Schmid, Cäcilia (Seligenthal)

Cäcilia Schmid

Cäcilia Schmid OCist

Priorin der Klöster Seligenthal 1859–1865 und Waldsassen 1865–1895

* 30. April/1. Mai 1824 Rieden, Oberpfalz
02. Okt. 1895 Waldsassen

Maria Cäcilia Schmid, Taufname Theresia Walburga, wurde am 30. April oder 1. Mai 1824 als sechstes Kind der Weißgerberseheleute Joseph Schmid und Theresia, geb. Bachmaier, geboren. Am 9. Oktober 1842 trat sie in das Zisterzienserinnenkloster Seligenthal in Landshut ein, wo ihr Onkel Emanuel Bachmaier (1803–1869) Beichtvater war. Am 20. November 1842 wurde sie mit fünf weiteren Kandidatinnen eingekleidet und legte am 3. August 1845 die Profess ab.[1] Die Seligenthaler Chronik nennt sie am 20. August 1853 als Novizenmeisterin; 1855 wurde sie von Bischof Riedel zur Oberin eingesetzt und am 26. Mai 1858 wiedergewählt. In dieser Funktion erreichte Oberin Cäcilia u. a. die Rückgabe des Seligenthaler Äbtissinnenstabes von der Universität München am 15. Juli 1858. 1858/1859 begann sie mit dem Bau neuer Schul- und Institutsgebäude, trat aber am 8. April 1859 wegen Krankheit zurück. Am 8. September 1860 wiedergewählt, durfte sie von da an den Titel einer Priorin[2] tragen, aber keinen Ring mehr. 1863/64 lebten in Seligenthal 30 Chorfrauen und 16 Konversschwestern.

Als 1863 der Magistrat von Waldsassen in der Oberpfalz den Regensburger Diözesanbischof Ignatius von Senestrey ersuchte, die nach Aufgabe der Kattunfabrik freigewordenen Gebäude der in der Säkularisation untergegangenen barocken Männerabtei Waldsassen wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuzuführen und eine Mädchenschule aufzubauen, verwies Bischof Senestrey ihn an Priorin Cäcilia Schmid. Diese führte noch im Dezember persönlich die Kaufverhandlungen mit dem Fabrikanten Franz Rother über den Kaufpreis (37.000 Gulden), der im Januar 1864 notariell beurkundet wurde. Am 17. Mai 1864 entsandte sie die ersten vier Schwestern nach Waldsassen und übernahm im Juni 1865 selbst die Leitung der Niederlassung, die sie bis zu ihrem Tod 1895 behielt.

Unter großen Mühen richteten die Zisterzienserinnen in der ehemaligen rauchgeschwärzten Kattunfabrik ein bewohnbares Kloster und eine Mädchenschule mit angeschlossenem Internat ein. Am 1. Oktober 1865 wurde die Klausur geschlossen, am folgenden Tag die Unterrichtstätigkeit aufgenommen. Mit der Eröffnung eines eigenen Noviziats am 17. Februar 1867 war der elementare Aufbau des neuen Klosters abgeschlossen. Am 27. September 1868 nahm Bischof Senestrey die erste Profess ab – zugleich mit der Priesterweihe zweier Karmeliten aus dem Kloster Regensburg. Um die Neugründung in der Zisterziensertradition zu verwurzeln, ließ sich Cäcilia Schmid Chorbücher aus der belgischen Abtei Westmalle kommen und lud wiederholt Patres aus der Abtei Mehrerau zur Schulung der Schwestern im Zisterzienserrituale und Ordenszeremonielle ein (Krzonkalla, S. 252.).

Nach und nach kauften die Zisterzienserinnen auch einige in der Säkularisation verlorengegangene klösterliche Besitzungen wieder zurück[3]; dazu kamen Äcker, Wiesen und Waldstücke, um die wirtschaftliche Grundlage des Klosters zu sichern. 1874 ließ Priorin Cäcilia im Markt Waldsassen auf Kosten des Klosters ein neues Schulhaus (heute Rathaus) für die Jungen bauen, um den Ostflügel des Klosters für den eigenen Konvent freizubekommen, der 1880 schon aus 80 und 1893 aus 94 Mitgliedern (59 Chorfrauen und 35 Laienschwestern) bestand. 1894 wurde Waldsassen zum selbständigen Priorat erhoben (und am 6. April 1925 wieder Abtei).

Priorin Cäcilia Schmid starb am 2. Oktober 1895.

gge, Nov. 2019

  1. Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Regensburg für das Jahr 1878, S. 138; mit namentlicher Auflistung alle Konventsmitglieder [1].
  2. Ihre ältere Schwester Maria Hildegard Schmid (geb. 14. März 1821; Profess 2. Juli 1843) war Subpriorin.
  3. 1880 die beiden Mühlgrundstücke (Haus Nr. 18 Papiermühle und Nr. 19 Adlermühle), das sog. Beichtvaterhaus wurde 1888 ersteigert. Das Gärtnerhaus wurde nicht zurückgekauft; es ist heute in städtischem Besitz. Einen Großteil der Gärten und Freiflächen um das Kloster waren schon 1864 zusammen mit dem West- und Südflügel von dem Fabrikanten Karl Friedrich Rother erworben worden. Weitere Bereiche, namentlich der Bereich hinter dem Ostflügel und die Hälfte des Kreuzgartens, konnten später vom Staat erworben werden.

Daten:

Vest.: 20. Nov. 1842; Prof.: 3. Aug. 1845.

Literatur:

Söllner, Hubert: Eine Frau aus Rieden und ihre Berufung, Die Weißgerberstochter Theresia Walburga Schmid aus Rieden stand im 19. Jahrhundert an der Spitze von zwei Klöstern, in: Mittelbayerische zeitung, 1. Oktober 2018 · Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg, 1881, S. 729 · Kloster und Stadt Waldsassen. Beitrag zur Entwicklung der Kulturlandschaft, Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover, August 2002 · Krzonkalla, Benedicta: Die Wiederbesiedlung des Zisterzienserklosters Waldsassen durch Seligenthal, in: Seligenthal 1232–1982: Beiträge zur Geschichte des Klosters. Herausgegeben von der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal Landshut. Landshut: Eigenverlag, 1982, S. 247–260.

Zitierempfehlung: Schmid, Cäcilia (Seligenthal), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 3.06.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schmid,_C%C3%A4cilia_(Seligenthal)

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