Heidenbucher, Cleopha

Cleopha Heidenbucher

Cleopha Heidenbucher

Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Niederschönenfeld 1637–1657

* 1576 Kaufering
† 22. April 1657 Niederschönenfeld

Cleopha Heidenbucher oder Haidenbucher, geboren 1576 in Kaufering am Lech, war eine Tochter des Hofmarksherrn und herzoglichen Kastners Reinhard Heidenbucher und eine Zwillingsschwester der Äbtissin Magdalena Haidenbucher OSB von Frauenwörth. In die Zisterzienserinnenabtei Niederschönenfeld eingetreten, wurde sie dort Priorin und als solche am 30. August 1637 unter dem Vorsitz des Visitators Abt Jakob Mosbach von Kaisheim im Kloster Raitenhaslach zur Äbtissin gewählt. Ihre Vorgängerin Barbara Lung war im Juni gestorben. Während Äbtissin Cleophas Regierungszeit traf der Dreißigjährige Krieg das Kloster mit voller Wucht.

Zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt kehrten die Zisterzienserinnen aus ihrem bisherigen Aufenthaltsort Rain in ihr – nach der Zerstörung durch die Schweden 1632/33 – teilweise (notdürftig) wieder aufgebautes Kloster zurück. Als Beichtvater nahmen sie den Benefiziaten Martin Durst, weil die Mittel fehlten, einen eigenen Geistlichen zu unterhalten.

Den Wiederaufbau der Klosterkirche nahm die Äbtissin, so gut es mit den geringen Mitteln ging, 1640 in Angriff. Sie verwendete dazu unter anderem ein kleines, beim Kurfürsten anliegendes Kapital von 1300 Gulden, wovon ihr auf Vermittlung der Kurfürstin Maria Anna am 10. Januar 1641 300 Gulden abschlagsweise ausgezahlt wurden. Eine andere Gnade erwies der Kurfürst dem Kloster, indem er am 13. März 1641 dem Pflegverwalter zu Rain verbot, die verarmten Klosteruntertanen mit Einquartierungen zu belästigen. In den Jahren 1643 und 1644 mussten das Kloster und seine Untertanen dem Kurfürsten allerdings wieder hohe Kriegskontributionen entrichten.

Kurz darauf brach der Kriegssturm erneut los. Nach der Schlacht bei Allersheim am 3. August 1645 erschienen die Schweden unter Wrangel und Königsmarck erneut an Lech und Donau, und mit ihnen auch die Franzosen. Zum zweiten Mal musste der Konvent die Flucht ergreifen. Die Äbtissin mit sieben Frauen und einigen Schwestern begab sich zu ihrer Schwester nach Frauenchiemsee, wo sie bis zum April des folgenden Jahres blieb, der übrige Teil des Konvents floh nach Rain oder zerstreute sich an andere Orte. Die Klostergebäude wurden demoliert, die Ländereien verwüstet. Erst nach dem Waffenstillstand vom 14. März 1647 konnte die Äbtissin mit einem Teil des Konvents nach Niederschönenfeld zurückkehren, wo sie sich aber – in Hütten zwischen den Ruinen lebend – kaum ernähren konnten. Es heißt, die Klostergebäude waren durch den Feind dermaßen geschleift, dass die Wölfe durch die Steinhaufen streiften. Äbtissin Cleopha bat den Kurfürsten um Hilfe; erhielt auch etwas Mehl, aber kein Geld.

Ein Ende der Kriegsgreuel brachte zwar der Friede von Münster und Osnabrück im Oktober 1648, doch dauerte der Wiederaufbau noch Jahrzehnte. Mehrmals wandte sich Äbtissin Cleopha an den Kurfürsten und die Kurfürstin um Unterstützung, u.a. 1649 zum Bau eines Kirchleins. Ob sie etwas erhalten hat, ist nicht bekannt, doch kaufte sie in diesem Jahr in Augsburg eine Glocke. 1650 nahm sie wegen einiger Bauten ein kleines Darlehen auf. Zu dieser Zeit lebten bereits wieder 30 Konventualinnen im Kloster. Die übrigen, noch im Exil befindlichen, wollten ebenfalls zurückkehren, doch waren keine bewohnbaren Zellen vorhanden, die Schwestern lebten in hölzernen Verschlägen, ihre Pferde und Kühe mussten sie in den Kellern unterbringen. An einen Neubau war wegen Geldmangel nicht zu denken. Die Klosterfrauen mussten am Gottesdienst mit den Weltleuten teilnehmen, die Kirche – von den Soldaten als Heustadel benützt – hatte noch 1653 keine Fenster. Graf Wolf Dietrich von Törring, der bayerische Hofratspräsident, bezeugte selbst, dass, wer es nicht mit eigenen Augen sehe, unmöglich glauben könne, in welchem Ruin dieses Kloster liege; kein Ort in ganz Bayern sei so ruiniert. Um diese Zeit schenkte der Bischof von Freising dem Kloster ein gemaltes Blatt, wahrscheinlich ein Altarblatt.

Äbtissin Cleopha Heidenbucher starb am 22. April 1657, 73 Jahre alt, nachdem sie 55 Jahre im Kloster und 20 Jahre lang Äbtissin gewesen war. Ihre Nachfolgerin wurde Euphemia Vatig von Kronburg, die zweite Stifterin des Klosters.

gge, Sep. 2023


Daten:

Abbatissa: el. 30. August 1637.

Literatur:

Bader, Joseph: Geschichte des Frauenklosters Niederschönenfeld, in: Antonius Steichele (Hrsg.) Archiv für die Geschichte des Bistums Augsburg, Bd. I. Augsburg 1856, S. 385–393.

Zitierempfehlung: Heidenbucher, Cleopha, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Heidenbucher,_Cleopha

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