt aufgeben musste, zum Generalprokurator bestimmt (wiedergewählt 1937–1950). Eine seiner wichtigsten Aufgaben war der Abbau der den Orden sehr belastenden Schulden nach der Amtszeit des zurückgetretenen Generalabtes Dr. Franciscus Janssens, was ihm langsam und stetig auch gelang.

1936 zum Konsultor der Religiosenkongregation ernannt, verfasste er eine Reihe von Gutachten (vota) in z.T. schwierigen Fällen, wodurch er sich auch über die Kongregation hinaus Achtung und Wertschätzung erwarb. Er wurde deshalb zum Mitglied verschiedener Kommissionen der Religiosenkongregation ernannt.

1945 wurde er von Pius XII. zum Titularabt von Clairvaux ernannt und im März 1946 durch den Generalabt Edmondo Bernardini in der Patriarchalbasilika S. Croce in Rom geweiht.

Da der Italiener Bernardini kein Deutsch sprach, der personen- und finanzstärkste Anteil des Zisterzienserordens damals aber im deutschsprachigen Raum lag, ruhte die Leitung und Reorganisation des Ordens vor allem auf Quatembers Schultern. 1948 wurde er wegen der zunehmenden Kränklichkeit Bernardinis vom Definitorium zum Generalvikar bestimmt und 1950 auf dem Generalkapitel in Casamari – dem ersten seit 1933 –, schließlich selbst zum Generalabt gewählt, starb aber schon nach zweieinhalbjähriger Amtszeit an Magenkrebs und wurde seinem letzten Willen gemäß im Zisterzienserkloster Poblet in Katalonien beigesetzt.

Matthäus Quatember war ein zutiefst innerlicher Mensch. Schon im Priesterbuch des deutschen Kollegs in Rom, der Anima, wird er als »religiöser Genius« bezeichnet. Er hatte ein »geradezu messianisches Verständnis« von seiner Aufgabe, den Zisterzienserorden »wieder zur Blüte zu führen« (Schachenmayr, 2005). In einem Brief an den Heiligenkreuzer Abt Karl Braunstorfer schrieb er 1952:

...ich glaube, daß es meine Mission ist, den Orden aus Ägypten durch die Wüste bis zum Hl. Lande zu führen.

Das sichtbarste Zeichen seiner Tätigkeit war der Bau eines repräsentativen Hauses für die Generalkurie des Ordens am Aventin in Rom (Piazza del Tempio di Diana, 14), das nach seinem Wunsch die klassische ordensrechtliche Vorrangstellung der Abtei Cîteaux einnehmen und nach dem Vorbild der Benediktinerprimatialabtei Sant'Anselmo zum Mutterhaus und zur Kaderschmiede des gesamten Zisterzienserordens werden sollte.

Lebensdaten

26. Juli 1914 Einkleidung
4. Aug. 1916 feierl. Profess
22. Juni 1919 Priesterweihe (Budweis)
1919–1923 Seelsorger
1923–1925 Novizenmeister
1930–1950 Universitätsprofessor
26. Sep. 1934 – 21. Sep. 1950 Generalprokurator, seit 1948 auch Generalvikar
10. Dez. 1945 Ernennung zum Titularabt
25. März 1946 Benediktion
21. Sep. 1950 – 10. Feb. 1953 Generalabt

Veröffentlichungen

  • De vocatione sacerdotali. Animadversiones. – Turin, 1950

Literatur

  • Canisius Leopold Noschitzka: D. Matthäus Quatember. Der 78. Generalabt des Cistercienserordens. In: »Cistercienser Chronik« 60 (1953), S. 136–151
  • Karl Braunstorfer: Generalabt Matthäus Quatember. Ein Nachfolger des hl. Bernhard. In: Sancta Crux (Sommer 1953) S. 41–45
  • Alkuin Schachenmayr: Matthäus Quatember. In: Abt Karl Braunstorfer (1895–1978). – Berlin: Lukas Verlag, 2005. – S. 325ff.